Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
eine Mischung aus Mitleid und Abscheu.
Doch der Schmerz der Wunde schien die Kraft des Apfels zu mindern. Ezio lag bäuchlings da, bekam aber wie durch einen Nebel aus Schmerzen hindurch mit, wie Rodrigo, der sich in Sicherheit wähnte, sich umdrehte und auf Botticellis Fresko der Versuchung Christi blickte. Dicht davor stehend, hob er den Stab. Kosmische Energie ergoss sich daraus und legte sich über das Fresko, von dem sich ein Teil drehte, öffnete und eine Geheimtür freilegte, durch die Rodrigo verschwand – nachdem er noch einen letzten triumphierenden Blick auf seinen gefallenen Gegner geworfen hatte. Ezio musste hilflos mit ansehen, wie sich die Tür hinter dem Papst schloss, und hatte gerade noch genug Zeit, sich die Lage der Tür einzuprägen, bevor er das Bewusstsein verlor.
* * *
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er wieder zu sich kam, aber die Kerzen waren weit heruntergebrannt, und die Priester und anderen Leute waren verschwunden. Zwar lag er in einer Lache seines eigenen Blutes, allerdings stellte er fest, dass durch die Wunde, die Rodrigo ihm beigebracht hatte, keine lebenswichtigen Organe verletzt worden waren. Wacklig erhob er sich, stützte sich an der Wand ab und atmete tief und gleichmäßig, bis sich das Schwindelgefühl in seinem Kopf legte. Mit Fetzen, die er aus seinem Hemd riss, gelang es ihm, die Blutung zu stillen. Er machte seine Kodexwaffen bereit – die Doppelklinge trug er am linken Unterarm, den Giftdolch am rechten – und trat vor das Botticelli-Fresko hin.
Er erinnerte sich, dass die Tür in der Figur auf der rechten Seite verborgen war, eine Frau, die ein Bündel Holz zur Opferung trug. Er ging näher heran und nahm das Gemälde ganz genau in Augenschein, bis er den kaum sichtbaren Umriss entdeckte. Dann besah er sich sorgsam die Details des Gemäldes links und rechts von der Frau. Nahe ihrer Füße befand sich ein Kind, das die rechte Hand erhoben hatte, und in den Fingerspitzen dieser Hand fand Ezio den Knopf, der die Tür bediente. Als sie aufging, schlüpfte er hindurch, und es überraschte ihn nicht, dass sie hinter ihm sofort wieder zuschnappte. Er hätte jetzt ohnehin nicht daran gedacht, gleich wieder kehrtzumachen.
Er fand sich in einem Katakombengang wieder, doch als er vorsichtig weiterging, wichen die groben Wände und der Erdboden glatt geschliffenem Stein und einem Marmorboden, der einem Palast zur Ehre gereicht hätte. Und die Wände leuchteten in einem fahlen, überirdischen Licht.
Die Verletzung hatte Ezio geschwächt, aber er zwang sich zum Weitergehen, fasziniert und eher von Staunen als von Angst erfüllt. Dennoch blieb er auf der Hut, denn er wusste, dass auch der Borgia diesen Weg genommen hatte.
Schließlich mündete der Gang in einen großen Raum. Die Wände waren glatt wie Glas und leuchteten in dem gleichen blauen Schein, den er schon zuvor gesehen hatte, nur war er hier intensiver. In der Mitte des Raumes stand ein Sockel, und darauf ruhten – in Haltern, die eindeutig für sie geschaffen waren – der Apfel und der Stab.
Die rückwärtige Wand war mit Hunderten von Löchern in gleichmäßigem Abstand übersät, und davor stand der Spanier, der verzweifelt dagegen drückte und daran herumtastete, ohne Ezios Eintreffen zu bemerken.
„Geh auf, verdammt, geh endlich auf !“, schrie er ebenso wütend wie frustriert.
Ezio trat vor. „Es ist vorbei, Rodrigo“, sagte er. „Gib auf. Es hat keinen Sinn mehr.“
Rodrigo wirbelte zu ihm herum.
„Keine Tricks mehr“, fuhr Ezio fort, löste seine Dolche aus und warf sie zu Boden. „Keine alten Artefakte mehr. Keine Waffen. Und jetzt … zeig mir, aus welchem Holz du geschnitzt bist, Vecchio .“
Ein Lächeln breitete sich langsam über Rodrigos verderbtes Gesicht. „Na schön – wie du willst.“
Er streifte sein schweres Übergewand ab und stand in Rock und Hose da. Ein fetter, aber kompakter und kräftiger Körper, über den kleine Blitze flirrten, gespeist von der Kraft, die der Stab ihm verliehen hatte. Dann trat er vor und landete den ersten Treffer – ein brutaler Kinnhaken, der Ezio nach hinten taumeln ließ. „Warum konnte dein Vater nicht einfach die Finger von der Sache lassen?“, fragte Rodrigo bedauernd, als er den Fuß hob, um Ezio mit aller Kraft in den Bauch zu treten. „Aber nein, er musste ja immer weitermachen … Und du bist genau wie er. Ihr Assassinen seid alle wie Mücken, die man erschlagen muss. Ich wünsche bei Gott, Alberti, dieser Idiot,
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