Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
mit goldenen Delfinen und Kreuzen verziert war. Seine Hand lag auf dem Knauf seines Schwertes. Er war von durchaus gutem Aussehen, das nur ein grausamer Zug um den Mund und ein schwach ausgeprägtes Kinn störten, und obgleich er ein wenig untersetzt war, konnte an der Kraft in seinen Armen und Beinen kein Zweifel bestehen.
„ Buona sera , Vieri“, sagte der junge Mann in ruhigem Ton. „Wir haben gerade von dir gesprochen.“ Er verbeugte sich übertrieben höflich und setzte eine überraschte Miene auf. „Aber du musst mir verzeihen. Wir hatten dich nicht persönlich erwartet. Ich dachte, die Pazzis würden stets andere schicken, um ihre Drecksarbeit erledigen zu lassen.“
Vieri trat näher und straffte sich, während sein Trupp ein paar Meter entfernt stehen blieb. „Ezio Auditore! Du verhätschelter kleiner Balg! Ich würde sagen, dass es eher deine Familie von Schreibtischhengsten und Buchhaltern ist, die zu den Wachen läuft, sobald es auch nur das geringste Anzeichen von Schwierigkeiten gibt. Codardo! “ Er packte den Griff seines Schwertes. „Du hast Angst, dich der Dinge selbst anzunehmen. So ist das!“
„Nun, was soll ich sagen, Vieri, ciccione? Deine Schwester Viola schien bei unserer jüngsten Begegnung recht zufrieden mit der Art und Weise gewesen zu sein, wie ich mich ihrer angenommen habe.“ Ezio Auditore schenkte seinem Feind ein breites Grinsen und vernahm mit Befriedigung, wie dessen Gefährten hinter seinem Rücken kicherten und tuschelten.
Aber er wusste auch, dass er zu weit gegangen war. Vieri war vor Zorn bereits dunkelrot angelaufen. „Jetzt reicht es mir mit dir, Ezio, du kleiner Wichser! Jetzt wollen wir mal sehen, ob du auch so gut kämpfst, wie du plapperst!“ Er hob das Schwert und sah über die Schulter hinweg zu seinen Männern. „Bringt die Scheißkerle um!“, brüllte er dann.
Augenblicklich wirbelte ein weiterer Stein durch die Luft, aber diesmal nicht zum Zweck der Provokation. Der Stein traf Ezio an der Stirn, die Haut platzte auf, Blut floss. Ezio wankte kurz, während Vieris Gefolge auch schon einen wahren Steinhagel auslöste. Ezios eigenen Leuten blieb kaum Zeit, sich zu ordnen, ehe die Pazzi-Bande über die Brücke herankam und auf sie zustürmte. Weil alle zugleich angriffen, war das Gedränge so dicht, dass zunächst kaum Gelegenheit war, Schwerter oder auch nur Dolche zu ziehen. So stürzten sich beide Parteien mit bloßen Fäusten aufeinander.
Der Kampf wurde hart und erbittert geführt; brutale Tritte und Schläge mischten sich mit dem Übelkeit erregenden Knacken von Knochen. Für eine Weile standen die Siegeschancen durchaus gleich; doch dann sah Ezio, sein Blick leicht getrübt von dem Blut, das ihm aus der Stirnwunde rann, wie zwei seiner besten Männer strauchelten und zu Boden gingen, wo die Pazzis sogleich auf sie eintraten. Vieri lachte und führte, einen schweren Stein in der Hand, einen weiteren Hieb nach Ezios Kopf. Ezio ging in die Knie, und der Schlag verfehlte ihn, aber es war äußerst knapp gewesen, und jetzt wendete sich das Blatt zuungunsten der Auditore-Fraktion. Bevor er wieder hochkam, gelang es Ezio, den Dolch zu zücken und ungezielt, aber mit Erfolg, nach dem Oberschenkel eines kräftig gebauten Pazzi-Schergen zu stechen, der gerade im Begriff war, sich mit gezogenem Schwert und Dolch auf ihn zu stürzen. Ezios Klinge schnitt erst durch Stoff und dann durch Fleisch und Sehnen, und der Mann stieß ein schmerzerfülltes Heulen aus, fiel vornüber, ließ die Waffen fallen und presste beide Hände auf die Wunde, aus der das Blut quoll.
Ezio rappelte sich auf und blickte in die Runde. Er sah, dass die Pazzis seine eigenen Leute umzingelt und gegen eine Wand der Kirche gedrängt hatten. Er spürte, wie ein Teil seiner Kraft in seine Beine zurückkehrte, und schob sich auf seine Gefährten zu. Ein weiterer Pazzi-Schläger schwang das Schwert nach ihm; Ezio duckte sich, schlug dem Mann die Faust aufs stoppelige Kinn und sah zu seiner Zufriedenheit Zähne fliegen, während der Beinahe-Mörder, von dem Treffer gelähmt, in die Knie sackte. Ezio versuchte seinen Männern mit Zurufen Mut zu machen, doch in Wahrheit dachte er nur darüber nach, wie sie möglichst würdevoll den Rückzug antreten konnten, als er hörte, wie eine laute und sehr vertraute Stimme von jenseits des Pazzi-Mobs nach ihm rief.
„Hey, fratellino , was zum Teufel treibt ihr da?“
Ezios Herz pochte vor Erleichterung, und er keuchte: „Hey Federico! Was tust du
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