Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
denn hier? Ich dachte, du würdest wieder mal die Nacht durchfeiern!“
„Unsinn! Ich wusste doch, dass du etwas im Schilde führst, und da dachte ich mir, ich komme mal mit, um zu sehen, ob mein kleiner Bruder endlich gelernt hat, auf sich aufzupassen. Aber du scheinst noch die eine oder andere Lektion nötig zu haben!“
Federico Auditore, ein paar Jahre älter als Ezio und ältester Sohn der Familie Auditore, war ein großer Mann mit großem Appetit – aufs Trinken, auf die Liebe und auf den Kampf. Noch während er sprach, stürmte er heran, schlug zwei der Pazzis mit den Köpfen aneinander, hob den Fuß und knallte ihn einem dritten unters Kinn, während er durch die Meute auf seinen Bruder zupflügte, scheinbar blind und taub für das gewalttätige Treiben um ihn herum. Solcherart ermuntert, verdoppelten Ezios Leute ihre Anstrengungen. Die Pazzis hingegen waren aus dem Tritt gebracht. Ein paar der Werfthelfer hatten sich in sicherer Entfernung zum Zuschauen versammelt, und im Zwielicht hielten die Pazzis diese Männer für Verstärkung der Auditores. Dies sowie Federicos Gebrüll und fliegende Fäuste und Ezio, der dem Beispiel seines Bruders rasch nacheiferte, versetzten die Gegner schnell in Panik.
Vieri de’ Pazzis wütende Stimme erhob sich über den Tumult. „Rückzug!“, rief er seinen Männern zu. Sein Blick fiel auf Ezio, und er knurrte irgendeine unhörbare Drohung, ehe er im Dunkeln verschwand und über die Ponte Vecchio floh, gefolgt von denjenigen seiner Männer, die sich noch rühren konnten, und gejagt von Ezios nunmehr triumphierenden Gefährten.
Auch Ezio wollte ihnen nachsetzen, aber die massige Hand seines Bruders hielt ihn zurück. „Warte mal“, sagte Federico.
„Was ist denn? Wir müssen hinterher!“
„Halt still.“ Federico furchte die Stirn und betastete sanft die Wunde auf Ezios Stirn.
„Das ist nur ein Kratzer.“
„Das ist mehr als nur ein Kratzer“, befand sein Bruder mit ernster Miene. „Du musst zu einem Arzt.“
Ezio spuckte aus. „Ich kann keine Zeit damit vergeuden, zu einem Arzt zu rennen. Außerdem …“ Er hielt kleinlaut inne. „Ich hab kein Geld.“
„Ha! Hast es für Weiber und Wein verprasst, nehme ich an.“ Federico grinste und schlug seinem Bruder gutmütig auf die Schulter.
„Na ja, ‚verprasst‘ würde ich das nicht nennen. Und schau dir doch nur an, was du mir für ein Vorbild bist.“ Auch Ezio grinste, doch dann zögerte er. Auf einmal merkte er, wie es in seinem Kopf hämmerte. „Na gut, es könnte vielleicht nichts schaden, wenn ein Arzt zumindest einen Blick darauf werfen würde. Du könntest mir nicht zufällig ein paar fiorini leihen?“
Federico tätschelte seinen Geldbeutel. Darin klimperte nichts. „Ehrlich gesagt, ich bin gerade selbst etwas knapp bei Kasse.“
Ezio grinste über den verlegenen Gesichtsausdruck seines Bruders. „Und wofür hast du dein Geld verprasst? Für Messen und Ablässe, wie?“
Federico lachte. „Na gut. Du hast gewonnen.“ Er schaute sich um. Letztlich waren nur drei oder vier ihrer eigenen Leute so schwer verletzt worden, dass sie am Ort des Kampfes zurückbleiben mussten, und selbst die setzten sich auf, stöhnten ein bisschen, grinsten aber auch. Es war eine heftige Prügelei gewesen, aber keiner von ihnen hatte irgendwelche Knochenbrüche davongetragen. Allerdings lag ein gutes halbes Dutzend Pazzi-Schergen bewusstlos da, und mindestens zwei von ihnen waren teuer gekleidet.
„Lass uns mal nachsehen, ob einer unserer gefallenen Gegner irgendwelche Reichtümer mit uns teilen will“, meinte Federico. „Unsere Bedürfnisse sind schließlich größer als die ihren – und ich wette, du schaffst es nicht, sie um ihre Last zu erleichtern, ohne sie aufzuwecken!“
„Das werden wir ja sehen“, sagte Ezio und machte sich mit geschickten Fingern ans Werk. Binnen weniger Minuten hatte er genug Goldstücke beisammen, um ihnen beiden den Beutel zu füllen. Ezio blickte triumphierend zu seinem Bruder und ließ seinen frisch erworbenen Reichtum klimpern, um seinen Erfolg zu verkünden.
„Das reicht!“, rief Federico. „Lass ihnen wenigstens so viel, dass sie nach Hause humpeln können. Wir sind schließlich keine Diebe – das ist lediglich Kriegsbeute. Und es gefällt mir immer noch nicht, wie diese Wunde aussieht. Du musst schleunigst zu einem Arzt.“
Ezio nickte, drehte sich um und ließ den Blick ein letztes Mal über das Schlachtfeld wandern, auf dem die Auditores den Sieg davongetragen
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