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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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    Ein Adler segelte hoch am klaren Himmel.
    Der Reisende, voller Straßenstaub und abgerissen, löste seinen Blick von dem Raubvogel, kletterte über eine niedrige Mauer aus grobem Stein und blieb einen Moment lang reglos stehen, um die scharfen Augen schweifen zu lassen. Die schroffen, schneebedeckten Berge rahmten die Burg ein, schützten und umschlossen sie, wie sie da auf der Kuppe ihrer eigenen Höhe aufragte, der Turm mit dem Kuppeldach ein Spiegelbild der kleineren Kuppel des nahen Kerkerturms. Wie eiserne Klauen krallten sich Felsen an den Fuß ihrer steilen grauen Wände. Der Reisende sah die Burg nicht zum ersten Mal – tags zuvor schon hatte er einen ersten Blick darauf geworfen, bei Einbruch der Dunkelheit, als er eine Meile weiter westlich einen Aussichtspunkt erklommen hatte. Wie von Zauberhand schien sie in diesem unwirtlichen Terrain erbaut worden zu sein, eins mit den Felsen und den Klüften, mit denen sie regelrecht verwachsen war.
    Er hatte sein Ziel erreicht. Endlich. Nach einer zwölf Monate langen, erschöpfenden Reise, auf beschwerlichen Wegen, bei rauem Wetter.
    Jetzt hielt sich der Reisende geduckt, nur für alle Fälle, und blieb ganz still, während er wie von selbst seine Waffen überprüfte und die Umgebung beobachtete. Doch nichts regte sich.
    Keine Seele auf den Wehrgängen. Schneidender Wind wirbelte Schneewolken auf. Aber keine Spur eines Menschen. Der Ort schien verlassen zu sein. Wie er es aufgrund dessen, was er darüber gelesen hatte, erwartete. Aber das Leben hatte ihn gelehrt, dass es stets am besten war, sich selbst zu vergewissern. Er verhielt sich weiter still.
    Kein Laut außer dem Wind. Dann … doch etwas. Ein Kratzen? Links von ihm, und ein Stück voraus kollerte eine Handvoll loses Geröll über einen kahlen Hang. Er spannte sich, richtete sich ein wenig auf, reckte den eben noch zwischen die Schultern gezogenen Kopf. Dann bohrte sich der Pfeil durch die Panzerung seiner rechten Schulter.
    Er wankte ein wenig und verzog vor Schmerz das Gesicht, während er mit der Hand nach dem Pfeil fasste und zugleich den Kopf hob und scharfen Blickes zu einer Erhebung zwischen den Felsen hinsah, eine kleine Klippe, sechs oder sieben Meter hoch, die sich vor der Vorderseite der Burg erhob und als natürliche Außenmauer diente. Auf ihrem Kamm erschien jetzt ein Mann in dunkelroter Tunika, über der er ein graues Obergewand und eine Rüstung sowie die Abzeichen eines Hauptmanns trug. Sein Schädel war beinahe kahl rasiert, durch sein Gesicht zog sich eine Narbe von rechts oben nach links unten. Er öffnete den Mund zu einem Ausdruck, der halb ein Knurren war, halb ein triumphierendes Grinsen, und bleckte krumme Zahnstummel, braun wie die Grabsteine auf einem verwilderten Friedhof.
    Der Reisende zog am Schaft des Pfeils. Die mit Widerhaken versehene Spitze hatte sich in der Rüstung verkantet, jedoch nur das Metall durchschlagen und die Haut darunter lediglich angekratzt. Er brach den Pfeil ab und warf ihn zur Seite. Dabei fiel sein Blick auf mehr als hundert weitere bewaffnete Männer, die in gleicher Weise gekleidet waren, Hellebarden und Schwerter in den Händen. Beiderseits des fast glatzköpfigen Hauptmanns nahmen sie auf dem Felsenkamm Aufstellung. Helme mit Nasenschützern verbargen ihre Gesichter, doch ihr Wappen mit dem schwarzen Adler verriet dem Reisenden, wer sie waren, und er wusste, was er von ihnen zu erwarten hatte, wenn sie seiner habhaft würden.
    Wie hatte er nur in eine solche Falle tappen können? Wurde er etwa alt? Er hatte doch jede nur denkbare Vorsicht walten lassen.
    Dennoch hatte es ihm nicht geholfen.
    Er trat zurück, erwartete sie, als sie auf das unebene Stück Boden zuströmten, auf dem er stand. Sie schwärmten aus, umzingelten ihn, wahrten jedoch eine Hellebardenlänge Abstand. Er konnte spüren, dass sie ihn trotz ihrer Überzahl fürchteten. Sein Ruf war weithin bekannt, und sie taten gut daran, auf der Hut zu sein.
    Er besah sich die Hellebardenköpfe. Sie waren Axt und Spieß in einem.
    Er spannte die Unterarmmuskeln, und an seinen Handgelenken schnellten die beiden verborgenen tödlichen Klingen hervor. Er wehrte den ersten Hieb ab und merkte, dass er zögernd geführt worden war. Wollten sie ihn lebend in die Hände bekommen? Dann fingen sie an, von allen Seiten her mit ihren Waffen nach ihm zu stoßen, um ihn in die Knie zu zwingen.
    Er wirbelte herum und durchtrennte mit geschickten Bewegungen die Schäfte zweier Hellebarden. Als der Kopf der

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