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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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der geheimen Passage lag unter Tonnen von Fels und Geröll begraben.
    Ihm blieb nichts weiter übrig, als sich auf die nächste Audienz vorzubereiten, in deren Rahmen ihm die undankbare Rolle zukam, den Zwergen in seiner Eigenschaft als Stimme der Götter zu verkünden, was sie längst wussten: nämlich dass das Ende von Zwerg und Zwergeszwerg begonnen hatte.
    Der Olm war die Zeichen gelaufen, also war es wahr. Er würde dem Ehernen Volk die schlimme Botschaft überbringen müssen, und in dem fruchtbaren Boden der Verzweiflung, den seine Worte schaffen würden, würden die Verschwörer ihre umstürzlerische Saat ausbringen. Ihm blieb nur zu hoffen, dass der Rest des Schicksalszwergs noch am Leben war und es ihm gelang, den Dämonen Einhalt zu gebieten. Mit einem letzten Blick zurück auf die eingestürzte Höhle stützte sich der Alleroberhöchste auf seinen Käferstab und humpelte mit Hilfe seines Gedächtnisses zurück in seine Gemächer, um sich für die vielleicht letzte Audienz des Ehernen Imperium bereit zu machen.
     
     
    Der Rest des Schicksalszwergs war im blauen Licht magischer Steine ins Innere der geheimen Gänge vorgedrungen. Das Licht war ihnen unheimlich, weshalb sie auf ihre Käfer lieber nicht verzichten wollten. Allen voran eilte der Drachenjäger, mit erhobenem Käferstab und gezückter Axt. Hrudgroll Schleuderstein ging mit erhobenem Wurfmesser dicht hinter ihm her und lugte neugierig in jeden Winkel des Ganges. Ihm wiederum folgte Blechboldt, der vor allem die unnatürliche Glätte der Wände bestaunte. Er war der Einzige von ihnen, der überhaupt bemerkt hatte, dass die Gänge mit Hilfe von Magie gegraben worden sein mussten. Und wenn dem so war, wenn die Seelenlosen keinen Respekt vor den Gesetzen des Ehernen Imperiums und keine Furcht vor der Magie kannten, dann konnte niemand sagen, wozu sie wirklich in der Lage waren.
    Das Schlusslicht bildete Fazzgadt Eisenbart, der Bartbruder Hrodborrks des Jüngeren. Dessen grün geschuppten Sohn hatte er inzwischen wieder eingefangen und die Leine an seinem Handgelenk festgebunden. Mit der Obstschale auf dem länglichen Kopf und der golden schimmernden Leine wirkte der Gierling eher wie die Attraktion eines Tierbändigers aus den Jahrmarktshöhlen der klammen Kavernen von Khrusk als wie der ehrbare Nachfahre eines überwiegend ehrbaren Zwergs.
    Der Gierling aber war nicht der Grund dafür, warum Fazzgadt absichtlich ein wenig hinter seinen Begleitern zurückgefallen war. Stattdessen ging es um den zweiten Sohn seines Bartbruders, den er auf die Welt zu bringen geschworen hatte. Fazzgadt hatte mit einiger Beruhigung festgestellt, dass der Schlüpfling zumindest der Rasse der Zwerge angehörte. Doch es gab noch andere Makel, abgesehen von grünen Schuppen und großen Ohren. In diesem Fall war es weniger ein körperlicher Makel als vielmehr ein ideologischer. Der zweite Sohn seines Bartbruders war allem Anschein nach Teil der großen Erzferkelprophezeiung, was Fazzgadt, als einem erklärten Gegner von Aberglaube, Religion und verklärten Bestimmungen, mehr als bloß übel aufstieß. Zumal er wusste, wie der Rest der Zwerge auf diese Neuigkeit reagieren würde.
    Manchmal fragte er sich, ob er damals im Kalten Schoß womöglich zwei andere Eier gewählt hätte, wenn er auf dem Weg weniger als zwölf Flaschen getrauert hätte. Die Frage aber war müßig. Dies war nun einmal die Situation, in der er sich befand, und er würde das Beste daraus machen. Er war ein Teil des Schicksalszwergs, der ohne seinen Kopf durch fremde Gänge irrte und ein Imperium retten musste, zugleich aber auch der Oheim eines essbaren Drachens und eines goldbezahnten Schlüpflings. Und damit musste er sich abfinden. Zumindest größtenteils…
    Als die anderen Zwerge hinter der nächsten Biegung des Ganges verschwanden, blieb Fazzgadt stehen. Hastig lud er den Rucksack ab, öffnete ihn und faltete die Decke darin auseinander. Verwundert starrte der kleine Zwerg ihm aus seinem wirrbärtigen Gesichtchen entgegen.
    Was er vorhatte, gefiel Fazzgadt gar nicht, aber es musste sein. Außerdem war der Weg der Erneuerung teuer genug gewesen. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter, wenn er an die beiden goldgierigen Wachleute am Tor zum Kalten Schoß dachte oder daran, was seine zwölf Flaschen Trauertrunk ihn allabendlich gekostet hatten. Mit dem, was er nun zu tun gedachte, würde er nicht nur die Wogen des Aberglaubens glätten, sondern ganz nebenbei auch noch den größten Teil seiner Verluste

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