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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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saßen sie dort am steinernen Tisch der Tradition und schwiegen. Und das bereits seit vielen Schlägen.
    Zuvor hatten sie natürlich gesprochen. Allerdings nicht viel. Wie üblich waren sie sich einig gewesen, dass etwas geschehen musste. Doch im Gegensatz zu sonst konnte man die Garde nirgendwo hinschicken, um das Problem zu lösen. Dieses Problem konnten weder hundert Trollschädel noch Echsenschwänze beheben.
    Ebenso einig waren sie sich darüber gewesen, dass alte Prophezeiungen generell über kurz oder lang verboten werden sollten. Oder sie mussten zumindest einem Verkündungsgremium zur Prüfung vorgelegt werden. Schon eine Prophezeiung vom Untergang war bereits der halbe Untergang!
    Und zuletzt waren sie sich darüber einig gewesen, dass sie, wenn in nächster Zeit ein Zwerg mit goldenem Gebiss auftauchte oder einer, der kein Bier trank, beide ohne viel Aufhebens in die große Schlucht stoßen würden, bevor jemand sie bemerkte. Der Umgang mit derlei Phänomenen bedurfte eines gewissen Fingerspitzengefühls.
    In diesem Augenblick barst mit einem lauten Knall der Humpen Gutgroll Zornholds. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Mit seiner eisernen Faust hieb er auf die tönernen Splitter des Humpens, und die Stimme des Häuptlings zitterte, als er sprach: »Die verdammte Immerschwarze. Wir müssen die Spinne finden, ihr die Beine ausreißen, eines nach dem anderen, und sie in die Schlucht werfen! Sie ganz besonders! Diese Hysterie muss ein Ende haben!«
    Die Spinne. Sie war der einzige vermeintliche Beweis für den bevorstehenden Untergang, der einzige Hinweis darauf, dass die Prophezeiungen des Erzferkels in die Wirklichkeit hinüberwucherten. Und Zornhold hatte recht. Sie mussten die Spinne finden und sie verschwinden lassen. Sie durfte nicht einmal eine Erinnerung in den Köpfen der Zwerge hinterlassen. Wobei längst nicht alle Anwesenden davon überzeugt waren, dass es sich bei dem gesehenen Tier wirklich um eine schwarze Splitterspinne gehandelt hatte.
    Olbrich Eisenbruch setzte seinen Humpen ab, trank und wischte sich mit dem Handrücken über den schwarzen Bart. Dann murrte er: »Das ist alles Unsinn. Eine Aschassel wird es gewesen sein. Vielleicht eine ganz besonders große, aber trotzdem nur eine Aschassel. Oder eine Kohlenspinne, verdammt. Dieses abergläubische Pack. All diese wirren Gedanken machen noch den Stahl dünn. Mein Stamm gebärdet sich, als wären wir längst untergegangen.«
    Hornfaust richtete sich ein wenig in seinem Räderstuhl auf. »Frag mich! Selbst der Felsen bröckelt. Die Erträge der letzten Schichten waren jämmerlich. Die schäbigen Schaufler bringen nur noch einen Bruchteil dessen hoch, was sie früher gefördert haben. Weiß der Steinfloh, was sie in den Stollen treiben. Arbeiten jedenfalls nicht. Wahrscheinlich halten drei nach der Spinne Ausschau, während einer schürft. Und am Ende werden sie jammern, wenn sie zu wenig Gold im Beutel haben und die Welt doch noch nicht untergegangen ist. Faule, feige, dünnbärtige Bande…«
    Der Häuptling des Felsclans spie verächtlich aus. Ein hässlicher bleicher Klumpen Zwergenrotz klatschte auf den Boden, und im nächsten Augenblick huschte eine bucklige Gestalt mit einem Lappen herbei. Der Leibspeiwischer Gangwardt Hornfausts. Es war keine dankbare Arbeit, aber eine mit Bestand. Denn selbst wenn alles Erz aus sämtlichen Felsen des Imperiums geschlagen worden war, würde Gangwardt Hornfaust immer noch auf den Boden speien. Das jedenfalls war die feste Überzeugung seiner Getreuen.
    »Was aber, wenn es wirklich eine Immerschwarze ist? Eine Zwergenfresserin?« Krass Breitbart, der Herr des Feuerstammes, schaute von einem zum anderen und strich dabei nachdenklich über seinen dunkelroten Bart. Seine Stimme klang leise, während er seine Worte mit Bedacht wählte. »Wenn sich nun wirklich Dinge in Bewegung setzen und es die Schatten des nahenden Endes sind, die auf uns fallen?« Die verständnislosen Blicke der übrigen Häuptlinge verrieten, dass sie diese Möglichkeit noch nicht in Betracht gezogen hatten. »Wenn an den Worten des Erzferkels nun wahrhaftig etwas dran ist und die Weltmaschine langsam auseinanderzubrechen beginnt?« *
    Die Mienen aller Anwesenden waren erstarrt. Selbst der Leibspeiwischer kniete wie vom Blitz getroffen da.
    Die Frage verfehlte ihre Wirkung nicht. Unter den Helmen begann es zu arbeiten. Sich bewahrheitende Prophezeiungen rückten in den Bereich des Möglichen. Und in den Köpfen der Häuptlinge und des

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