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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ich spürte es. So wie ich ebenfalls spürte, daß ich ihn immer noch liebte, obwohl er mir mit der Zeit auch leid zu tun begann.
    Endlich, nach vier Jahren, wurde mir klar, daß es niemals eine gemeinsame Zukunft für Bertram und mich geben würde. Und mir wurde klar, daß ich Dich, Peter, mein Kind, vier Jahre lang im Stich gelassen hatte, weil ich zu vertrauensselig und zu gutgläubig gewesen war. Im Grunde genommen hatte ich dich genauso verraten, wie ich selbst verraten worden war. Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich fühlte. Vor allem, als ich den Anruf von Schwester Hildegard bekam, die Du ja kennst.
    Schwester Hildegard war etwa in meinem Alter. Ihr imponierte es, wie ich mich die wenigen Male, die ich Dich besuchen durfte, um Dich kümmerte. Mit der Zeit waren wir uns nähergekommen, ohne daß es jedoch eine Freundschaft gewesen wäre. Vielleicht spielte auch die Tatsache eine Rolle, daß wir beide im gleichen Alter waren.
    Eines Tages rief sie mich an und bat mich um ein vertrauliches Gespräch außerhalb des Heims. Wir trafen uns und sie erzählte mir, daß der Hausmeister im Heim Dich regelmäßig schlagen würde. Auch würde er Dich immer wieder zur Strafe in einen Raum im Keller einsperren, der ehemals als Kohlenlager benutzt worden war, und seinen Schäferhund davor Platz nehmen lassen, um Dich zu bewachen und Dir Angst einzujagen. Der Heimleitung gegenüber habe sie dies einmal, als d u völlig aufgelöst, beinahe hysterisch, in d ein Zimmer gerannt seiest, mitgeteilt. Doch da es sich bei dem Mann um einen langjährigen Mitarbeiter handelte, sie selbst jedoch erst ein Jahr zuvor eingestellt worden war und es zudem außer ihr keine weiteren Zeugen gab, sei ihr nicht geglaubt worden. In diesem Moment wurde mir klar, was ich da verbrochen hatte – gemeinsam mit Bertram und auch Dr. Klimnich.
    Zwar hast auch Du, Peter, mir am Anfang zwei-, dreimal von diesen Sachen erzählt. Doch ich konnte und wollte es nicht glauben. Außerdem kannte ich Dich zu wenig. Jahre später erfuhr ich zufällig, dieser Hausmeister, er heißt Christoph Lemsack, war von der Heimleitung selbst entlassen worden. Ich weiß nicht, was er heute macht.
    Danach erzähltest Du mir nichts mehr. Dafür hattest Du plötzlich den Tick, ständig eine Sonnenbrille zu tragen. Egal, ob die Sonne schien oder ob es regnete. Versuchte jemand, sie Dir abzunehmen, hast Du Dich jedes Mal in einen richtigen Schreikrampf und Wutanfall hineingesteigert, bis es schließlich keiner mehr wagte. Auch ich nicht.
    Nach dem Gespräch mit der Schwester war mir jedenfalls klar , ich mußte meinen Fehler wieder gutmachen. Zum ersten Mal in meinem Leben begann ich, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich mußte einen Mann vorweisen, sprich eine Familie. Ich studierte die Heiratsanzeigen in den hiesigen Zeitungen. Die Anzeige eines alleinstehenden Unternehmers erregte meine Aufmerksamkeit. Er war vierundfünfzig Jahre alt. Er schrieb, er suche eine treusorgende Frau und ein Kind würde nicht stören. Er machte einen netten Eindruck und es imponierte ihm, wie sehr ich mich darum bemühte, Dich aus dem Heim zu holen. Maurus war kein Träumer. Also war ihm von vornherein klar, daß es keine Liebesheirat sein würde. Aber er sagte immer, die Liebe würde von alleine kommen. Sieben Monate später heirateten wir. Leider zerschlug sich meine Hoffnung, ihr beide, Maurus und Du könntet euch gut verstehen. Maurus gab sich alle Mühe. Doch Du ignoriertest ihn und hast stundenlang Westernfilme angeschaut. Schließlich wolltest Du nur noch mit Slim angeredet werden, dem Namen der Hauptfigur Deiner Lieblingswesternserie. Vergaß man das, hast Du entweder nicht reagiert oder aber einen Wutanfall bekommen.
    Da ich nicht ein noch schlechteres Verhältnis zwischen Maurus und Dir wollte, habe ich verschwiegen, daß Maurus nicht Dein richtiger Vater war.
    Als er dann vor eineinhalb Jahren starb, konnte ich trotz allem auf eine gute Ehe zurückblicken, soweit das von mir aus überhaupt möglich war. Maurus hat immer gesagt, er habe mich geheiratet und nicht Dich. Für ihn war es deshalb auch selbstverständlich, Dich bei der Gründung Deines Computerladens finanziell zu unterstützen. Natürlich nicht direkt, sondern über mich. Ich klärte Dich nun darüber auf, daß Maurus nicht Dein Vater gewesen ist. Ich habe Dir die Geschichte erzählt. Es war eine große Erleichterung für mich. Gleichzeitig hatte ich Angst davor, Du könntest es nicht verkraften und Dir womöglich etwas

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