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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Müdigkeit darin zu erkennen. Er wusste nicht, ob er sie bedauerte oder ob sie ihm egal war; eine unbestimmbare Leere machte sich in ihm breit, alles schien sich in weiter Ferne abzuspielen. Zillmann begann sich und die anderen vorzustellen. Astrella registrierte ihren stumpfen Blick, der irgendwo in diesem Raum endete.
    »Frau Emmel«, sprach Zillmann weiter, »Sie wissen, warum wir hier sind?«
    »Ja«
    »Leider muss ich Ihnen zunächst aber eine traurige Mitteilung machen. Es geht um Ihren Sohn Peter.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte die Frau ängstlich und starrte sie dabei aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Er wurde vor etwa einer Stunde bei einem Schusswechsel getötet, nachdem er gerade versucht hatte, zusammen mit drei anderen Männern Herrn Astrella zu töten. Allerdings kommen wir nicht allein deshalb, sondern auch, weil wir …«
    »Sie haben ihn ermordet!«
    Zillmann runzelte die Stirn, schien zu überlegen, wie er auf diesen Vorwurf reagieren sollte.
    »Keineswegs. Die Kollegen hatten keine andere Wahl, wenn sie nicht selbst erschossen werden wollten.«
    »Sie haben ihn ermordet.« Ihrem Blick nach zu urteilen, schien sie seltsamerweise mit ihrem Vorwurf jemand zu meinen, der gar nicht anwesend war.
    »So sehr ich Ihre Trauer verstehe, so muss ich Sie trotzdem darauf hinweisen, dass wir nicht allein dieser Sache wegen zu Ihnen gekommen sind.«
    »So …«, antwortete sie nur, und es klang, als sei das für sie nicht mehr wichtig.
    »Es geht um die beiden Morde an Josef Klimnich und Christoph Lemsack. Wir haben den Verdacht, dass …«
    »Sie haben es beide verdient …«, unterbrach ihn Lydia Emmel, als hätte sie überhaupt nicht wahrgenommen, dass es jetzt um sie persönlich ging.
    »Sie haben mein Leben und das von Slim zerstört. Slim ist nicht erst heute gestorben. Er war schon lange tot, vom Moment seiner Geburt an. Ich habe es immer gespürt. Für ihn war ich nur die Frau, die ihn besucht und ihm Süßigkeiten gebracht hat, aber nie seine Mutter. Wie sollte er auch wissen, was eine Mutter ist, wo ich ihn so verraten hatte? Nein, er ist nicht erst heute gestorben. Er ist tot geboren worden und heute wurde lediglich noch seine Hülle zerstört.«
    An dieser Stelle machte Lydia Emmel eine Pause und schaute zum Fenster. Astrella spürte den inneren Kampf, den sie mit sich ausfocht. Vor seinen Augen tanzten Nebelschleier. Zillmann wollte etwas sagen, doch Astrella bedeutete ihm mit Handzeichen, zu schweigen. Dabei durchzuckte ihn abermals ein stechender Schmerz. Lange würde er es nicht mehr durchstehen.
    »Ich werde nie vergessen, wie er mich als Kind mit seinen kleinen Fäustchen geschlagen hat. Was ich geweint habe. Nicht der körperlichen Schmerzen wegen, nein, die waren nicht schlimm. Aber haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, was es heißt, als Mutter vom eigenen Kind geschlagen zu werden? Nein, sicher nicht. Woher auch? Ihr Leben ist bestimmt so abgelaufen, wie Sie es sich vorgestellt und vorgenommen haben. So ein Leben habe ich mir immer gewünscht. Wer weiß schon, warum es mir verwehrt geblieben ist?«
    Abermals legte Lydia Emmel eine Pause ein. Ihre zu Fäusten geballten Hände ließen die Knöchel weiß hervortreten, als erlebte sie alles noch einmal in allen Einzelheiten. Astrella warf einen schnellen Blick auf Zillmann. Der zuckte hilflos mit den Schultern. Offenkundig dachten sie dasselbe. Doch wenn sie erwartet hatten, Lydia Emmel würde weitersprechen, so erlebten sie nun eine Überraschung. Statt fortzufahren, wandte sie sich plötzlich dem Sideboard zu und nahm eine dort stehende größere Schmuckkassette in die Hände. Mit dieser kam sie auf Astrella zu und streckte sie ihm entgegen.
    »Was ist das?«, fragte Astrella und musste sich zusammenreißen, um nicht laut aufzustöhnen. Die Nebelschleier vor seinen Augen wurden dichter.
    »Das ist meine Vergangenheit«, antwortete sie und wandte sich ab, um auf ihren alten Platz zurückzukehren. Dabei verbarg sie ihr Gesicht in den Händen, als kämpfte sie gegen die aufkommenden Tränen an. Astrella beobachtete es aus den Augenwinkeln, während er Zillmann die Kassette reichte, und spürte, dass etwas nicht stimmte. Jedoch bevor er reagieren konnte, glitten ihre Hände an ihren Hals, zuckend und röchelnd drehte sie sich ihnen zu, und obwohl sie alle sofort auf sie zustürzten, wussten sie doch, dass sie zu spät kamen, was ihnen der bittere Mandelgeruch, der aus ihrem Mund drang, sogleich bestätigte. Sekunden später war alles

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