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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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grausamer Tod.«
    Danach hatten sie noch ein paar allgemeine Floskeln ausgetauscht.
    Zillmann beugte sich nochmals über den Bericht. Was den Pudel betraf, schrieb Will, seien ihm die Läufe ziemlich sicher mit einer Schere abgeschnitten worden. Zumindest ließe sich das aufgrund der Hautverletzungen an den Schnittstellen sagen. Fips war verblutet. Warum in Gottes Namen tötete jemand einen Hund auf solch grausame Art und Weise?
     
    Die hübsche junge Frau mit den schulterlangen blonden Haaren stellte den Motor ab, blieb sitzen und beobachtete das unauffällige mehrstöckige Wohnhaus. Um die Hitze in dem BMW ein wenig erträglicher zu gestalten, ließ sie auch das Bei—
    fahrerfenster herunter. Das Surren des Elektroantriebs war nicht zu überhören, so still war es in der Straße. Vermutlich würde sich das ändern, wenn in einer halben Stunde der Feierabendverkehr einsetzte. Nein, hier bestimmt nicht, dachte sie bei dieser Vorstellung. In dieser Straße herrschte absolute ›tote Hose‹ und den Rest besorgte die Hitze. Ihr sollte es recht sein, sahen sie dann schon wenigstens nicht allzu viele Leute. Trotzdem fühlte sie unvermittelt leichte Unruhe in sich aufsteigen. Hastig sah sie sich um. Da war nichts. Als sie sich wieder umdrehte, sah sie, wie aus dem Wohnhaus eine junge Mutter mit einem Kinderwagen auf die Straße trat. Ohne sich umzuschauen, entfernte sie sich in die andere Richtung. Einen Moment lang dachte die Blondine darüber nach, ob sie selbst jemals Mutter sein würde. Doch sie kam nicht dazu, diesen Gedanken weiter zu vertiefen, denn abermals wurde die Haustür des Wohnhauses geöffnet. Ein alter Mann, der gleichwohl einen rüstigen Eindruck machte, trat heraus. Und der soll weit über siebzig sein?, dachte sie verwundert. Na ja, was soll’s? Den Alten sieht man heute nicht mehr an, wie alt sie sind, und den Jungen nicht, wie jung. An seiner Seite befand sich ein Terrier. Dieser schien ebenfalls bereits einige Jahre auf seinem Hundebuckel zu haben. Die Blondine machte sich eine kurze Notiz in ein kleines, schwarzledernes Büchlein. Dann stieg sie aus, schwang die Handtasche mit dem langen Riemen über ihre Schulter und begann dem Alten in gebührendem Abstand zu folgen. Wie sie so ging, wirkte sie wie eine junge Frau, die gedankenverloren auf dem Weg zu ihrer Wohnung war.
     
    Frau Klimnich legte den Hörer auf. Sie war empört. Das würde sie sich nicht gefallen lassen, schließlich war ihr Josef ermordet worden und nicht sonst wer.
    »Frau Klimnich, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber wir können momentan nicht mehr für Sie tun«, hatte ihr dieser Herr Zillmann von der Kriminalpolizei mit einem Ton erklärt, als sei sie schwer von Begriff.
    »Wir haben auch noch andere Fälle zu bearbeiten, die ebenso wichtig sind. Die Welt ist leider schlecht und jeden Tag passiert etwas Neues, etwas Schreckliches. – Ich verspreche Ihnen, liebe Frau Klimnich, dass ich Sie als Erste verständigen werde, wenn wir etwas herausgefunden haben. Aber so lange möchte ich Sie bitten, uns nicht jeden Tag anzurufen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, nur haben Sie in den vergangenen zehn Tagen beinahe täglich angerufen. Wenn Sie so weitermachen, haben wir bald keine Zeit mehr für unsere Arbeit.«
    Nein, so einfach würde sie es ihnen nicht machen. Und wenn die ganze Welt ermordet würde, wäre ihr das vollkommen gleichgültig, solange Josef bei ihr war. Niemand hatte das Recht, ihrem geliebten Mann das anzutun, was ihm angetan worden war. Niemand! Frau Klimnich wäre es lieber gewesen, die ganze Welt zusammen mit ihr wäre ermordet worden, nur nicht ihr Josef. Sie waren die glücklichsten Menschen der Welt gewesen, und nun hatte irgendjemand dieses Glück zerstört. Josef hatte nie einem Menschen wehgetan, im Gegenteil: Er hatte geholfen, wo er nur helfen konnte. Das war manchmal schwer gewesen, denn es gab auch Menschen, die sich nicht helfen lassen wollten. Und dann Fips. Wie konnte ein Mensch nur so gemein sein, einem Hund, einem kleinen, wehrlosen Hund die Beine abzuschneiden?
    Frau Klimnich saß vor dem Telefon und weinte leise, wobei sie immer wieder aufschluchzte. Die Bilder der Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit ihrem Mann huschten nur so vor ihrem inneren Auge vorüber. Bis ein einzelnes Bild im Drahtgewirr ihres Schmerzes hängenblieb, fortwährend genauere Formen annahm und neue Kräfte in ihr freisetzte. Ja, das würde sie tun.
    Entschlossen nahm sie den Hörer ab und wählte abermals

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