Astrilandis Buch 1
Vater so ernst reden hören. Er beendete seine Worte mit einem Zischlaut. Maremos blickte seinen Vater entschlossen an und antwortete: „Wie ihr es befehlt, so soll es geschehen. Ich werde meine Leute ausschicken und in zwei Tagen stehen die Heere bereit. Diese Halbmenschen, die schneller reiten konnten als der Wind, würden die Botschaft überall verbreiten und Astrilandis Heere würden sich schon bald vor dem Palast versammeln.
Hero fiel auf, dass die Worte Maremos sehr langsam aus seinem Munde kamen und er bei jedem Luftholen einen eigenartigen Zischlaut von sich gab, so dass eine kurze Pause entstand. Seine Haare waren schneeweiß wie auch die Haare der übrigen Grottenbewohner. Maremos war fast so groß wie Pantheer und in seiner Jugend musste er wohl ein stattlicher Mann gewesen sein. Jetzt ging er gebückt an einem Stab, doch Hero sah, dass dieser Mann trotz seines Alters starke Muskeln hatte. Seine Augen blickten nicht unterwürfig, er sah den Herrscher offen an, ohne den Blick zu senken. Auch die übrigen Männer und Frauen hatten sich nicht auf die Knie geworfen. Sie standen eng beieinander und hielten sich an den Händen.
Pantheer blickte sich nach Hero um und war überrascht, ihn so nahe bei sich zu finden. Er hatte nicht bemerkt, dass er die ganze Zeit dicht hinter ihm gestanden hatte. Pantheer legte seinen Arm um Heros Schulter und sagte zu Maremos: „Dies ist mein Sohn Hero!“, mit diesen Worten schob er Hero vor Maremos, der einen Schritt zurückwich und eine Verbeugung andeutete. „Sei mir gegrüßt, junger Herrscher“, sagte er mit niedergeschlagenen Augen. Hero streckte seine Hand aus, um die des Alten zu berühren. Maremo ergriff sie und führte sie an seine Brust. Er blickte zu Hero auf und sagte mit einem Zischlaut beginnend: „Zschsss, wir Grottenmenschen werden auch Euch und Eurem Vater treue Dienste leisten, wie es seit alter Zeit Sitte ist.“ Dann ließ er Heros Hand wieder los und blickte Pantheer mit seinen leuchtend grünen Augen an. „Ihr habt einen stattlichen Sohn, der Euch noch viel Ehre machen wird.“ Dann wandte er sich ab. Hero stand noch immer wie angewurzelt da und blickte auf seine Hand. Ein seltsames Gefühl war in seine Hand gefahren, als der Alte sie berührt hatte. Hero konnte sich nicht erklären, was es genau war. Es erinnerte ihn an die Haut eines Alligators, die er auf dem Markt einmal berührt hatte.
„Komm, Hero“, wir müssen weiter!“ sagte Pantheer. Er ging mit seiner Fackel bereits auf die Treppe zu. Vor der ersten Biegung blickte Hero noch einmal zurück und sah, wie sich die Gestalten geräuschlos um den alten Anführer scharten. Es waren sehr viele und er hatte sie noch nie wahrgenommen. Eine Gänsehaut lief ihm den Rücken hinunter. Was war in diesem Palast noch alles verborgen? Den ganzen Weg hinauf hörte er leises Zischen und Gurgeln. Er hätte es für das Geräusch von fließendem Wasser gehalten, hätte er nicht selbst gesehen, wie diese Zischlaute aus dem Mund von Maremos gekommen waren. Auch sein Vater schien diese Sprache zu sprechen.
Als sie die Türe zu den Grotten wieder verschlossen hatten, sagte Pantheer: „Die Grottenbewohner sind unsere wichtigsten Boten, sie sind schnell auf dem Wasser und auf den Pferden“, ohne weiter auf die fragenden Blicke seines Sohnes einzugehen, ging Pantheer weiter. Hero setzte noch einmal an, um weitere Fragen zu stellen, er hätte gerne gewusst, warum dieses Volk unter der Erde lebte und nie im Palast auftauchte oder erwähnt wurde. Aber jetzt war wohl nicht die richtige Zeit für solche Fragen. Er nahm sich vor, so bald wie möglich selbst in die Grotten zu gehen, um sich die Bewohner näher anzusehen. Indessen rannte er hinter seinem Vater her, als dieser mit schnellen Schritten bereits auf der hinteren Seite des Palastes die vielen Treppen wieder hinab stieg.
Erst als Pantheer vor dem Eingangstor der Schmiede stand, holte Hero ihn ein. Der Schmied und seine Helfer ließen ihre Werkzeuge fallen und rannten augenblicklich zu ihrem Herrscher. Dronius, der vor Pantheer auf die Knie gegangen war, sah ihn erwartungsvoll an. Er hatte schon gehört, dass im Palast der große Rat zusammengetreten war, denn Nachrichten dieser Art verbreiteten sich in Windeseile. Er ahnte, dass Pantheer jetzt vor ihm stand, um ihm Aufträge für weitere Waffen zu erteilen.
Der Frieden auf Astrilandis war schon lange nicht mehr sicher. Karikootos, Pantheers Halbbruder, der im Norden ein eigenes Königreich aufgebaut
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