Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox

Titel: Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
1.
    8. Februar 1463 NGZ

    »Nervös?«
    Eine warme Hand legte sich auf Reginald Bulls nackte Schulter.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Dein Nacken ist so steif, wie ich mir den eines Oxtorners vorstelle, der zu einem Okrill-Weitwurf ansetzt«, sagte Ellin. »Und ...«, sie rückte näher an ihn heran,
kuschelte sich mit dem ganzen Körper an ihn, »... und außerdem wäre ich an deiner Stelle nervös.«
    Ihre Stimme hatte einen spielerischen Beiklang, wie immer. Bislang hatte Bull nichts gefunden, was Ellin hätte erschüttern können.
    Aber das würde noch kommen. Sie kannten sich erst seit Wochen. »Aber du bist nicht an meiner Stelle«, entgegnete er.
    »Eben. Aber dafür in nächster Nähe.« Ellin kicherte. Eigentlich unpassend, kindisch, aber Bull empfand es nicht so. Ellin beherrschte die rare Kunst, über die Widrigkeiten des Lebens zu lachen. Manchmal beneidete der Unsterbliche sie darum.
    »Und weil das so ist«, sagte sie, »kann ich für dich da sein.«
    »Ich weiß es zu schätzen.« Bull nahm ihre Hand und drückte sie.
    Er sah hinaus durch das Glassit, das sie vom Vakuum des Weltraums trennte, hinunter auf den Planeten Oxtorne, der sich wenige tausend Kilometer unter dem Schiff drehte.
    Der Raum war Teil des Schiffsobservatoriums des Leichten Kreuzers DESERT SUN. Eine unnötige Einrichtung, ein Anachronismus, und Bull als Verteidigungsminister der Liga kämpfte seit Jahren darum, die Aussichtsräume abzuschaffen. Instrumente waren dem menschlichen Auge weit überlegen. Doch Astronomen waren ein eigensinniger Haufen, dickköpfig und streitlustig. Sie hatten durchgesetzt, dass es auf den Schiffen der Liga-Flotte weiterhin einen Raum gab, von dem aus man die Sterne mit dem bloßen Au-gesehen konnte.
    Bull, seinerseits ein Dickkopf, der sich darauf verstand, das Beste aus einer Niederlage noch herauszuschlagen, hatte den Raum an Bord des Kreuzers kurzerhand für sich und Ellin requiriert. Bull brauchte Abgeschiedenheit, den Blick auf die Sterne, die längst zu seiner eigentlichen Heimat geworden waren. Er durfte in den Tagen, die vor ihm lagen, nicht die Perspektive verlieren.
    Zu viel stand auf dem Spiel.
    Milliarden von Leben in der Milchstraße und im fernen Stardust-System; das Tor zu fremden Galaxien; und nicht zuletzt die Leben Perry Rhodans, Mondra Diamonds und Icho Tolots. Die Gefährten waren im Polyport-Netz verschollen.
    Und er, Bull, Unsterblicher, Verteidigungsminister der Liga Freier Terraner und Rhodans engster Freund, spielte wieder einmal die Rolle des treuen Paladin, der zu Hause nach dem Rechten sah.
    Die Rolle war undankbar, unmöglich zu erfüllen und unverzichtbar. Bull hatte beschlossen, dieses Spiel, das ihm seit Jahrtausenden vertraut war, auf eine neue, nie da gewesene Art zu spielen … und er hatte sich seine Spielfläche ausgesucht, die ihresgleichen in der Milchstraße suchte: Oxtorne.
    Ein Planet, der zu seinen Füßen lag. Ein Schein, der trog.
    »Was spukt dir durch den Schädel?«, fragte Ellin. Sie setzte sich auf, ging in den Schneidersitz. Bull drehte sich auf den Rücken und behielt beides im Blick: die Schönheit Oxtornes und die seiner makellosen Geliebten. Ellin trug ihr schwarzes Haar kurz, weder auf dem sehnigen Körper einer Athletin noch dem bildhübschen Gesicht zeigte sich eine einzige Falte.
    »Na los, alter Mann!« Ellin stupste ihm einen Finger in die Hüfte. »Raus damit! Was lastet auf deiner Seele?«
    »Ich ... ich ...«
    Ellin schnitt ihm das Wort ab. »Lass mich raten: die letzte Kabinettssitzung?«
    Bull nickte.
    »Du hast mächtig eingesteckt?«
    »Die Kandidatin hat einhundert Punkte«, versuchte sich Bull an einem Scherz. Ellin riet wirklich. Er würde selbst seiner Partnerin niemals Interna verraten.
    »Hmmm ...«, machte Ellin. »Sie haben dich für verrückt erklärt, nicht? Die Zeit rennt uns davon. Wir haben mit viel Glück und unter großen Opfern den Polyport-Hof GALILEO im Solsystem gehalten, mit noch mehr Glück und unter noch größeren Opfern das Distribut-Depot ITHAFOR erobert – und es zweimal gegen eine Schlachtflotte der Frequenz-Monarchie verteidigt.«
    Bull sagte nichts, gab Ellin damit indirekt recht.
    »Ob uns das noch mal gelingt, steht in den Sternen«, fuhr sie fort. »Der nächste Angriff der Frequenz-Monarchie ist nur eine Frage der Zeit. Er kann in diesem Augenblick, in dem wir auf dieser Matratze kuscheln, die wir entgegen aller Bordregularien in das Observatorium geschoben haben, bereits

Weitere Kostenlose Bücher