Astrilandis Buch 1
Sonnenschein hatte das Wort „Dämonen“ allenfalls einen ironischen, wenn nicht albernen Klang.
Mita brauchte jetzt Ipmeos Pferd und Kanto würde ab jetzt auf dem erbeuteten klapprigem Lastpferd reiten müssen. Das Bärenfell mussten sie entweder zurücklassen oder eine Trage bauen, die eines der Pferde hinter sich herziehen konnte. Doch darüber wollte sich Hero nicht den Kopf zerbrechen. Mita und Hero saßen auf und ritten in Richtung Süden davon.
Dort wo sie im Morgengrauen das Heer von Marmania erblickt hatten, fanden sie jetzt nur zertrampeltes Gras und die vermeintliche Ebene, die von oben gut einzusehen war, entpuppte sich als sanftes Hügelland, das in den Senken die Sicht zum Horizont versperrte. Sie mussten also auf der Hut sein, wenn sie nicht plötzlich hinter einer Bodenwelle dem Heer gegenüberstehen wollten. Hero beschloss deshalb, sich zunächst nach Westen zu wenden und an der Grenze zu Karikootos Halbinsel entlang in Richtung Tondoros zu reiten.
Zwischen dem Land der Marmanier und der Halbinsel Karikootos gab es einen Graben, der durch ein Erdbeben entstanden war und deshalb von den Bewohnern als natürliche Grenze zwischen den beiden Ländern angesehen wurde. Niemand betrat freiwillig diese Todeszone, da an manchen Stellen aus Spalten gelber Rauch aufstieg. Hero wusste von Krotos, dass dieser nach faulen Eiern stinkende Rauch keine große Gefahr darstellte. Wenn sie in diesem Graben entlang ritten, würden sie sich zwar beeilen müssen, aber das Heer konnte ihnen nicht in die Quere kommen. Die Nacht über ritten sie noch hinter dem Heer her, das sich jetzt sehr langsam vorwärts bewegte. Dann legten sie eine kurze Rast ein, um sich erst im Morgengrauen wieder auf den Weg zu machen. Als sie den nächsten Hügel hinter sich hatten, sahen sie in der Ferne eine Dunstwolke. Dort mussten sich die Marmanier inzwischen befinden, die Staub aufwirbelten und dadurch selbst nicht zu erkennen waren. Die Wolke wanderte südöstlich und Hero sagte zu Mita: „Jetzt werden wir eine Zeit lang so schnell reiten, wie es die Pferde zulassen, damit wir spätestens zum Sonnenuntergang am Todesgraben sind. Dort können wir dann in der Nacht langsamer weiter reiten und das Heer überholen.
Ipmeos Pferd war ein gutmütiges Tier, das aber mit Volcanos Schnelligkeit kaum mithalten konnte. Trotzdem genoss es Mita, neben Hero über die Steppe und Hügel zu galoppieren, dass ihre Haare im Wind flogen. Sie hatte Hero immer um Volcano beneidet, doch jetzt, da sie neben ihm sein konnte, war sie glücklich. Während sie nur gelegentlich eines der schwerfälligen Schmiedpferde geritten hatte, war dieses Tier für sie eine Wohltat. Es war, wie Kanto gesagt hatte: Nichts war ihr so wichtig, wie wieder nach Hause zu kommen, ihren Vater und die Brüder wieder zu sehen. Dass sie ihre Mutter noch einmal wieder sehen würde, daran glaubte sie nicht mehr, diese Hoffnung hatte sie schon in der Goldmine begraben. Hero hatte ihr den Todesgraben beschrieben und obwohl sie Angst hatte, vertraute sie Hero, der bis jetzt alle Gefahren rechtzeitig erkannt und überwunden hatte. Auch die Rettung vor dem Bären war ihr wie ein Wunder erschienen.
Sie verlangten ihren Pferden alles ab. Nur einmal hielten sie an einem Bach an, um die Tiere trinken zu lassen. Hero füllte seinen Ziegenschlauch auf und dann ging es im Galopp dahin durch ein verlassenes Land. Sie kamen an einigen Höfen vorbei, die unbewohnt schienen, und in Richtung Karikootos Halbinsel ritten sie durch trostloses Land. Bald schon näherten sie sich der Grenze, der Boden wurde steiniger und das Gras war verdorrt. Die Pferde mussten ihre Gangart verlangsamen. Hier gab es heiße Quellen und Mita, die seit ihrer Flucht in keiner heißen Quelle mehr gebadet hatte, bat Hero kurz anzuhalten, doch dieser antwortete: „So lange unsere Pferde noch laufen können, müssen wir weiter. Wenn wir Astrilandis warnen wollen, ist keine Zeit für ein Bad.“ Mita schämte sich, dass sie nur an sich gedacht und für einen Moment vergessen hatte, dass sie eine Aufgabe zu erfüllen hatten, wenn Astrilandis nicht von den Marmanier überfallen werden sollte.
Hero hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie es Eladanos gelungen war, ein so großes Heer aufzustellen. Sein Vater würde nicht damit rechnen, dass Marmania mit einem eigenen Heer heimtückisch angreifen könnte.
Eladanos war kein Heerführer, er war ein wilder Räuber. Seine Männer waren für ihre schnellen und gnadenlosen Beutezüge
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