Astrilandis Buch 1
Krotos wollte den Jähzorn des jungen Herrschers nicht weiter herausfordern, er sagte beschwichtigend: „Gut, Hero, ich gehe jetzt wieder, aber diese beiden“, und damit zeigte er auf die beiden Wächter, „werden bei Dir bleiben, bis du zur Vernunft gekommen bist, und die Waffe wieder abgelegt hast.“
Während er den langen Gang zur Halle entlang ging, überlegte Krotos, warum ihm Pantheer nicht gesagt hatte, dass er für Hero doch ein Schwert hatte anfertigen lassen und dazu ein so mächtiges, dass der Junge es kaum halten konnte. Pantheer hatte ihn ausdrücklich angewiesen, Hero und seine Freunde vorerst nicht mit scharfen Waffen kämpfen zu lassen. Kopfschüttelnd ging er zum Palasttor und machte sich auf den Weg zum Schmied, um sich sein eigenes Schwert zu holen, das Meister Dronius bis heute vollenden wollte. Es hatte nur noch der Feinschliff und der Edelstein am Knauf gefehlt.
Der Schmied war ein zuverlässiger Mann und Krotos hatte ihm den Auftrag für ein neues Schwert schon vor Beginn des Aufruhrs gegeben, so dass er ihm zugesagt hatte, es vor der Schlacht fertig zu stellen. Dronius stand vor seinem Haus, wo er gerade mit zwei Palastwachen verhandelte. Als er Krotos sah, lief er ihm entgegen und warf sich vor ihm auf die Knie. „Mein Herr“, rief er, ohne aufzublicken, „es ist fertig, aber Ihr könnt es nicht haben.“ Krotos blieb verdutzt stehen. Er ging auf den Schmied zu und bat ihn, wieder aufzusehen: „Was willst Du mir damit sagen?“ Dieser flüsterte mit belegter Stimme: „Es wurde mir gestohlen.“ „Gestohlen?“, wiederholte Krotos ungläubig. „Alle bestellen Schwerter bei Dir, wer sollte es Dir stehlen?“ Dann durchzuckte ihn ein Gedanke, den er gleich wieder von sich wies. „Du hast es also fertig gestellt, Du hast den blauen Saphir angebracht, den ich Dir gegeben habe, und dann wurde es gestohlen?“ fragte er noch einmal ungläubig und sah Dronius durchdringend an.
„Ja, mein Herr“, antwortete der Schmied leise und unterwürfig.
„Und Du weißt nicht, wer der Dieb ist?“, fragte Krotos laut und für alle vernehmbar. Der Schmied sah ihn an und winkte ihn, mit in die Werkstatt zu kommen. Dann sagte er flüsternd, damit nur Krotos es hören konnte:
„Der junge Herr hat es einfach von der Wand genommen und nicht mehr her gegeben, ich konnte ihn nicht daran hindern, es mit zu nehmen.“ Krotos stieß einen Fluch aus und ließ den Schmied stehen. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er den Berg hinauf und stürmte in Heros Schlafgemach:
„Wo ist mein Schwert?“, brüllte er, dass die Wachen zusammenschraken. Hero sprang von seinem Lager, riss das Schwert unter der Strohmatte hervor und richtete die scharfe Spitze auf Krotos, dabei lachte er. Er hatte die vergangenen Monde mit den Holzwaffen geübt und fürchtete sich nicht, Krotos zu zeigen, dass er auch mit einem scharfen Schwert umgehen konnte. „So, Du drohst mir also, Du wagst es, mir mit meinem eigenen Schwert zu drohen!“ Er machte auf dem Absatz kehrt, um sich eine Waffe zu besorgen, er würde es dem Heißsporn schon austreiben, sein Eigentum zu stehlen. Hero fühlte, wie ihm heiß und kalt wurde. Er wollte sich mit Krotos nicht schlagen. Er war durch das viele Üben müde und fürchtete, Krotos würde ihn besiegen.
Deshalb rannte er mit dem Schwert und seinem Umhang, den er im Laufen noch an sich riss mit großen Schritten in Richtung der Tür, die in die Grotten hinunter führte. Als sie sich hinter ihm schloss, stand er im Dunkeln und von unten hörte er nur glucksende Geräusche, wie wenn Wellen an den Strand schlagen. Er stand auf der obersten Stufe, die hinunter führte. Es war stockdunkel in der Grotte. Vorsichtig tastete er sich mit den Händen an der feuchten Wand entlang die vielen Treppen hinunter bis zum Grund. Dort leuchtete der grüne See, der die Höhlen in ein gespenstisches Licht tauchte. Das Glucksen war jetzt noch stärker zu hören. Die Grotten wirkten verlassen, niemand war zu sehen und Hero wagte nicht, laut zu rufen. Er ging in Richtung der Höhlen, die in den Fels gehauen waren, denn dort vermutete er die Bewohner, die sich vermutlich vor ihm versteckt hatten. Nachdem die Grottenbewohner Hero bereits kannten, hoffte er, dass sie ihm Unterschlupf gewährten, bis Krotos sich beruhigt hatte.
Im Licht des Sees betrachtete er noch einmal genau den Knauf des Schwertes. Erst jetzt erkannte er das Zeichen, das auch auf Krotos Amulett zu sehen war. Ein Skorpion mit einer Blüte
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