Astrilandis Buch 1
den Mund und ließ einen leisen Pfiff vernehmen. Es dauerte nicht lange und er hörte leises Getrappel den Gang herunterkommen. „Cid“, sagte er flüsternd und nahm den kleinen Wolf, der ihn ablecken wollte, in seine Arme. Erst jetzt spürte Hero, wie froh er war, nicht mehr allein zu sein. Er war es gewöhnt, von Wächtern oder Zofen umgeben zu sein und der Aufenthalt allein in der Grotte war ihm wie eine Ewigkeit erschienen. Cid schmiegte sich eng an ihn, denn er fühlte wie sein Herr zitterte, als sie die feuchte Treppe wieder hinunter stiegen.
Die Grotten hatten einen Ausgang zum Meer, wo auch ein kleines Segelschiff vertäut lag. Man konnte es von der obersten Palastplattform aus sehen. Da es in der Grotte bis auf das grüne Licht des Sees ziemlich dunkel war, musste sich Hero auf seinen Tastsinn verlassen. Er begann rechts um den See herum zu gehen und hielt Ausschau nach einem Pfad, der von der inneren Höhle wegführte. Die Suche war schwierig, denn der Fels war an allen Seiten zerklüftet und viele verschiedene Öffnungen boten sich an. Hero musste jedes Mal den Pfad ein Stück entlang gehen, um zu erkunden, wohin er führte. Schweiß stand ihm auf der Stirn, denn die dunklen Gänge waren von vielen Lebewesen erfüllt, die auf dem Boden oder an den Wänden krabbelten. Hero vermied es, sie zu berühren. Cid hielt sich die ganze Zeit eng an seiner Seite. Er winselte, als ein Schwarm fliegender Hunde über seinen Kopf hinwegstreifte und in einem anderen Höhleneingang verschwand. Hero hoffte, dass hier der Ausweg aus diesem Labyrinth zu finden war. Beinahe hätte er die schmalen Treppenstufen übersehen, die in einer leichten Biegung im Dunkel verschwanden. Sich an der einen Seite an der Wand abstützend, in der anderen Hand die Leine von Cid, ging er wie blind ein Stück die Stufen hinunter, bis er plötzlich mit dem Fuß gegen einen harten Gegenstand stieß, der polternd weiter hinunter fiel. Auf allen Vieren tastete er nach diesem Ding und fand eine tonnenförmige Lampe aus Bronze, wie er sie im Zimmer seines Vaters schon gesehen hatte. Nun musste er unbedingt einen Feuerspan finden, um diese Lampe zu entzünden. Vorsichtig tastete er sich wieder zurück in die Grotte, um sich genauer umzusehen. In einer Nische am Treppenabgang fand er, was er suchte. Der Span entzündete sich, als er ihn an der rauen Wand entlang riss und die Lampe verströmte sofort einen hellen Lichtkegel. Erst jetzt sah Hero, dass die Bewohner die Höhle wohl in aller Eile verlassen hatten, denn es lagen überall Kleidungsstücke, Werkzeug und Nahrungsreste herum. Er überlegte nicht lange, sondern sammelt ein paar Fladenbrote, gepökelte Fische und einen Krug mit vergorenem Met ein und schnürte sich ein Bündel. Er fand auch eine Krummmesser, das er sich zu Krotos Schwert in den Gürtel steckte. Dann nahm er die Lampe und stürmte mit Cid zusammen die Treppen hinunter, um so schnell wie möglich diesen Ort zu verlassen.
Die Treppe verengte sich weiter und wurde zu einem niedrigen steilen Gang, so dass Cid jetzt hinter ihm herlaufen musste. Sein Schwert schepperte auf dem glatten Stein bei jedem Schritt und ein paar Mal versicherte er sich, dass es noch fest in seinem Gürtel steckte. Plötzlich öffnete sich der Gang in eine weitere Grotte an deren Ende ein Lichtschein zu erkennen war und Hero sog gierig die frische Meerluft ein. Er durchquerte die untere Höhle, die mit weißem Sand angefüllt war und nach fünf weiteren Schritten stand er im Freien. Am Horizont sah einen Lichtstreifen, der die aufgehende Sonne ankündigte.
Cid umkreiste ihn vor Freude, wieder im Freien zu sein und auch Hero lehnte sich erst einmal erleichtert an die Felswand neben dem Höhleneingang. Nur einen Steinwurf entfernt leckte die Brandung an den Strand, aber so weit das Auge reichte, sah Hero kein Schiff verankert. Doch dann wurde ihm schlagartig klar, dass die Grottenbewohner mit dem Segelboot weggefahren sein mussten, da sie die Aufgabe hatten, weitere Stämme vom Kriegsgeschehen zu unterrichten. Das erklärte auch die Unordnung in der Grotte. Die Vorstellung, mit einem Boot erst einmal aufs Meer hinauszufahren, musste er wohl aufgeben.
Sein Entschluss in die Grotten zu fliehen erschien ihm jetzt unsinnig, aber um keinen Preis wäre er in den Palast zurückgekehrt, um Krotos sein Schwert zurückzugeben, denn diese Schmach konnte er nicht ertragen. Der Gedanke, dass er auch den Befehl seines Vaters verweigert hatte, den Palast zu bewachen, indem er
Weitere Kostenlose Bücher