Astrilandis Buch 1
Schlaufen befestigt waren. Ihre kleinen dunklen Pferde tänzelten unruhig hin und her und schüttelten ihre langen Mähnen. Trotz der scharfen Waffen, sahen diese Männer für Myadne nicht wie Krieger aus, sondern eher wie Männer, die es liebten, alle Blicke auf sich zu ziehen. Sie kannte bisher nur die Wachposten von Miatris mit ihren Haifischzahn bewehrten Schildern, die jedem sofort Furcht und Schrecken einflößten oder die hässlichen Massonier und streitbaren Männer aus Astrilandis.
Krotos bat die Männer abzusitzen und ihm in die Halle zu folgen. Einige der überlebenden Astrilandier hatten sich dort hin zurück gezogen und konnten die Gäste bewirten. Bis auf Toka, den unscheinbarsten der Falkenkrieger und ein paar Begleiter, die zurück zum Heer der Falkenkrieger ritten, folgten die übrigen Krotos Einladung. Myadne begleitete Krotos noch bis in die Halle, doch dieser machte ihr ein Zeichen, dass sie zurück in die Grotten gehen sollte. Myadne war enttäuscht, denn die Falkenbrüder übten eine große Faszination auf sie aus und sie hätte ihnen gerne weiter zugehört. Doch in diesem fremden Palast ordnete sie sich den Wünschen der Herrscher unter, und Krotos schien hier ein angesehener Mann zu sein, der keinen Widerspruch duldete. Mit einer freundlichen Verbeugung vor den Falkenbrüdern verabschiedete sie sich und ging zurück in die Grotten.
Als sie das Tor zur Grotte öffnete, drängte sich plötzlich Cid an ihre Seite und wedelte mit dem Schwanz. Er sprang die Treppe hinunter, ohne zu zögern ging er ins Wasser und schwamm zielstrebig zum Grottenpalast hinüber. Myadne hatte nicht bemerkt, dass Cid ihnen gefolgt war. Myadne nahm das kleine Boot, um hinüber zu rudern. Der Wolf schüttelte sich, dass die Tropfen nur so flogen und sprang zu Hero auf das Lager, bevor Laonira es verhindern konnte. Er leckte Hero die Hand und legte sich nah neben ihn.
Hero schlief so fest, dass er auch nicht bemerkte, wie Myadne und Laonira sich zu ihm setzten. In kurzen Sätzen berichtete Myadne von den Falkenbrüdern, die jetzt mit Krotos in der Halle waren. Ihre Augen leuchteten dabei und Laonira sah ihre Tochter fragend an. „Du erzählst mir von Kriegern, aber Deine Augen erzählen mir etwas anderes.“ Myadne sah ihre Mutter überrascht an, dann antwortete sie mit fester Stimme: „Mutter, diese Männer sind anders als die in Miatris, sie sind…“, dann stockte sie und beendete ihren Satz mit leichtem Erröten ihrer Wangen. „anders..“ So verlegen hatte Laonira ihre Tochter nur selten erlebt, aber bevor sie etwas dazu sagen konnte, bemerkte Myadne vorwurfsvoll:
„Warum hast du mir nie gesagt, dass ich einen Bruder habe, dazu noch einen, der Herrscher von Astrilandis sein wird?“
„Aber Kind, begann Laonira beschwichtigend, indem sie den Finger auf den Mund hielt, „wir wollen ihn doch nicht wieder aufwecken? Es ist nun eben alles anders gekommen, als ich gedacht habe. Ich habe lange selbst nicht gewusst, ob Hero noch am Leben ist und ob ich ihn jemals wiedersehen werde.“ Dabei traten ihr Tränen in die Augen.
„Du kennst doch das Gesetz von Astrilandis, dass bei Zwillingsgeburten, das schwächere Kind den Göttern geopfert werden muss, und nur eines am Leben bleiben darf, weil ein zweites Kind nur Unglück bringt.“ Myadne sah ihre Mutter mit offenem Munde an: „Sind Hero und ich etwa Zwillinge?“ Laonira nickte unmerklich: „Wäre ich mit Dir durch Hilfe der Grottenbewohner nicht aus dem Palast geflohen, so wärst Du ein Opfer der Götter geworden.“, sagte Laonira so leise, dass Myadne sie kaum verstand. „Das hat zum endgültigen Zerwürfnis zwischen Pantheer und mir geführt.“ „Das heißt, ich bin eine halbe Astrilandierin und auch Tochter von diesem ...?“, sie sprach den Namen nicht aus und blickte Ihre Mutter mit aufgerissenen Augen an. „Und mir wurde immer erzählt, dass mein Vater in den Wellen des Meeres für immer verschollen ist“, sagte sie tonlos, indem sie die Hände vors Gesicht schlug.
Laonira hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Aber jetzt war es geschehen, sie hatte Myadne endlich die Wahrheit gestanden. Laonira senkte den Kopf. Sie konnte ihrer Tochter nicht länger in die Augen sehen. Es war zu erwarten gewesen, dass ihre Tochter zornig und ungehalten gegen sie war. Myadne ahnte nichts von der andauernden Qual, die sie wegen ihrer Kinder ertragen hatte. In der Vergangenheit hatte sie sich immer mehr in Lügen verstrickt und das war jetzt der Preis, den
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