Astrilandis Buch 1
sie dafür bezahlen musste. Es war allein ihre Schuld, dass sie dem Werben Pantheers nachgegeben hatte und sich mit einem Astrilandier eingelassen hatte, ohne damals zu ahnen, welche Folgen das für sie haben würde. Sie hatte ihn geliebt und ihm vertraut. Seine Geschenke und Versprechungen hatten sie blind gemacht für die Wahrheit. Die Erkenntnis, dass Pantheer nicht der Mann war, für den sie ihn gehalten hatte, kam zu spät. Er war nicht nur schroff und ungehalten ihr gegenüber, auch der absolute Herrschaftsanspruch und die Weise, wie er mit ihr umgegangen war, hatte Laonira nicht ertragen. Seit er sie wegen eines nichtigen Streits in die Grotten verbannt hatte und während der Schwangerschaft, als ihr Leib unförmige Größe annahm, nur noch selten besuchte, wusste sie, dass sie Astrilandis nach der Niederkunft verlassen und zurückkehren würde zu ihrem eigenen Volk. Die Männer von Miatris waren sanft und freundlich und inzwischen glaubte sie, dass Pantheer sie nur benutzt hatte, nachdem sich seine erste Gemahlin die Klippen hinab gestürzt hatte. Von dieser Frau sprachen die Astrilandier bis zu diesem Tage nur hinter vorgehaltener Hand. Sie war eine Tochter des Fürsten der Bergvölker gewesen, von so strahlender Schönheit, aber so zart und feingliedrig, dass sie neben Pantheer wie ein Kind ausgesehen hatte. Nachdem sie ihm keinen Nachkommen schenken konnte, wurde sie von ihm verstoßen und der große Gram darüber hatte sie schwermütig werden lassen. Man fand sie eines Tages am Fuße des Palastes tot auf und dieses Unglück lastete für immer auf Pantheer.
Laonira hatte sich in Pantheer verliebt und ihr Wunsch war es, mit ihm zusammen Miatris und Astrilandis zu regieren. Er hatte ihr versprochen, sofort nach der Geburt die Vermählung bekannt zu geben. Doch es kam anders. Die Geburt der Zwillinge war ein schlechtes Omen für Astrilandis und das Orakel sagte Pantheer den Niedergang des Reiches voraus, wenn er nicht ein Kind den Göttern opferte. Deshalb handelte er schnell. Eine Amme nahm Laonira das männliche Kind noch in der Nacht der Geburt weg, unter dem Vorwand, dass es sofort gute Milch brauchte. Laonira war zu schwach gewesen, um dagegen zu protestieren. Sie widmete sich dem Mädchen, das fast zu zart war, um an ihrer Brust zu saugen. Sie nannte das kleine Mädchen Myadne. Als man ihr den Sohn nicht zurückbrachte, begann für Laonira eine furchtbare Leidenszeit. Niemand sagte ihr, was mit ihm geschehen war. Pantheer besuchte sie nicht mehr auf ihrem Lager und als sie endlich wieder aufstehen konnte, verwehrte man ihr den Zugang zu Pantheers Räumen. Schließlich wurde sie in den Grotten zusammen mit dem Säugling eingesperrt. Laonira trug Myadne Tag und Nacht an sich geschmiegt und weigerte sich, das Kind auch nur in Gegenwart der Diener abzulegen. Myadne entwickelte sich gut und wurde immer lebhafter.
Laonira hatte schon lange keine Tränen mehr, als Pantheer wieder in ihrem Gemach erschien. Sie warf sich vor ihm auf den Boden und bat ihn, ihren Sohn zurückzugeben. Doch Pantheer verlangte von ihr in rauem Ton, ihm das kleine Geschöpf zu übergeben, wenn sie ihren Sohn wiedersehen wollte. Doch Laonira wäre lieber gestorben, als Pantheer auch noch ihre Tochter auszuhändigen. Das Tuscheln der Diener war ihr nicht verborgen geblieben und sie glaubte gehört zu haben, dass Myadne als Gottesopfer den Hohen Priestern übergeben werden sollte. Pantheer verließ Laonira wortlos und sie ahnte, dass er ihr das Kind auf eine andere Weise wegnehmen würde. Sie war entschlossen, den Palast so schnell wie möglich zu verlassen. Die Grottenbewohner, die Laonira nun seit langer Zeit kannten, hatten Mitleid mit ihr und dem kleinen Mädchen. Nach langen Beratungen entschlossen sie sich, das Kind mit einem Segler nach Miatris zu fahren und dort in den Palast zu bringen. Eine Zofe begleitete das Mädchen.
Während im Palast ein rauschendes Fest zu Ehren des neugeborenen Thronfolgers gegeben wurde, gelang es Laonira mit Hilfe von Krotos und der Grottenbewohner selbst zu entkommen. Pantheer rühmte sich später, die Salsivarin mit dem Mädchen heimgeschickt zu haben, doch viele der Palastbewohner wussten, dass Laonira nur durch eine Flucht ihr Leben hatte retten können. Doch all das konnte sie ihrer Tochter jetzt nicht erzählen, nachdem sie nun wieder in seiner Hand war und er in diesem Palast allein Entscheidungen treffen würde. Er hatte sie und Myadne vor Karikootos gerettet. Was sie dort erwartet hätte,
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