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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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einem Krankenhaus und kann nicht identifiziert werden. Bleibt nur noch ein Rätsel: Warum wurde er überbezahlt, und warum benimmt sich die Geschäftsleitung so zickig?«
    Hoyland nickte. »Zuerst habe ich über den Fall mit Stewart gesprochen – Billsons direkter Vorgesetzter –, und der hat mich an Isaacson verwiesen. Und mit dem bin ich dann nicht mehr weitergekommen.«
    »Mal sehen, was sich machen läßt«, sagte ich und machte mich auf die Suche nach Stewart. Das war ein sandfarbener Schotte, einer aus der neuen Buchhaltergeneration, für den es keine staubigen Bilanzen gab – für ihn waren Zahlen tanzende Elektronenfunken in den Eingeweiden von Computern. Aber wohin Billson verschwunden war, schien ihn nicht mit einem Gedanken zu interessieren. Genaugenommen wußte er überhaupt nichts von Billson. Punkt. Ende. »Bißchen merkwürdig für einen Abteilungsleiter«, ließ ich mich vernehmen. »Sie müssen doch Ihre Angestellten kennen.«
    »Ein merkwürdiger Mann«, sagte Stewart dann doch. »Meistens sehr reserviert, dann aber gelegentlich zu wilden Gemütsausbrüchen fähig. Manchmal etwas schwierig im Umgang.«
    »Wieso das?«
    Stewart zuckte die Achseln. »Nun, er führte manchmal große Reden über die Ungerechtigkeit in der Welt. Daß manche Menschen nicht ihrer Leistung entsprechend entlohnt würden. Man kennt diese Sprüche. Da war er dann sehr bitter.«
    »Und meinte damit sich selbst?«
    »Keineswegs. Es ging ihm da stets um andere, die unterdrückt oder betrogen wurden.«
    »Politische Hintergründe?«
    »Gewiß nicht. Politik interessierte ihn nicht.«
    »War er gut in seinem Job?«
    Stewart bedachte mich mit einem wachsamen Blick und sagte übervorsichtig: »Er erfüllte die ihm übertragenen Aufgaben zu unserer vollsten Zufriedenheit.«
    »Würden Sie sagen, er war ein Streber?« Ich produzierte ein Lächeln. »War er vielleicht zur Beförderung vorgesehen?«
    »Nichts dergleichen.« Stewart merkte jetzt wohl, daß er zu schnell gesprochen hatte. »Nein, er war kein dynamischer Mensch.«
    Ich sagte: »Seit wann sind Sie in der Firma?«
    »Seit vier Jahren. Ich wurde von Glasgow hierher versetzt, als die Buchhaltung auf Computer umgestellt wurde.«
    »Haben Sie da einmal eine Entlassung oder Versetzung Billsons befürwortet?«
    Nun wand Stewart sich. »Ich … nun, ich habe … in dieser Richtung Schritte unternommen, aber es wurde für den Verbleib von Billson entschieden.«
    »Das war wohl Mr. Isaacsons Entscheidung, nicht wahr?«
    »Ja. Aber da müssen Sie ihn schon selbst fragen.« Er war sichtlich erleichtert.
    Also fragte ich Mr. Isaacson. Das war eine andere Buchhalterklasse als sein Kollege Stewart. Wenn Stewart wußte, wie man Zahlen abrichtet, damit sie durch Schlingen springen, dann war Isaacson der Mann, der die richtigen Schlingen auswählt, durch die sie springen konnten; Fachmann im Körperschaftsrecht, vor allem im Hinblick auf die Steuergesetze.
    »Billson!« rief er aus und lächelte. »Im Jiddischen gibt es ein Wort, das einen Billson präzise beschreibt: ein Nebbich.«
    »Und was, bitte, ist das?«
    »Eine Person, die mit weniger als nichts zu Buche schlägt. Ich will's mal so sagen: Geht ein Mensch aus dem Zimmer und Sie haben das Gefühl, es wäre gerade einer reingekommen – dann haben Sie einen Nebbich vor sich.«
    Ich lehnte mich im Sessel zurück und blickte Isaacson voll an: »Und da haben Sie nun einen Nebbich, der pro Jahr achttausend Pfund für einen Job kriegt, der nur zweitausend wert ist, wenn überhaupt. Wie erklären Sie mir das?«
    »Gar nicht«, sagte er leichthin. »Das müssen Sie sich schon von unserem geschäftsführenden Direktor, Mr. Grayson, erklären lassen.«
    »Und wo finde ich Mr. Grayson?«
    »Das wird schwierig sein, was ich bedaure«, sagte Isaacson ohne eine Spur von Bedauern. »Mr. Grayson befindet sich in der Schweiz beim Skifahren.«
    Er machte ein so verdammt pfiffiges Gesicht, daß ich ihm am liebsten eine geknallt hätte; ich riß mich am Riemen und sagte bedächtig: »Mr. Isaacson, mein Unternehmen ist mit der Alleinverantwortung für den Werkschutz im Gesamtbereich der Firma ›Franklin-Technik‹ betraut. Ein Mann ist spurlos verschwunden – und ich habe einen merkwürdigen Mangel an Zusammenarbeit Ihrerseits festzustellen. Finden Sie das nicht auch seltsam, Mr. Isaacson?«
    Er breitete seine Hände aus. »Ich wiederhole, Mr. Stafford, daß für alle Fragen in bezug auf Mr. Billson ausschließlich der geschäftsführende

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