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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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höchstwahrscheinlich in einem Gefängnislazarett verenden. Es sei denn …«
    Er war plötzlich ganz wach. Er roch einen Handel. Da war noch ein Geschäft zu machen. »Es sei denn, was?«
    »Wozu Sie ins Zuchthaus bringen? Sie würden zwar nicht ganz so luxuriös leben wie jetzt, aber Sie würden sich arrangieren. Man entwickelt heutzutage viel Zartgefühl für alte Mörder, und das würde mich nicht zufriedenstellen, und den Menschen, die sie zeitlebens betrogen haben, hilft es auch nicht.«
    Ich zog einen Taschenrechner hervor, drückte ein paar Knöpfchen und schrieb die Summe auf ein Blatt Papier. Es war eine hübsche, wenn auch keine runde Summe: 1.714.425,68 englische Pfund. Ich warf ihm den Zettel hin. »Hunderttausend plus die Zinsen für zweiundvierzig Jahre. Bei einem wirklich großzügigen Zinssatz von sieben Prozent.
    Selbst wenn Scotland Yard oder der Staatsanwalt nichts unternehmen – für die Zeitungen wäre es ein Fressen. Stellen Sie sich nur mal die Schlagzeilen vor: Lady Brinton verreckt an Krebs in bitterster Armut, während Lord Brinton die Puppen tanzen läßt. Hübsch, nicht wahr? Ihr Name wird stinken, Euer Lordschaft, und kein anständiger Mensch, nicht einmal ein durchschnittlich unanständiger Mensch wird je wieder etwas mit Ihnen zu tun haben wollen. Nicht einmal in der Londoner City, wo man sonst einen starken Magen hat.«
    Ich hielt ihm meinen Drohfinger unter die Nase. »Noch eins – Paul Billson weiß davon nichts. Aber ich könnte ihn aufklären. Der Junge bringt Sie um. Gegen den haben Sie heute keine Chance mehr. Also, nun nehmen Sie schon endlich Ihr Scheckbuch zur Hand.«
    Er zuckte zusammen, machte aber noch einen letzten Versuch. »Diese Summe ist unmöglich. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich so flüssig bin.«
    »Keine Mätzchen, alter Bastard. Jede Bank in der City leiht Ihnen die Kohle, da brauchen Sie nur das Telefon aufzunehmen. Probieren Sie's doch mal.«
    Er stand auf. »Sie sind ein harter Bursche.«
    »Ich hatte einen guten Lehrmeister. Sie schreiben jetzt zwei Schecks aus. Einen zugunsten der Peter-Billson-Gedächtnis-Stiftung über anderthalb Millionen. Den Rest für mich – meine Zwölfeinhalb-Prozent-Provision. Die Unkosten waren ziemlich hoch. Außerdem kriege ich Glorias Anteile, außerdem verkaufen Sie Ihre Anteile an der Stafford-GmbH. Mir ist wurscht, wohin Sie sie verkaufen, aber an Charlie Malleson nicht.«
    »Und wie soll ich wissen, daß Sie nicht widerrufen? Ich will alle Dokumente. Die Originale.«
    »Kein Stück! Die sind meine Lebensversicherung. Ich möchte es nicht wieder mit einem neuen Lash zu tun kriegen.«
    Er setzte sich hin und schrieb die Schecks aus.
    An diesem Nachmittag, in der Tasche Schecks über mehr Geld als ich je in meinem Leben mit mir herumgetragen hatte, wanderte ich lange durch die Straßen von London. Alix Aarvik und Paul Billson hatten nun ausgesorgt. Die Stiftung hatte ich erfunden, damit Paul das Geld nicht bar auf die Hand bekam – das verdient er nun auch wieder nicht. Aber der nicht allzu helle Sohn einer nicht allzu hellen Mutter brauchte nun nicht mehr in die muffige Bude bei der Witwe Harrison zurück.
    Was mich anbetraf – zwölfeinhalb Prozent waren ein vertretbares Honorar. Damit konnte ich Charlie Malleson auskaufen, eine bedauerliche Notwendigkeit, aber zusammenarbeiten konnte ich nun nicht mehr mit ihm. Jack Ellis würde weiter Karriere machen und auch seinen Firmenanteil bekommen. Und Byrne würde unerwarteterweise etwas mehr bekommen als die lächerlichen Posten, die er fürs Lebenretten und Sich-beschießen-Lassen in Rechnung gestellt hatte.
    Bei dem Gedanken an Byrne blieb ich plötzlich stehen und sah mich um. Ich befand mich am Piccadilly Circus, ringsum in der Abenddämmerung Lichter und Gedränge. Es schien alles so unwirklich. Dies hier, das Herz der Stadt am Herzen der Welt, war nicht die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit lag in der Atakor, in der Koudia, in der Air, in der Ténéré, im Tassili.
    Ich empfand eine schreckliche Leere. Ich sehnte mich danach, bei Byrne und Mokhtar und Hamiada zu sein, bei dem fröhlichen Mann, der einmal Konti geheißen hatte und ein Mörder war. Ich hatte Sehnsucht, der Giraffe in Agades guten Tag zu sagen, abends am Lagerfeuer zu sitzen und zu den Sternen hinaufzuschauen, wieder die Freiheit des Targui zu empfinden.
    Ich blieb, mitten im Gedränge der eiligen Londoner, stehen und dachte nach. Ich würde Byrne das Honorar persönlich überbringen. Dann

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