Atemlos - Toedliches Erbe
sodass die Presse noch keinen Wind von der Geschichte bekommen hatte. Noch nicht.
Das Licht der frühen Morgensonne fiel auf die cremefarbenen Marmorböden und ließ die vergoldeten Bilderrahmen, die alten Wandteppiche und das vornehme, elegante Mobiliar erstrahlen. Der Mix aus schalem Parfüm, vermischt mit dem schweren Duft der mehreren Hundert Gewächshausrosen in ihren meterhohen Blumenkübeln aus Carraramarmor, war selbst bei eingeschalteter Klimaanlage erdrückend.
Rand war stark versucht, Türen und Fenster aufzureißen, damit wenigstens ein bisschen frische Luft hereinkam. Nicht, dass er es je tun würde. Alles, was jetzt noch fehlte, war einer von diesen Typen mit Weitwinkelobjektiv und Richtmikrofon. Er musste die Büchse der Pandora so lange wie möglich geschlossen halten.
In seinem Ohr meldete sich summend Walters Stimme. »Immer noch nichts. Tover lässt fragen, ob sie ins Hotel zurückkommen und dabei helfen sollen, den Sack Flöhe zu hüten.«
»Nein.« Rand sprach mit gesenkter Stimme, während sein Blick im Raum umherwanderte, um alle Schauspieler im Auge behalten zu können. »Cole müsste jetzt jeden Moment vom Flughafen zurück sein. Haltet weiter die Augen offen. Irgendeins dieser verdammten Dinger muss doch etwas aufgezeichnet haben.« Er stellte den leeren Pappbecher auf einem der kleinen Tische ab und hoffte darauf, dass sein persönlicher Assistent mehr als nur Verstärkung mitbrachte. Was er brauchte, war ein gottverdammtes Wunder.
Zum Teufel auch. Seine Leute waren gut ausgebildet und extrem aufmerksam. Wie hatte ihnen das nur entgehen können? Wie war es möglich, dass keiner von ihnen auch nur irgendetwas mitbekommen hatte, bevor alles zu spät war?
Walter klinkte sich aus, gerade als sich Ligg, ein weiteres Mitglied von Rands Securityteam, auf der anderen Leitung meldete. So wie jedes Team dies alle fünfzehn Minuten tat. Was immer es nützte. Ron Ligg hatte mit seinen vier Mann vor dem AV -System in Rands Suite ein Stück den Flur hinunter Stellung bezogen, nur wenige Türen entfernt von der Präsidentensuite, wo der Empfang stattgefunden hatte.
Bewaffnet mit Hochgeschwindigkeitscomputern gingen sie das gesamte Datenmaterial sämtlicher Handys, Kameras und Videokameras durch, die man am Abend zuvor von den Gästen eingesammelt hatte. Die Aufforderung, ihre Handys abzugeben, hatte bei ihnen ausnahmslos eine Nervenkrise ausgelöst. Letztendlich hatten seine Leute sie jedoch überzeugen können, dass dies die einzige Möglichkeit war, um zu verhindern, dass das überaus kompromittierende Material ins Netz gelangte. Ein einziges Foto konnte tausend Klagen nach sich ziehen …
Oder einen ersten Hinweis liefern. »Irgendwas Verwertbares?«
Liggs Team wertete jeden Fitzel Videomaterial, jedes Einzelbild aus, das gestern Abend zwischen achtzehn und zwanzig Uhr aufgenommen worden war, also dem Zeitpunkt, als auf dem Empfang die absolute Hölle losgebrochen war. Was immer nach den Tischreden gegen zwanzig Uhr fünfzehn aufgenommen worden war, wäre vollkommen unbrauchbar.
Es sei denn, es war in erpresserischer Absicht gefilmt worden, dachte Rand voller Bitterkeit. In diesem Fall saß jetzt jemand auf einer Goldmine.
»Nichts, Boss.«
»Sucht weiter. Kopiert, was wir gebrauchen können, und denkt daran, die Geräte hinterher zu löschen. Alle werden ihre Geräte vollkommen sauber zurückbekommen.« Mit einem Ziehen in der Magengegend unterbrach Rand die Verbindung. Er würde kein Risiko eingehen. Dann sah er auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes inmitten all der Blondinen und Brünetten aus den Augenwinkeln kurz einen Schopf langen roten Haars aufblitzen. Und er spürte, wie sich in seiner Brust etwas unangenehm zusammenkrampfte.
Einen Augenblick darauf war das Trugbild wieder verschwunden. Er atmete erleichtert auf. Es war eine Täuschung gewesen, ein Produkt seiner überstrapazierten Fantasie. Er hatte geglaubt, er wäre darüber hinweg, jedes Mal so zu reagieren, wenn er eine Frau mit diesem unverwechselbaren roten Haarton sah, aber offenbar war dem nicht so. Nun, er hatte Wichtigeres zu tun, als einen Geist aus seiner Vergangenheit heraufzubeschwören.
Rings um ihn herum wurde ein Dutzend Gespräche geführt, während er den Raum auf der Suche nach einem günstigen Platz umrundete – vorzugsweise in gebührender Entfernung von allen scharfen Gegenständen oder Wurfobjekten. Bei jedem Schritt spürte er den Druck der versammelten Blicke in seinem Rücken, als blickte die
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