Hochzeit mit dem Playboy-Prinz (Julia) (German Edition)
1. KAPITEL
„Was soll das heißen, sie ist nicht hier?“ Prinz Rodriguez Anguiano hätte wetten können, Schweißperlen auf der Oberlippe seines zukünftigen Schwiegervaters zu sehen.
Da er König Eduardo von Santina als ebenso Respekt einflößenden wie souveränen Monarchen kannte, überraschte ihn das und machte ihn gleichzeitig neugierig.
König Eduardo räusperte sich umständlich. „Sophia hat Santina verlassen … in Begleitung eines Maharadschas.“
Rodriguez hob die dunklen Brauen und lächelte sardonisch. „Ein Maharadscha? Ist ihr ein Prinz etwa nicht gut genug? Manche Frauen scheinen sich nach mehr Exotik in ihrem Leben zu sehnen.“
Die tiefe Röte auf König Eduardos Wangen zeigte, wie schwer es ihm fiel, dem Prinzen die schlechte Nachricht zu überbringen. „Sie tat es ohne mein Wissen und Einverständnis.“
„Nun, da meine Fast-Verlobte mit einem anderen durchgebrannt ist, wird die geplante Hochzeit wohl kaum stattfinden können.“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus, und er hatte wahrlich jedes Recht, brüskiert zu sein. Innerlich fühlte Rodriguez allerdings so etwas wie Erleichterung. Zwar hatte er sich inzwischen mit dem Gedanken abgefunden, in nächster Zukunft heiraten zu müssen, reißen tat er sich jedoch nicht darum. Eine Ehe erschien ihm ungefähr so erstrebenswert wie eine Kette mit Kugel am Bein. Und wer würde sich eine derartige Fessel schon freiwillig anlegen?
Trotzdem hatte er keine Wahl, allein schon wegen der Sache mit dem Thronerben. Aber wie es aussah, wurde ihm noch eine Gnadenfrist gewährt. Dabei war Sophia gar keine schlechte Kandidatin gewesen. Eine zierliche Brünette von klassischer Schönheit, die allerdings irgendwann verblassen würde.
So, wie es momentan aussah, konnte er direkt nach Santa Christobel zurückkehren und seine wiedergewonnene Freiheit in den Armen einer willigen Blondine feiern. Oder mit einer Rothaarigen. Oder mit beiden …
Eigentlich war das nicht sein Stil, aber wegen eines ärztlichen Attests, auf dem seine zukünftige Braut bestehen konnte, hatte der Prinz sich vorsichtshalber ein sechsmonatiges Zölibat auferlegt. Was bisher noch als heroisch hätte gelten können, empfand er nun als unnötige Quälerei.
„Vater?“
Da er als ausgewiesener Frauenkenner und – Liebhaber instinktiv auf alles Weibliche reagierte, drehte Rodriguez sich sofort um, als er die sanfte, melodische Stimme hörte. Doch in diesem Fall deckten sich Stimme und Optik leider gar nicht. Eine von König Eduardos Töchtern stand in der Tür. Das glatte dunkelbraune Haar reichte ihr bis zum Kinn, praktisch, schlicht und unprätentiös wie alles andere an ihr. Eine weiße Bluse zur mokkafarbenen Leinenhose, dazu schwarze Ballerinas. Groß und schlank, hätte sie als Model für einen lässigen Business-Look durchgehen können. Allerdings trug sie keinen Hauch von Make-up.
„Verzeihung“, sagte sie und neigte leicht den Kopf. „Ich wusste nicht, dass du beschäftigt bist.“ Sie wollte sich zurückziehen, und Rodriguez wunderte sich über das flüchtige Bedauern, das er empfand.
„Carlotta …“
Sie zögerte kaum merklich, dann wandte sie sich um. „Ja, Vater?“
„Bitte bleib einen Moment. Ich möchte dir Prinz Rodriguez Anguiano vorstellen, Sophias Verlobten.“
Als sie ihn mit befremdlich kühlem Blick musterte, überraschte Rodriguez das leuchtende Smaragdgrün ihrer ungewöhnlichen Augen. Sie wirkte ernsthaft, ein wenig verschlossen und sehr beherrscht. Dahinter erahnte er noch etwas anderes, schwer Greifbares. Etwas, das sie offensichtlich zu verbergen suchte.
„Entzückend.“ Rodriguez lächelte routiniert. „Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Prinzessin. Obgleich ich nicht länger Sophias Verlobter bin, da sie mit einem Maharadscha davongelaufen ist, wie ich gerade erfahren musste.“
Carlotta blinzelte betroffen, bevor sie sich abrupt ihrem Vater zuwandte. Auf Rodriguez machte sie den Eindruck, als wenn sie sich vor dem alten König fürchtete. Zumindest erschien sie ihm ziemlich nervös und verunsichert. Das wunderte ihn, da er König Eduardo absolut nicht zum Fürchten fand. Eher erinnerte er an einen alten, zahnlosen Löwen, der vielleicht noch brüllen, aber nicht mehr beißen konnte.
Seine Tochter hingegen schien das anders zu sehen.
„Sie ist nicht mit dem Maha… mit Ashok davongelaufen“, erklärte Eduardo.
„Ehrlich gesagt, ist es mir egal, ob sie gelaufen, gerannt oder geflogen ist. Das Ergebnis bleibt dasselbe“,
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