Eine Hochzeit wie im Maerchen
PROLOG
„Lass den Unsinn, Ariana“, sagte Lazzaro Dante zu dem fünfjährigen Mädchen, das ihm allmählich auf die Nerven ging. „So lustig finde ich das nicht.“
„Aber ich kann einen elektrischen Funken auf dich überspringen lassen“, protestierte sie. „Und dazu muss ich nicht erst auf Socken über den Teppich rutschen. Spürst du es?“
Sofort bewies sie es ihm, indem sie ihn am Arm berührte. Ein leichtes Prickeln breitete sich aus und erzeugte eine Gänsehaut. Lazz wich zurück und rieb sich die Stelle. „Ich habe gesagt, du sollst es lassen.“
Enttäuscht sah sie ihn mit großen braunen Augen an. „Ist doch nur ein Spiel. Hast du keine Lust mitzumachen?“
Natürlich nicht. Schließlich war er schon zwölf – und sie fast noch ein Kleinkind. „Frag doch Marco. Er mag solche Spiele.“
„Mit ihm geht es aber nicht, das habe ich schon probiert. Ich kann nur dich elektrisieren“, erwiderte sie schmollend.
„Kann sein, aber mir gefällt es trotzdem nicht.“
„Tut es weh?“, erkundigte sie sich, besorgt die Stirn runzelnd.
„Nein.“ Er fühlte sich lediglich unbehaglich, als liefen ihm Ameisen über die Haut, was irgendwie Nervosität und Unruhe in ihm auslöste. Aber vielleicht würde ihn die Kleine in Ruhe lassen, wenn er vorgab, dass es wehtäte. „Ein bisschen. Also hör auf damit.“
Zerknirscht sah sie ihn an und hätte fast zu weinen angefangen. Lazzaro fühlte sich schuldig. Mit Mädchen konnte er nicht so gut umgehen, da er nur mit Brüdern und Cousins aufgewachsen war. Die einzige Ausnahme bildete seine Cousine Gianna – die sich allerdings meist auch wie ein Junge benahm. Streitigkeiten wurden oft mit kleineren Rangeleien ausgetragen, doch auf diese Art wollte Lazzaro Ariana nicht behandeln.
Nachdenklich betrachtete er sie. Sie wirkte zerbrechlich und war zu allem Übel auch noch in ein rosafarbenes Kleid mit mehreren Lagen Petticoats gesteckt worden. Sogar die Söckchen in den schwarzen Lackschuhen waren mit rosafarbener Spitze besetzt. Lazz fragte sich, wie sie in diesem Aufzug überhaupt spielen konnte. Sie kam ihm wie eine Puppe vor, mit der er sehr vorsichtig umgehen musste, um ihr keinen Schaden zuzufügen.
„Ariana, bitte komm mal her.“
Als er Vittorio Romano rufen hörte, atmete Lazz erleichtert auf. Nun würde ihr Vater sie von ihm ablenken und selbst auf sie aufpassen. Sobald Vittorio sie hochgehoben hatte, suchte Lazz das Weite. Er warf sein Buch mit Zahlenrätseln zur Seite und schloss sich seinen Brüdern an. So hatte er immerhin die Chance, dass sie ihn mit seinem Zwillingsbruder Marco verwechseln würde.
Ariana schlang die Arme um den Hals ihres Vaters und legte den Kopf an seine Schulter. „Er mag mich nicht“, beschwerte sie sich. „Papa, bringst du das für mich in Ordnung?“
Vittorio lächelte und blickte Dominic Dante vielsagend an, doch zu seiner Überraschung schien dieser nicht zu verstehen. „Ich soll etwas tun, damit Lazz dich mag?“
„Ja.“
„Zaubern kann ich leider nicht, bambolina.“ Er gab dem Kindermädchen ein Zeichen. „Spiel jetzt mit Rosa. Und dann kannst du in den Garten gehen und deine Großmutter Penelope fragen, die gerade schreibt oder malt, ob sie dir aus deinem Lieblingsbuch über Mrs. Pennywinkle etwas vorliest.“
Obwohl sie mit den Tränen kämpfte, protestierte Ariana nicht. Brav küsste sie ihren Vater auf die Wange und schaute noch einmal enttäuscht zu Lazz hinüber. Dann ergriff sie Rosas Hand und ging.
Als Vittorio sich Dominic zuwandte, wunderte er sich über dessen Gesichtsausdruck. „Stimmt etwas nicht? Du wirkst so … anders als sonst. Kann ich irgendetwas für dich tun?“
Dominic schüttelte den Kopf und antwortete mit leiser Stimme: „Nein, schon gut. Nur – das Inferno. Kaum zu glauben. Es wirkt zwar nicht so wie bei Erwachsenen, aber ich wette um einen Feuerdiamanten, dass wir gerade Zeugen davon wurden.“
„Du meinst das alberne Spiel mit der elektrischen Aufladung? Nicht dein Ernst, oder? Ariana ist noch klein, und Lazz gerade mal zwölf.“ Vittorio zögerte, denn er wollte nicht unhöflich sein. „Ich kann mich erinnern. Während unserer Collegezeit hast du mal beiläufig etwas von dem Inferno erwähnt …“
„Sicher waren wir angetrunken, sonst hätte ich bestimmt nichts davon erzählt. Normalerweise reden wir nur in der Familie darüber. Erstaunlich, dass du es nicht vergessen hast.“
„Die Geschichte vom Inferno vergisst man nicht so leicht“, erwiderte Vittorio
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