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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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behauptet, hat gemeint, ich hätte das ganze Wochenende mit Koks um mich
geworfen und dadurch seine Schwester auf dem Gewissen – und so kam’s
überhaupt zu einer Gerichtsverhandlung.«
    »Aber was war das Delikt?« Ich hatte es noch nicht begriffen.
    »Er hat mich letztlich wegen Drogenbesitz angezeigt. Nicht gleich am
selben Tag, das war mein Glück, aber er hat sich da total reingesteigert.
Spencer hat dann alles mit einer einzigen Aussage vom Tisch gewischt. Letztlich
stand Aussage gegen Aussage, und am Schluss wurde das Verfahren
eingestellt.«
    Sein Unterkiefer zuckte, das Schluchzen konnte er unterdrücken, aber
seine Augen waren bereits feucht. Er sah erbärmlich aus.
    »Es ist alles aus meiner Kontrolle geraten an diesem Wochenende,
alles, einfach alles.«
    Mit beiden Handflächen rieb er sich grob übers ganze Gesicht, die
Stimme war komplett brüchig. Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte.
    »Mann, Rick, aber was soll er dir denn jetzt noch anhaben? Das ist
doch schon alles verjährt. Da kann er dir doch keinen Strick mehr draus
drehen.«
    »Du meinst vom Gesetz her, nein, natürlich nicht. Aber vor dir kann
er mich in die Knie zwingen. Was denkst du, warum er ständig Johanna zu dir
gesagt hat?«
    »Das versteh ich eben nicht.«
    »Weil er Spaß dran hat, mich als Versager hinzustellen. Als er
realisiert hatte, dass hier ’ne Namensverwandtschaft herrscht und dass auch noch
mein Herz an dir hängt, hat er zu stochern begonnen, in meinen Wunden zu bohren
und wollte auch dich verunsichern.«
    »Aber ich bin nicht die oberste Instanz, von der Rory gesprochen hat,
vor der dein Verhalten nicht zu rechtfertigen ist. Was soll das dann heißen?«
    »Die oberste Instanz. Hat er’s so genannt?« Er schien sich langsam
wieder zu fassen. Mit einem bemühten Lächeln schüttelte er den Kopf. »Du weißt
nicht, wovon er dabei spricht? Da bist du ein wenig von deinem
Rechtsanwaltsvater gezeichnet, hm?«
    »Nein, was? Keine Ahnung, ich dachte … Er hat …hat er Gott gemeint?«
    »Das nehm ich doch an. Rory stammt aus einer streng protestantischen
Familie. Seiner Ansicht nach ist das, was ich getan hab, niemals zu
rechtfertigen. Er wünscht sich, dass ich es mit dir wiedergutmache.«
    »Oh, Mann!« Ich schlug mir auf die Stirn. Es wurde mir zu eng hier
drinnen, und ich setzte zum Aussteigen an.
    »Bleib noch«, sagte er tief und etwas gebrochen. »Ich möchte von dir
wissen, was du wirklich von mir denkst.«
    Ich überlegte und sagte freiheraus: »Wenn ich nur mit dir zusammen
bin, fühl ich mich absolut wohl. Du machst mich glücklich, das weißt du doch.
Sobald alle gesellschaftlichen Verpflichtungen von deiner und von meiner Seite
dazukommen, wird’s schwierig, es wird verwirrend und unlösbar.«
    »Das seh ich auch so. Was machen wir beide also in Zukunft
miteinander?«
    »Für mich ist es ein Dilemma, ich kann nicht mit dir, und ich kann
nicht ohne dich«, sagte ich angespannt und wollte endlich aussteigen.
    »Sehen wir uns später, wenn ich von meiner Mom komme?«
    Ob er mich dann immer noch sehen wollte, nachdem er die
Bildmitteilung gesehen hatte, stand auf einem anderen Blatt.
    »Ich muss noch packen, Rick, lass uns jetzt vorläufig adieu
sagen.«
    »Adieu willst du sagen? Vorläufig?«
    »Ja, ich muss dringend los.« Ich fuhr ihm noch mal zart mit der Hand
über sein Gesicht, die kleine ausragende Spitze auf seiner Oberlippe entlang,
küsste ihn und dachte: »Ich liebe dich«, sagte aber nichts.
    Er drückte mich wortlos an sich. Dann stieg ich aus und winkte ihm
zu. Dahin war er in seinem Fahrzeug.

13
    Die Geschichten hatten mich entsetzlich aufgewühlt. Da
hatte er mir ein fettes Paket zum Verdauen mitgegeben. Und über meine Aktion war
ich jetzt auch gar nicht mehr besonders glücklich. Sogar ganz grässlich war mein
Zustand. Ein bitterer Geschmack machte sich in meinem Mund breit wie nach einem
schlechten Kaffee. Ich begann mich schrecklich vor den Konsequenzen zu fürchten
und schaltete mein Telefon ab. Das waren aber nicht die einzigen Konsequenzen,
vor denen ich mich zu fürchten begann. Ich wusste, dass ich nicht umhinkommen
würde, Ivo nun in die Geschichte einzuweihen, aber ich war bereit, dazu zu
stehen. Mein Leben schrie nach Veränderung. Das Versteckspiel sollte ein Ende
finden. Ich sah auf meine Arme, meine Beine und fragte mich, ob ich wirklich
noch dieselbe war? Alles an mir zitterte, aber von außen schien noch alles beim
Alten. Mein Gesicht würde die Wahrheit sprechen,

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