Atlan 014 - Der Tempel des furchtbaren Gottes
um und deutete auf die
Innenseite.
“Die Häute wurden nicht abgezogen, sondern abgeworfen oder abgestreift wie
die von terranischen Schlangen oder Eidechsen. Ein ganz natürlicher
Häutungsprozeß.—Warum haben wir auf Bare-Tonari nirgends abgelegte Panzerhäute
von Baratons gefunden, Tek?”
Oberstleutnant Ronald Tekener dachte angestrengt nach. Zweifellos wurden die
Krötenhäute gesammelt und aufbewahrt, weil jemand sich ihre Individualstrahlung
zunutze machen wollte. Aber die Verformten lebten offenbar völlig frei, konnten sich frei
auf Bara-Tonari bewegen. Folglich würden sich viele von ihnen an abgelegenen Orten
häuten und den Sammlern entgehen.
Aber wieso kam es zu dieser Individualstrahlung, lange nach dem Absterben der
Hautzellen? Nur lebende Zellen sandten Individualimpulse aus; die Gesamtheit des
Gottes
Individualspektrums eines Lebewesens nannte man Zellaura.
Er versetzte der vor ihm liegenden Panzerhaut einen Schlag mit der flachen
Hand und sagte:
“Gehen wir weiter!”
Das Schott zum benachbarten Raum öffnete sich bei Annäherung. Die
USOSpezialisten traten ein—und blieben überrascht und fasziniert stehen. Ein großer halbrunder Saal, eine durchlaufende niedrige Konsole von etwa sechs
Metern Breite, darauf eine Reihe von transparenten offenen Schalen, deren
Gegenstücke in unsichtbaren Kraftfeldern unter der Decke schwebten. Eine verborgene
elektronische Apparatur summte und wisperte; ein schwacher Ozongeruch lag iri der
Luft. Wände und Decken waren durchsichtig. Aus der Decke flutete wieder das grelle
blauweiße Licht, während hinter den Wänden komplizierte Schaltungen zu sehen
waren, ein Gewirr fremdartiger positronischer Elemente.
Sie fuhren herum, die Waffen schußbereit, als das Schott, das sich hinter ihnen
geschlossen hatte, langsam auseinanderglitt. Sie suchten nach einem Versteck und
beobachteten die sich bildende Öffnung. Halblaut waren Stimmen zu vernehmen:
Interkosmo!
Es war Kennon, der die transparente Tür an der Leere dahinter erkannte.
Glücklicherweise öffnete sie sich ohne jede Komplikation. Die Spezialisten huschten
hindurch. Die Tür schloß sich wieder. Aber durch das transparente Material hindurch
konnten sie die Halle mit den Konsolen und Schalen beobachten.
Inzwischen war das Schott völlig aufgeglitten. Die Beobachter sahen das vordere
Ende eines Stiefels, dann trat sein Träger in die Halle.
Ein etwa fünfzigjähriger Mann, absolut humanoid, mit langem weißem Haar,
hoher Stirn und intelligentem Gesicht. Er trug einen Umhang mit bekannten Symbolen
auf dem Vorderteil.
Ein Anti. Ein Baalol-Priester. Der Vertreter eines galaktischen Volkes, das sich
der Verbreitung eines heidnischen Kultes verschrieben hatte.
Doch längst hatte die führende Priesterkaste das ursprüngliche Ziel aus den
Augen verloren. Man versuchte zwar noch immer, andere Zivilisationen mit dem BaalolKult zu “beglücken”, aber dies diente in erster Linie der Durchsetzung politischer
Zielvorstellungen. Die Antis wollten Macht, immer mehr Macht, und die große
Sympathie zahlreicher galaktischer Völker für das zu vereiteln. Auch darum hatten sich
die Antis mit dem akonischen Energiekommando, dem Geheimdienst des Blauen
Systems, in der Condos Vasac zusammengefunden.
Der Baalol-Priester wandte sich um und rief einen Befehl.
Entfernte Schreie klangen auf, Füße scharrten, Schimpfworte fielen. Erneut Schreie.
Baratons!
Ronald Tekener spähte geduckt durch die Tür. Zwei Antis schleppten einen
gefesselten Baraton herein. Das Krötenwesen sträubte sich. Doch es half ihm nichts. Zwei weitere Antis erschienen. Sie trugen eine grüngeschuppte Panzerhaut und
legten sie in eine der Schalen auf der Konsole.
Tekener zog hörbar die Luft ein. Ein kalter Schauer rieselte seinen Rücken
herab. Er begann zu ahnen, was nun kommen würde.
Gottes
Der Baraton wurde auf die Panzerhaut in der Schale geworfen. Ein Anti löste die Fesseln. Vielleicht hätte das Krötenwesen fliehen können, aber es schien vor. Furcht erstarrt zu sein.
Die obere Schale senkte sich langsam herab. Drei Antis schalteten an der Konsole. Eine Kaskade flimmernder Energie sprang zwischen beiden Schalenhälften über.
Der Baraton stieß einen gellenden Schrei aus.
Aus weit aufgerissenen Augen beobachtete Ronald Tekener, wie die grüne Panzerhaut sich bewegte, sich an den Körper des Baratons schmiegte. Er hatte etwas Ähnliches schon einmal gesehen, als er unter dem Mikroskop beobachtete, wie eine Amöbe ihre Nahrung umschlang und
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