Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Geheimnisse der bekannten Milchstraße. Und solange es nach mir ging, würde es das auch bleiben.
»Was ist mit der Besatzung der REVENGE?«, hakte ich nach.
»Was soll schon sein? Die Jungs sind handverlesene Elitepiraten. Eine derart tolle Crew hast du niemals zuvor gehabt.«
»Oje …«
Tante Tipas Gesicht lief knallrot an. »Auf deine Frechheiten kann ich gut und gern verzichten! Jetzt verschwinde gefälligst aus meiner Zentrale und komm mir nicht mehr unter die Augen, bevor du deinen Auftrag erfüllt hast!«
Sie gab einem bislang stumm dastehenden Epsaler ein Zeichen. Der kaum 1,60 Meter große Kerl setzte sich in Bewegung, kam auf mich zu und schubste mich mit seinem Körper, der fast ebenso breit wie hoch war, vor sich her durch das Schott.
Der Abgang, den mir Tipa Riordan verschaffte, sollte also blamabel verlaufen. So hatte es die alte Vettel entschieden.
Ich lächelte den Epsaler so entspannt wie möglich an, während sich das Schott zwischen uns schloss. Vielleicht hätte ich den Umweltangepassten mithilfe einiger Dagor-Griffe in Verlegenheit bringen können, vielleicht auch nicht. Es würde der Zeitpunkt kommen, da ich es drauf ankommen ließ, um mir ein wenig mehr Respekt unter dieser Piratenhorde zu verschaffen. Aber nicht hier und nicht heute. Ich unterdrückte jenen Hauch von Zorn, der mich gepackt hatte, und marschierte zurück zu den Kabinen. Der Einsatz begann in wenigen Minuten.
Kapitel 3
Die Neuordnung der Heimat ging schnell vor sich. Drei Generationen lang hatte sich das Volk mit grundsätzlichen Planungen und einer Absicherung seiner Lebensumstände befasst. Nun, in den nächsten Tagen, würde der Startschuss zum Beginn der planetenweiten Umformung fallen.
Paritaun betrachtete die Pläne, die vor ihm lagen. Erst vor fünf Jahren war die Kartierung der Heimat ganz abgeschlossen worden. Neue Gedankenkonstrukte hatten initiiert, neue Techniken zur Praxisreife entwickelt werden müssen.
Es fiel ihnen schwer, Dinge, die sie theoretisch lösten, dann auch in die Tat umzusetzen. Befanden sich irgendwelche Schalter in ihren Köpfen, die nicht richtig schlossen oder lösten?
»Binnen einer Zehnjahresfrist haben wir uns die Heimat untertan gemacht«, sagte Zermaut, sein Freund und Lebensgefährte.
»Und was geschieht dann?«, fragte Paritaun.
»Ich verstehe nicht.«
Paritaun blickte durch das Fenster. Sumpftrasten grasten friedlich vor sich hin. Ab und zu jaulten sie. Die Tiere warteten darauf, so wie jeden Tag gemolken zu werden. Ihre Domestizierung hatte vor sechzig Jahren begonnen.
»Das Volk hat sich ein klares Ziel gesetzt«, sagte er. »Mögliche Probleme wurden einkalkuliert, die Risken punktgenau berechnet. Alles, was wir vorhatten, wird so geschehen, wie es geplant ist. Wir grenzen unseren Lebensraum von jenem anderer Fleischfresser ab und sichern damit unseren Fortbestand. Das Volk setzt sich an die absolute Spitze der Nahrungskette. Und zwar so weit oben, dass wir den Kampf des Lebens in den Sümpfen, den Bergen und Wüsten der Heimat aus unseren Überlegungen ausschließen werden können. Wie du sagtest, haben wir dieses Ziel in zehn Jahren erreicht. Was aber, so frage ich dich, machen wir dann? Bleiben wir in unseren selbst gewählten Reservaten sitzen und harren der Dinge, die da kommen? Verkommen wir zu sinnentleerten Figuren, die mit ihrer Existenz nichts mehr anzufangen wissen?«
Zermaut betrachtete ihn prüfend. »Du bist ein Anhänger der ›fürchtigen Philosophen‹? Du glaubst, dass geistige Inaktivität zur sofortigen Degeneration, zum Rückfall in ein tumbes Dasein führen könnte?«
»Ist denn der Kampf ums Dasein nicht unsere wichtigste Triebkraft? Kann das Volk überleben, wenn es keinen Antrieb mehr besitzt?«
»Damit sollten wir uns erst beschäftigen, wenn das Ziel erreicht ist. Bis dahin müssen wir uns mit ganzer Kraft auf die Arbeit konzentrieren.«
Paritaun zögerte mit seiner Erwiderung. »Da hast Recht«, sagte er schließlich. »Und jetzt gehen wir nochmals alle Parameter durch.«
Zermaut nickte ihm erleichtert zu.
Paritaun wusste, dass sein Freund definite Antworten liebte. Zweifel waren ihm ein Gräuel. Insgeheim würde er sich selbst Gedanken machen, wie es nach dem Ende der Kultivierung ihrer Heimat weitergehen könnte. Er musste verhindern, dass sie in ein tiefes schwarzes Loch fielen, sobald ihre Aufgaben erledigt waren. Es bedurfte weitreichender, tiefschürfender Überlegungen, die mit ihrem künftigen Lebensstil in Einklang
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