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Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Titel: Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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gesprochen hatte. Die überwiegende Mehrheit blieb. Sie waren unschlüssig. Für einen schrecklichen Moment fürchtete Greta, sie nicht erreicht zu haben.
    »Wohin sollen wir gehen, Herrin?«, fragte eine weibliche Kanacht.
    Wohin? Greta verstand. Sie hatten all diejenigen Kanacht, die nicht aus Neu-Kunshun stammten, ihrer Heimat beraubt. Nach Hause zu gehen, war ein Befehl, den sie nicht ausführen konnten. Ihre Dörfer waren unerreichbar für sie. Wären sie auf die Idee gekommen, sich auf einen Fußmarsch von hundert oder mehr Kilometern zu machen, hätten sie nicht einmal gewusst, in welche Himmelsrichtung sie sich wenden mussten.
    »Wartet!«, rief Greta. »Nehmt die neuen … Nachbarn mit. Wo genug Platz ist, lasst sie in euren Bauten schlafen. Wer keinen Platz in den Häusern findet, übernachtet im Freien. Es ist mild. Ich werde dafür sorgen, dass euch allen eure eigenen Bauten bald wieder zur Verfügung stehen.«
    Sie blickte den abwandernden Kanacht nach. Sie hatte eine Idee, wie sie ihr Versprechen in die Tat umsetzen konnte. Nun waren Karim Shoutain und seine Besatzung gefragt. Bei Händlern wie ihnen setzte Greta ein gewisses Organisationstalent voraus. Die Einrichtungen der ESHNAPUR boten die Voraussetzungen dazu, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Ihre Gedanken purzelten. Shoutain … die Kanacht … ESHNAPUR … Heimat … Sorge um ihr Volk.
    Ihr Vorhaben. Es war klar umrissen und zerrann ihr doch zwischen den Fingern. Vor dem stahlblauen Himmel zeichnete sich die Sichel des Raumkreuzers ab, als handelte es sich um einen Mond, der hinter dem Dorf niedergegangen war. Hinter Neu-Kunshun, das nicht mehr lange ein Dorf bleiben würde, sondern zu einer richtige Stadt anwachsen würde, die ihrem Namen zur Ehre gereichte.
    Greta verließ den Ort ihrer Rede, wie magisch angezogen von dem Raumschiff. Von dem, was darin auf sie wartete. Es war der Gatusain, der sie beruhigte. Gasuijamuo, der ihr Kraft verlieh. Und Jorim Kilshasin, der sie befriedigen würde. Ihr Geist war müde, ihr Körper schwach. Sie war eine sechsundzwanzigjährige, gramgebeugte, alte Frau, die sämtliche Last des Universums auf ihren Schultern trug und unter dieser Last zu zerbrechen drohte.
    Wer mit göttlicher Macht ausgestattet war, brauchte derlei nicht zu fürchten.
    Sie war damit ausgestattet.
    Sie hatte nichts und niemanden zu fürchten.
    Greta tat es dennoch, und sie brach fast zusammen. Nur fast, weil sie rechtzeitig in ihren Sarkophag stieg.
     
     
    Greta Gale hatte die halbe Nacht in ihrem Sarkophag verbracht und Kraft getankt. Sie sah sich imstande, einen Berg zu versetzen. Ihr Geist war wach und bebte vor Energie. Gleichzeitig litt sie. Noch nie hatte sie sich körperlich so schlecht gefühlt. Sie kauerte in einem Kontursessel der Kommandozentrale und verfolgte die Handgriffe der Besatzung.
    Der Kommandant hatte seine Befehle, die er gewohnt gewissenhaft ausführte. Die ESHNAPUR schwebte in einer Höhe von fünfzig Metern über dem verlassenen Dorf.
    »Eine verrückte Idee«, amüsierte sich Heyburn. »Auf so was muss man erst mal kommen.«
    Greta warf ihm einen warnenden Blick zu. Sie war nicht in der Stimmung, Kritik an sich, ihren Fähigkeiten oder Plänen zu dulden. Auch stand ihr nicht der Sinn nach Svins Albernheiten.
    »Da die Idee von dir stammt, funktioniert sie bestimmt«, war er klug genug, seine unvorsichtige Bemerkung zu relativieren. »Bist du sicher, dass der Traktorstrahl stark genug ist, die Gebäude in die Luft zu heben?«, wandte er sich an Shoutain.
    »Wir haben die AVIGNON damit geschleppt«, erinnerte der Kommandant. »Gegen deren Masse ist die der Bauten der Kanacht vernachlässigbar.«
    »Bleiben die Gebäude intakt, wenn du sie mit dem Strahl vom Boden löst? Wenn sie in ihre Einzelteile zerfallen, ist uns nicht damit gedient.«
    Shoutain stützte sein Kinn auf die Fingerspitzen. Greta merkte, dass er seine Worte genau abwägte, weil er ihre Gemütslage durchschaute. »Ich kann nicht dafür garantieren, weil ich einen solchen Versuch noch nie unternommen habe. Wir setzen zusätzlich zum Traktorstrahl Prall- und Fesselfelder ein, um die Struktur der Gebäude zu stabilisieren. Da wir den Sockel und einen Teil des Bodens mit ausheben, bin ich zuversichtlich.«
    Ein Holo lieferte eine Totalansicht des Dorfs, in einem anderen war der Bau zu sehen, den Greta für den Versuch auserkoren hatte. Sie hatte sich für ein Gebäude entschieden, das mit diversen An- und Aufbauten versehen war. Wenn schon, dann

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