Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Noch hatte ich den Übergang zu verarbeiten. Sobald dies bewältigt war, würde mich der Extrasinn wieder an einer längeren Leine laufen lassen.
Sei dir da nicht zu sicher , kommentierte mein anderes Ich ungerührt.
»Wir sehen nach, was draußen geschieht!«, gab ich durch.
Wir durchquerten die Halle. Das Tor zum Verbindungsgang war halb geöffnet. Als wir hindurch traten, sahen wir erstmals direktes Licht des noch unbekannten Planeten. Offenbar war die Schleusenkammer zerstört worden.
»Wir lassen unsere Begleiter in der Bewachung eines der GLADIATOREN hier zurück«, raunte ich. »Sie, ich, Calipher-SIM und der zweite GLADIATOR werden vorausgehen.«
Mit ein paar erklärenden und ermutigenden Worten legten wir unsere Gefährten auf den Boden des Gangs, der wie der Rest des Monolithen aus dem fremdartigen Silbermetall bestand.
Ich blickte Santjun an. »Bereit, Major?«
»Bereit!«
»Sie nehmen die linke Seite, ich die rechte.«
»Verstanden. Überkreuztes Vorgehen beim Ausgang?«
»Ja«, bestätigte ich. »Los jetzt!«
Santjun und ich eilten zum Ende des Verbindungsgangs. Die Schleuse selbst war offenbar schon vor längerer Zeit zerstört worden. In der würfelförmigen, etwa zehn Meter großen Kammer lagen die Trümmerstücke des Tors und weitere Gegenstände, die wahrscheinlich einstmals eine fremde Technik beherbergt hatten, nun aber dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen waren.
An die Wände gepresst, näherten wir uns der Öffnung. Die beiden zweieinhalb Meter hohen Roboter ließ ich etwas Abstand halten. Im Verteidigungsfall würden sie blitzschnell wieder in unserer Nähe sein.
Calipher-SIM ortete unaufhörlich und sendete mir die Ergebnisse gerafft an meine Anzugpositronik. Mittlerweile waren keine Triebwerks-, oder sonstigen Energieemissionen mehr erkennbar. Doch das hieß nicht, dass die Lage vor dem Monolithen gefahrlos war. Der Monolith spie nach wie vor seine unberechenbaren Energien aus, die unsere Instrumente empfindlich störten.
Santjun und ich drückten uns mit dem Rücken an die Seiten des zerstörten Schleusentors. Synchron hoben wir unsere Kombistrahler. Ich machte mich bereit, die linke Seite abzudecken, während sich Santjun auf die rechte Seite konzentrieren würde. Ich ging leicht in die Knie, damit wir uns nicht gegenseitig behinderten.
Den schweren Kombistrahler mit beiden Händen haltend, spreizte ich drei Finger ab. Santjun sah mein Zeichen und nickte. Nach und nach legte ich meine Finger wieder an den Griff der Waffe.
Drei – zwei – eins.
Santjun und ich wirbelten herum. Vor uns lag ein Schlachtfeld. In kurzer Folge nahmen wir alle möglichen Ziele ins Visier: einen rauchenden Shift, zwei am Boden liegende humanoide Körper, zwei glühende Kampfroboter. Rauch- und Dampfschwaden drifteten gemächlich durch das ansonsten erstarrte Bild und verliehen ihm etwas Geisterhaftes.
»Ich überprüfe die beiden Gestalten!«
Bevor ich etwas erwidern konnte, presste sich Santjun an mir vorbei und hastete auf die beiden Körper zu.
Seine übersteigerte Eigeninitiative kehrt zurück – das ist nicht nur ein gutes Zeichen , flüsterte der Extrasinn.
Ich ließ meinen Blick über die Ebene schweifen, die sich vor mir ausdehnte. Trostlos , war das Wort, das mir als erstes in den Sinn kam. Über der braunen, fast konturlosen Landschaft wölbte sich ein schlierig grüner Himmel, durch den träge Wolkenfetzen trieben. Mehrere, nicht allzu weit entfernte Gebirgszüge waren im dichten Dunst nur undeutlich erahnbar. Weit und breit gab es keine irgendwie gearteten Anzeichen einer Zivilisation.
Mit der Helmoptik zoomte ich den Horizont herbei, doch die vor etwa zehn Minuten georteten Gleiter waren nirgends sichtbar.
Ich trat ins Freie. Der Boden war überraschend weich. Eine glänzende, braune Moosschicht bedeckte ihn. Der stattgefundene Kampf hatte tiefe Spuren darin hinterlassen.
»Calipher-SIM, kannst du die Richtung rekonstruieren, in der sich die Gleiter entfernt haben?«
»Ausgezeichnete Idee«, antwortete der lemurische Roboter. Er stakste auf seinen langen, dünnen Beinen in die Ebene hinein. Die vierzehigen Füße versanken fast im Boden. »Wegen der schwierigen Ortungssituation muss ich von mehreren Punkten aus Messungen vornehmen«, ließ er verlauten.
Nachdenklich blickte ich ihm nach. Es sah grotesk aus, wie der humanoide Roboter wie ein verstörtes Huhn in der Gegend herum stelzte, stehen blieb und seinen Oberkörper mehrmals um 360 Grad drehte, um seine
Weitere Kostenlose Bücher