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Atlantis in London

Atlantis in London

Titel: Atlantis in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesagt. Wir brauchen Kevin. Atlantis braucht deinen Sohn…«
    Die Worte hämmerten in Nancys Hirn. Sie waren wie dicke Säuretropfen, die sich einbrannten, Löcher schufen und ihr eigenes Denken völlig überschatteten.
    Sie brauchten Kevin! Verdammt, sie sollten ihn nicht bekommen.
    »Neinnn… du Bestie, neiiiinnnn und abermals neiiinnn…! Du bekommst ihn nicht!«
    Julia hatte die Axt, Nancy das Messer. Sie war deshalb unterlegen, aber sie dachte in diesen Augenblicken nicht daran, denn die Sorge um ihren Sohn überschwemmte alles.
    Deshalb rannte sie vor.
    Nancy kam sich vor, als wäre sie von einem Sturmwind erfasst worden. Die große Diele verkleinerte sich vor ihren Augen. Ihr Blickfeld reduzierte sich dabei auf das Wesentliche.
    Sie sah nur das Kindermädchen in ihrem totenähnlichen Kleid, sie sah das Gesicht mit der schillernden Haut, den eisigen Ausdruck in den Augen, der kein Erbarmen zeigte, und sie sah die Axt, die in die Höhe schwang, wobei Nancy den Eindruck hatte, als würde dies in einem Zeitlupentempo geschehen.
    Dann fuhr die Schneide nach unten.
    Es war ein Schlag, der treffen musste und trotzdem nicht traf, denn Nancy, die stets Wert auf einen glatten, sauberen Boden gelegt hatte, rutschte auf dem Holz aus.
    Ihr rechtes Bein glitt mit einer derartigen Geschwindigkeit zur Seite weg, dass es ihr nicht mehr gelang, sich zu fangen. Schräg über sich sah sie die Klinge der Waffe, dicht dahinter das jetzt verzerrte Gesicht des Kindermädchens. Sie hörte auch den Fluch und bekam den dumpfen Aufprall mit, als das Metall gegen den Boden schlug, einen Spalt hinterließ, und für einen Moment darin stecken blieb. Sie merkte den Luftzug. Sie merkte auch, wie sich der Stoff der pumpig geschnittenen Jeans an der rechten Seite spannte, als sie sich zur Seite rollen wollte, und sie begriff mit Schrecken, das die Klinge sie an den Boden genagelt hatte. Nur eine Fingerbreite von der Außenseite des Schenkels entfernt war sie wuchtig in das Holz gestoßen. Nancy lag auf dem Boden, ihr Gesicht der Küchentür zugewandt, und das sah auch Kevin. Er hatte so etwas noch nie erlebt. Seine Mutter auf der Erde, das konnte es nicht geben.
    Obwohl er in seinem Alter noch nicht fähig war, richtig zu denken, reagierte er instinktiv. Auf seinen kleinen Beinen lief er los. Mit tapsigen Bewegungen näherte er sich der liegenden Frau und geriet damit in die mörderische Nähe der Killerin.
    Das sah auch Nancy. »Kevin, mein Gott! Geh weg, Kevin! Mein Gott, geh doch endlich weg! Lauf, bitte…« Sie schrie nicht nur, sie zerrte auch am Stoff der Hose, weil sie sich befreien wollte. Bei ihr klappte das nicht, dafür bei Julia. Mit einem heftigen Ruck zog sie die Klinge hervor, der zweite Schlag würde nicht mehr ins Leere gehen, das schwor sie sich. Sie holte aus.
    Auch Nancy stellte fest, dass sie sich wieder bewegen konnte. Sie zog die Beine an, um aufzustehen, als Kevin sich nicht mehr halten konnte und ihr entgegenfiel.
    Was ihn dazu bewogen hatte, konnte sie gar nicht sagen. Jedenfalls prallte er heftig auf sie, und die Axt war unterwegs… Sie hätte Mutter und Sohn erwischt, als das Geschehen eine radikale Wende nahm. Ein Schuss peitschte auf!
    ***
    Ich schaute nach vorn und gleichzeitig nach unten. Ich sah den Rücken der Person, aber auch die blasse Mündungsflamme vor der Beretta aufzucken. Ich sah die Klinge und bekam mit, wie die Kugel die weiße Gestalt traf und nach vorn schleuderte.
    Die Frau konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Zudem stolperte sie noch über den vor ihr liegenden Körper, ihre Arme bewegten sich dabei hektisch, und sie schaffte es nicht mehr, die Balance zu halten. Als sie fiel, schrie Nancy Bristol. Sie drehte sich noch zur Seite, umklammerte ihren Sohn wie eine wertvolle Beute, die sie so hart festhielt, als wollte sie ihn nie mehr in ihrem Leben loslassen.
    »Kümmere dich um sie!« fuhr ich Bill Conolly an. Für mich war die Person mit der Axt wichtiger.
    Wo ich sie erwischt hatte, wusste ich nicht. Es war nicht tödlich gewesen, denn sie bewegte sich noch, kroch über den Boden auf das Geländer der Treppe hoch, klammerte sich dort an den Stäben fest, und es gelang ihr, sich daran hochzuziehen.
    Sie kam auf die Beine, blieb stehen, drehte sich schwungvoll herum, und bewegte dabei ebenso schwungvoll die verdammte Axt, die mir jetzt den Garaus machen sollte.
    »Bleiben Sie stehen!« schrie ich.
    Sie schüttelte den Kopf. Für mich ein Zeichen, dass sie mich verstanden hatte. Dann

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