Atlantis in London
den Eisernen Engel. Der aber war es nicht, denn er hätte sich nicht so zu verhalten brauchen. Es war auch kein Riesenvogel, sondern ein Mensch mit Flügeln.
Er huschte an mir vorbei. Dabei hatte er an Höhe verloren. Ich hätte ihn eigentlich besser erkennen müssen, was leider nicht möglich gewesen war, weil alles zu schnell ging, aber der unheimliche Schatten bewegte sich schräg nach oben und hatte sich als Ziel einen der in der Nähe stehenden Bäume ausgesucht.
Dort rauschte er hinein. Das Knacken der Äste hörte sich an, als würde der Baum einen Schrei ausstoßen. Die abgebrochenen Teile torkelten zu Boden. Als sie liegen blieben, ging auch ich vor. Ich verließ dabei bewusst meine Deckung.
Die rechte Hand hielt ich um die Beretta geklammert. Wer immer aufgetaucht war, aus Spaß hatte er sich diesen Ort bestimmt nicht ausgesucht. Er wollte sich überzeugen, nachschauen, ob sein Plan geklappt hatte. Ich konnte mir vorstellen, dass dieses Wesen die Person im Hintergrund war, die den Mordauftrag gegeben hatte. Plötzlich verbreiterte sich der Schatten. Jemand machte sich bereit, holte tief Luft, damit er sich auf ein bestimmtes Ziel konzentrieren konnte. War ich das?
Einen Moment später erlebte ich die Hölle. Da zeigte der Schatten, wie gefährlich er war, und er riss mich hinein in ein Chaos aus Tod und Flammen…
Ich sah die Blitze, die entstanden, die in meine Richtung rasten, sich dabei veränderten und sich regelrecht aufplusterten, eine rotgelbe Farbe annahmen und mir als mörderischer Flammengruß entgegenhuschten. Zum Glück war ich etwas darauf vorbereitet. Dass ich nicht erwischt wurde, verdankte ich trotzdem beinahe einem Zufall, denn der Tisch rettete mich.
Ich hatte ihn im letzten Augenblick packen und hochreißen können und hielt ihn den Flammen entgegen. Sie krachten dagegen!
In der Tat war es ein Krachen, denn ich hörte die Laute, als das Holz zerschmorte und sich der Tisch zwischen meinen Händen in eine weiche Masse verwandelte.
Bevor es mich erwischte, schleuderte ich ihn weg. Dann jagte ich nach rechts, übersprang die Leiche und warf mich zwischen die Büsche, während in meinem Rücken Blitze zuckten und mächtige Feuersäulen entstanden, die in den Wald hineinrasten, um dort ein Inferno zu entfachen.
Ich hatte Glück gehabt und mir einen Ort ausgesucht, wo ich relativ geschützt stand. Wie auf einem Logenplatz, von dem aus ich auf die Bühne des Schreckens schauen konnte.
Das Feuer loderte an verschiedenen Stellen. Es produzierte keinen Rauch, es war ein kaltes, magisches Feuer, das wie Säulen an bestimmten Orten stand. Dahinter entdeckte ich den Schatten. Er füllte praktisch die Lücken zwischen den Säulen aus, und wieder entdeckte ich diesen engelähnlichen Umriss.
Die Flügel hatte er zusammengelegt. Sie mussten gewaltig sein und auch anders gewachsen als bei einem normalen Engel, denn die Gestalt besaß ziemlich breite Schultern und einen sehr dunklen, gleichzeitig auch gewaltigen Kopf. Vergeblich suchte ich nach einem Gesicht. Der Kopf war nur ein dunkler Fleck zwischen den Flügeln. Vier Bäume brannten. Es sah aus, als wäre ein Feuerwerker groß in Form gekommen, denn die Stämme, Äste und Zweige zersprühten regelrecht unter dem magischen Ansturm.
Da platzte die Rinde ab. Die einzelnen Stücke glühten auf, als sie sich knatternd und zischend lösten. Auch der Himmel hatte einen anderen Schein bekommen, der sich jedoch nicht bewegte und wie ein großer ruhiger See über dem Grundstück lag.
Ich stand da, ohne mich zu rühren. Auch weiterhin spielte ich den heimlichen Beobachter, denn ich wollte zudem wissen, wie ich an die Gestalt herankommen konnte. Es würde erst möglich sein, wenn die Feuersäulen nicht mehr standen.
Sehr schnell verschwanden sie, und sie sackten dabei ineinander, als hätte jemand mit gewaltigen Händen auf sie gedrückt und sie in den Boden gestampft.
Der unheimliche Vorgang war vorbei. Kein Feuer mehr, kein engelhafter Schatten - aus…
Ich holte tief Luft. Als ich die Deckung verließ, kam ich mir vor wie jemand, der in eine Leere hineingeht. Zwar spürte ich unter den Füßen einen festen Halt, aber die dichte Dunkelheit war wie ein gewaltiges Tuch, das mich umfangen hielt und auch die Umgebung zusammendrückte.
Von der Leiche sah ich nichts mehr. Verschwunden war sie nicht, das Feuer war nur über sie hinweggejagt und hatte sie so verbrannt, dass nicht einmal Staub zurückblieb.
Im nachhinein bekam ich einen Schauder, denn ich
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