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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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hinunterzugehen. Die Passagiere mußten sich für die Zollformalitäten bereitmachen.
    *
    In den Wandelgängen des Kongreßgebäudes zu Washington herrschte jenes rege Leben, das wichtigen Sitzungen vorauszugehen pflegt. In größeren und kleineren Gruppen standen die Abgeordneten debattierend beisammen. Immer wieder lösten sich hier und dort einzelne los, um zu einer anderen Gruppe zu treten. Immer wieder schwirrten die Punkte der Tagesordnung durch den Raum. Besonders aber der erste Punkt, der die New Canal Company… anging, und in Verbindung damit der Name Guy Rouse. Wie sollte man heute stimmen? In einer Viertelstunde mußte man sich entscheiden. Die Gruppen in den Wandelgängen begannen sich zu lockern. Die Tische im Lunching Room fanden Gäste.
    »Hallo, Miller! Hierher! Illinois zu Ohio!«
    Eine lange Gestalt erhob sich hinter dem Bartisch. Zwei Arme wie Windmühlenflügel winkten einem Neuankömmling zu, einer kleinen gebückten Gestalt mit dem gelblichen, grämlichen Gesicht eines gallsüchtigen Hypochonders. Langsam drehte er sich nach dem Rufer um. Die kleinen blinzelnden Augen kniffen sich zusammen. Dann schlurfte er langsam nach dem Tisch hin.
    »Auch hier, Teddington?«
    Er wollte noch weitersprechen, als die knochige Riesenfaust Teddingtons seine Rechte packte und wie einen Brunnenschwengel auf und nieder pumpte und ihn auf einen Stuhl drückte.
    »Auch hier, Mr. Miller?« fragte der Riese zurück. »Wie war es doch mit Ihrer Europareise?«
    »Europareise?« knurrte der Grämliche und warf einen schiefen Blick auf den Frager. »Wer will nach Europa?«
    »Sie! Sie, mein lieber Miller!«
    »Ich? Ich… Wollen Sie mir die fünftausend Dollar geben, die ich für diese Reise brauchte?«
    »No, lieber Miller. Selbst wenn ich sie hätte…«
    Miller wandte dem Sprecher sein Gesicht zu. Eine Art Lächeln verzerrte es zu einer Grimasse.
    »Wenn Sie sie hätten, Teddington, dann würden Sie sich wahrscheinlich die schöne Villa am Ohio River kaufen, auf die Sie schon…«
    Die Windmühlenflügel schlugen klatschend auf die langen Schenkel.
    »Knock out, Miller! Gut gegeben! Haha…« Er lachte aus vollem Halse, wobei seine lange Gestalt sich in grotesken Windungen krümmte.
    »Villa und Europareise… all gone away… in die Ewigkeit!«
    »Sie lachen, Teddington. Ich weiß nicht, was da zu lachen ist. Und dieser Affront! Anders kann ich’s nicht bezeichnen.«
    »Affront…Gut gesagt, Miller!«
    Von neuem lachte Teddington auf.
    »Sie scheinen heute Ihren heiteren Tag zu haben, Teddington.« Er nahm ein Glas Wasser und nippte daran.
    »Gewiß ist es ein Affront, wenn…«
    Er machte eine Pause, als suche er nach Worten, um den Satz zu vollenden.
    »Sagen Sie nur, Mr. Miller«, seine Stimme dämpfte sich etwas, »es ist ein Affront, wenn man tagelang von morgens bis abends den Geldbriefträger Guy Rouse erwartet… und er kommt nicht.«
    »Er kommt nicht«, echote Miller. »Er glaubt, uns nicht mehr nötig zu haben.«
    »Glaubt er nicht? Und ich glaubte niemals fester auf den Geldbriefträger Rouse rechnen zu können als vor dieser Abstimmung über seine Kanalpläne. Weiß der Teufel!«
    Eine untersetzte, massige Gestalt stand plötzlich neben ihnen. Überrascht sahen sie auf. Dann freudiges Erkennen. Zwei Hände streckten sich dem Neuen entgegen.
    »Ah! In unsere Mitte, Mr. Struck!« kommandierte Teddington. »Texas mitten unter uns! Trotz der schlechten Zeiten noch dicker geworden!«
    »Und Sie noch länger!« erwiderte der Dicke und ließ sich grinsend auf einen Stuhl nieder.
    Der eigene Witz schien ihm großes Vergnügen zu machen. Sein stiermassiges Lachen schulterte durch den Raum. Er hielt inne, als er den ostentativ musternden Blick Teddingtons fühlte.
    »Was haben Sie denn?…Was bemerken Sie an mir?«
    »Ich bemerke, daß Ihnen zu fehlen scheint, was ich eben suchte.«
    »Was?« Der Texasmann starrte ihn mit verständnislosen Blicken an.
    »Was?«
    »Was? Nun! Mehreres. Zum ersten die silbernen Pferdesporen, zum zweiten das herrliche Mexikanerkostüm einschließlich des echten Sombreros – alles in allem: ich vermisse den Don Jose Struckio de la Grande Hacienda!«
    Die Faust des Dicken fuhr auf den Tisch, daß die Gläser wackelten.
    »Verdammt! Der Schuft… Der Betrüger!«
    »Betrüger! Affront!« lachte Teddington. »Eins schöner wie’s andere, ein frecher Betrüger, Gentlemen, nicht wahr?« Wie ein Wiehern klang sein Lachen.
    »Wer zuletzt lacht, lacht am besten«, stieß der gallsüchtige

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