Auch du brauchst Zaertlichkeit
sie das Badezimmer und ging in die Küche, gefolgt von ihren beiden Kindern. “Der Thunfischauflauf ist in zwanzig Minuten fertig. Außerdem gibt es Eiscreme zum Nachtisch. Matt, ich habe ein paar Videofilme für dich ausgeliehen. Du kannst sie dir in meinem Schlafzimmer ansehen, damit Jodi und Sara im Wohnzimmer lernen können.”
“Wir kommen schon klar”, beruhigte Jodi ihre Mutter. “Ich bin immerhin schon sechzehn. Matt ist zwar noch ein Baby, aber schon einigermaßen reif.”
Er nahm eine Boxerhaltung ein. “Sag das noch mal, und ich zeige dir, was reif ist.”
“Du darfst mich nicht schlagen. Ich bin ein Mädchen.”
“Mum, lass sie mich einmal schlagen. Bitte.”
Beth zauste ihm das Haar. “Tut mir Leid. Du darfst keine Frau schlagen.”
“Aber sie hat es verdient.”
“Das hast du auch oft, aber ich schlage dich trotzdem nicht.”
Er richtete sich auf. “Das liegt nur daran, dass ich genauso groß wie du und sehr stark bin.”
Beth seufzte.
Matt wich einen Schritt zurück. “Sie hat diesen seltsamen Blick, Jo. Gleich lässt sie sich wieder darüber aus, wie niedlich wir waren, als wir noch klein waren.”
Das Geräusch eines Wagens lenkte sie alle ab. Beth zog sich der Magen zusammen.
Matt lief zu einem Fenster, das nach vorne zur Straße ging.
“Es ist eine Limousine. Schwarz und echt cool”, rief er aufgeregt. “Wie reich ist der Typ eigentlich? Glaubst du, dass er mir ein Auto kaufen will?”
Jodi berührte ihre Mutter am Arm. “Es wird alles gut. Du siehst großartig aus. Lächle einfach. Und wenn das Gespräch stockt, dann stell ihm persönliche Fragen. Jungs lieben es, über sich selbst zu reden.”
“Woher weißt du das alles?”
Jodi grinste. “Ich wiederhole nur deinen Rat.”
“Zumindest habe ich meine Kinder richtig erzogen.” Beths Kehle war wie zugeschnürt, als sie zur Haustür ging.
Matt kniete auf dem Sofa vor dem Fenster, spähte hinaus und winkte sie zu sich. “Der Fahrer dreht gerade auf dem Wendehammer um. Man kann gar nicht durch die Fenster gucken. Das ist so cool. Du solltest wirklich mit diesem Typ gehen, Mum. Ich tue so, als ob ich ihn nicht mag, und dann gibt er mir Geld, um sich bei mir einzuschmeicheln. Was hältst du davon?”
Sie beugte sich zu ihm und drückte ihm einen Kuss aufs Haar. “Ich denke, dass du eine großartige Phantasie hast.
Deshalb dränge ich dich ja auch immer, deine Aufsätze zu schreiben. Ich weiß, wozu du fähig bist.”
Matt ignorierte ihre Bemerkung. “Ich möchte zu gern wissen, ob der Fahrer in Uniform ist und so. Was meinst du, wie viel Mike für dieses Date bezahlt hat?”
Beth wollte nicht darüber nachdenken. Schon gar nicht wollte sie daran denken, dass Todd Graham bei ihrem Anblick vermutlich am liebsten in die entgegengesetzte Richtung wieder abfahren würde. Sie rief sich in Erinnerung, dass es zu einem guten Zweck geschah. Er hätte eben nicht an der Junggesellenauktion teilnehmen dürfen, wenn er Wählerisch war.
2. KAPITEL
Todd Graham blickte durch die getönten Fenster seiner Limousine und wurde sich bewusst, dass er bis zu diesem Augenblick niemals ein Vorstadtviertel aufgesucht hatte. Es sah allerdings ganz so aus, als hätte er nicht viel verpasst.
Zweistöckige Backsteinhäuser säumten die Straße. Sie glichen sich beinahe wie ein Ei dem anderen. In den Auffahrten standen Kleinwagen oder alte Lieferwagen. Wer hätte gedacht, dass es nur fünfundzwanzig Minuten Fahrt von seinem Penthouse hoch über der Innenstadt entfernt lag?
Sein Chauffeur hielt vor einem Haus, das wie all die anderen in der Straße aussah. Todd fand, dass dieses Viertel trotz der stereotypen Architektur einen gewissen Reiz auf wies. Wenn er dasselbe doch nur über sein Pate sagen könnte! Frauen mittleren Alters entsprachen nicht seinem Stil, aber er war zur Teilnahme an dieser Junggesellenauktion gedrängt worden, und ihm war keine Ausrede eingefallen, um sich vor diesem Rendezvous zu drücken.
Er bereitete sich innerlich auf einen langen und langweiligen Abend vor. Zum Glück hatte er für halb acht Uhr am nächsten Morgen eine Golfpartie geplant, die ihm einen perfekten Vorwand lieferte, den Abend nicht ausufern zu lassen. Er beabsichtigte, direkt zum Restaurant zu fahren und sie nach dem Essen sofort nach Hause zu bringen. Sein Gewissen ermahnte ihn zwar, dass der hohe Preis für diesen Abend mit ihm zumindest einen Abstecher in eine nette Bar beinhalten sollte, aber diesen Gedanken schob er beiseite. Er glaubte
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