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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Parkmauer entlang. Oder es hätte ein Schuß im Wald sein können – möglicherweise ein Wilderer. Ich hätte nie geglaubt…«
    Major Riddle unterbrach ihn.
    »Um welche Zeit war das?«
    »Es war genau um acht Minuten nach acht, Sir.«
    »Wie kommt es, daß Sie den Zeitpunkt auf die Minute genau angeben können?« fragte der Chief Constable scharf.
    »Das ist sehr einfach, Sir. Ich hatte gerade zum erstenmal gegongt.«
    »Zum erstenmal?«
    »Ja, Sir. Entsprechend den Befehlen Sir Gervases mußte genau sieben Minuten vor dem Gong, der zum Abendessen rief, zum erstenmal gegongt werden. Er war nämlich sehr darauf bedacht, Sir, daß jeder sich im Wohnzimmer bereit hielt, wenn zum zweitenmal gegongt wurde. Sobald ich das getan hatte, betrat ich das Wohnzimmer, meldete, daß serviert sei, und die Herrschaften begaben sich in das Speisezimmer.«
    »Langsam beginne ich zu begreifen«, sagte Hercule Poirot, »warum Sie so überrascht aussahen, als Sie heute abend meldeten, es sei serviert. Gewöhnlich hielt sich auch Sir Gervase zu diesem Zeitpunkt im Wohnzimmer auf?«
    »Ich habe es noch nie erlebt, daß er nicht dort gewesen wäre, Sir. Für mich war es ein ziemlicher Schock. Ich traute kaum…«
    Wieder unterbrach Major Riddle ihn mit einer Frage. »Waren die übrigen Herrschaften gewöhnlich auch dort?«
    Snell hüstelte.
    »Wer sich zum Abendessen verspätete, Sir, wurde nie mehr eingeladen.«
    »Aha – also eine sehr drastische Maßnahme!«
    »Sir Gervase beschäftigte einen Küchenchef, Sir, der früher beim Kaiser von Moravia gearbeitet hatte. Und er pflegte zu sagen, Sir, daß das Abendessen genauso wichtig sei wie ein religiöses Ritual.«
    »Und die Familie?«
    »Lady Chevenix-Gore war immer sehr bemüht, ihm Aufregungen zu ersparen, Sir, und sogar Miss Ruth wagte nicht, zum Abendessen zu spät zu kommen.«
    »Interessant«, murmelte Hercule Poirot.
    »Ich verstehe«, sagte Riddle. »Da also das Abendessen um Viertel nach acht begann, wurde zum erstenmal um acht Minuten nach acht gegongt?«
    »So ist es, Sir – aber das war nicht die Regel. Üblicherweise begann das Abendessen vielmehr um acht. Sir Gervase hatte jedoch angeordnet, daß das Abendessen heute eine Viertelstunde später beginnen sollte, da er noch einen Herrn erwartete, der mit dem Spätzug kam.« Während Snell sprach, deutete er mit einer leichten Verbeugung auf Poirot.
    »Machte Ihr Herr vielleicht einen erregten oder besorgten Eindruck, als er sich in sein Arbeitszimmer begab?«
    »Das kann ich nicht sagen, Sir. Ich war nicht nahe genug, um seinen Gesichtsausdruck beurteilen zu können. Ich bemerkte ihn lediglich – mehr nicht.«
    »War er allein, als er in sein Arbeitszimmer ging?«
    »Ja, Sir.«
    »Hat anschließend noch jemand das Arbeitszimmer betreten?«
    »Das kann ich nicht sagen, Sir. Anschließend begab ich mich nämlich in die Anrichte, und dort blieb ich, bis ich um acht Minuten nach acht zum erstenmal gongte.«
    »Dort waren Sie also auch, als Sie den Schuß hörten?«
    »Ja, Sir.«
    Höflich warf Poirot eine Frage dazwischen.
    »Ich kann mir vorstellen, daß der Schuß auch von anderen gehört wurde?«
    »Das ist richtig, Sir. Mr. Hugo und Miss Cardwell hörten ihn ebenfalls. Und Miss Lingard.«
    »Diese drei hielten sich auch in der Halle auf?«
    »Miss Lingard kam aus dem Wohnzimmer, während Miss Cardwell und Mr. Hugo gerade die Treppe herunterkamen.«
    »Kam es zu einer Unterhaltung über diese Angelegenheit?« fragte Poirot.
    »Mr. Hugo erkundigte sich nur, ob es zum Abendessen Champagner gäbe, Sir. Ich erwiderte, daß Sherry, Rheinwein und Burgunder serviert würden.«
    »Er hielt es also für einen Sektkorken?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Aber niemand nahm den Knall ernst?«
    »O nein, Sir. Die Herrschaften begaben sich anschließend – miteinander sprechend und lachend – in das Wohnzimmer.«
    »Wo waren die anderen Bewohner des Hauses zu diesem Zeitpunkt?«
    »Das kann ich nicht sagen, Sir.«
    »Wissen Sie irgend etwas über diese Pistole?« sagte Major Riddle. Dabei hielt er die Waffe hoch.
    »Doch, Sir. Sie gehört Sir Gervase. Er bewahrte sie immer in der Schublade des Schreibtisches dort drüben auf.«
    »War sie gewöhnlich geladen?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis, Sir.«
    Major Riddle legte die Pistole weg und räusperte sich.
    »Ich möchte Ihnen jetzt eine ziemlich wichtige Frage stellen, Snell. Und ich hoffe, daß Sie sie möglichst wahrheitsgemäß beantworten. Können Sie sich irgendeinen Grund vorstellen,

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