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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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der Ihren Herrn veranlaßte, Selbstmord zu verüben?«
    »Nein, Sir. Ich kenne keinen.«
    »Sir Gervase war in letzter Zeit nicht irgendwie merkwürdig in seinem Verhalten? Nicht deprimiert? Oder besorgt?«
    Snell hüstelte entschuldigend.
    »Sie entschuldigen, Sir, wenn ich es sage – aber in den Augen Fremder wirkte Sir Gervase möglicherweise immer etwas seltsam. Er war ein höchst origineller Gentleman, Sir.«
    »Ja, ja, das ist mir genau bekannt.«
    »Außenstehende, Sir, verstanden Sir Gervase nicht immer.«
    Snell legte soviel Bedeutung in diesen Satz, als wäre er mit großen Buchstaben geschrieben.
    »Ich weiß – ich weiß. Demnach gab es also nichts, was beispielsweise Sie als ungewöhnlich bezeichnet hätten?«
    Der Butler zögerte.
    »Ich glaube, Sir, daß Sir Gervase über irgend etwas besorgt war«, sagte er schließlich.
    »Besorgt und deprimiert?«
    »Deprimiert würde ich es nicht nennen, Sir. Aber besorgt – ja.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, was der Grund zu dieser Besorgnis gewesen sein könnte?«
    »Nein, Sir.«
    »Hing sie zum Beispiel mit irgendeiner besonderen Person zusammen?«
    »Das entzieht sich wirklich meiner Kenntnis, Sir. Jedenfalls ist es auch nur ein Eindruck, den ich hatte.«
    Wieder schaltete Poirot sich ein.
    »Sein Selbstmord kam für Sie überraschend?«
    »Völlig überraschend, Sir. Für mich war es ein fürchterlicher Schock. So etwas wäre mir nicht einmal im Traum eingefallen.«
    Poirot nickte nachdenklich.
    Riddle warf ihm einen Blick zu und sagte dann: »Na, schön, Snell, das ist – glaube ich – alles, was ich Sie fragen wollte. Sie sind also überzeugt, daß Sie uns sonst nichts Wichtiges mitteilen können – keinen ungewöhnlichen Vorfall zum Beispiel, der sich in den letzten Tagen zutrug?«
    Der Butler, der sich erhob, schüttelte den Kopf.
    »Nichts, Sir, wirklich gar nichts.«
    »Sie können dann gehen.«
    »Danke, Sir.«
    Als Snell sich der Tür näherte, blieb er plötzlich stehen und trat zur Seite. Lady Chevenix-Gore schwebte in das Zimmer. Sie trug ein orientalisch wirkendes Gewand aus dunkelroter und orangefarbener Seide, das sich lose um ihren Körper legte. Ihr Gesicht war ruhig, ihre Art gesammelt und still.
    »Lady Chevenix-Gore!« Major Riddle sprang auf.
    »Man teilte mir mit«, sagte sie, »daß Sie mich gern sprechen wollten. Deshalb bin ich hierher gekommen.«
    »Sollen wir dazu vielleicht lieber in einen anderen Raum gehen? Der Anblick dieses Zimmers ist für Sie sicherlich schmerzlich.«
    Lady Chevenix-Gore schüttelte den Kopf und setzte sich auf einen der Chippendale-Stühle. »Ach nein – was ist daran denn schon wichtig«, murmelte sie.
    »Es ist sehr reizend von Ihnen, Lady Chevenix-Gore, Ihre Empfindungen völlig beiseite zu lassen. Ich weiß, wie entsetzlich dieser Schock für Sie gewesen sein muß…«
    Sie unterbrach ihn.
    »Zuerst war es wirklich ein großer Schock«, gab sie zu. Sie sprach in leichtem Konversationston. »Aber so etwas wie Tod gibt es in Wirklichkeit gar nicht – verstehen Sie? Es gibt nur einen Wechsel.« Und sie fügte hinzu: »Genaugenommen steht Gervase im Augenblick dicht neben Ihrer linken Schulter. Ich erkenne ihn ganz deutlich.«
    Major Riddles linke Schulter zuckte leicht. Beinahe argwöhnisch sah er Lady Chevenix-Gore an.
    Sie lächelte ihn an. Es war ein unbestimmtes, glückliches Lächeln.
    »Natürlich glauben Sie mir nicht! Das tun nur wenige Leute. Für mich ist die geistige Welt jedoch genauso real wie diese. Aber nun fragen Sie mich bitte, was Sie wollen, und glauben Sie nicht, daß Sie mich damit quälten. Ich bin wirklich überhaupt nicht unglücklich. Alles ist Schicksal, verstehen Sie? Man kann seinem Karma nicht entkommen. Alles paßt genau zusammen – der Spiegel – alles.«
    »Der Spiegel, Madame?« fragte Poirot. Mit einer unsicheren Kopfbewegung deutete sie hinüber.
    »Ja. Er ist zersplittert – sehen Sie? Ein Symbol! Kennen Sie Tennysons Gedicht? Als Mädchen habe ich es immer wieder gelesen – obgleich ich natürlich seine esoterische Seite damals noch nicht erkannte. Der Spiegel zersprang querdurch. › Der Fluch ist über mich gekommen! ‹ rief die Lady of Shalott. Genau dasselbe erlebte Gervase. Der Fluch ist plötzlich über ihn gekommen. Wissen Sie – meiner Ansicht nach liegt über den meisten sehr alten Familien ein Fluch… Der Spiegel zersprang. Er wußte, daß er verdammt war! Der Fluch war über ihn gekommen!«
    »Aber Madame – nicht ein Fluch hat den Spiegel

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