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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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Hunde.
    Mein Pflegegast weicht mir nicht von der Seite. Seit ich angefangen hab einzupacken, klappert die Lucy mit den Zähnen und zittert. In ihren Augen ein Flehen.
    »Lucy, alles gut«, sag ich hundertmal. »Geh auf deinen Platz. Der Hannes holt dich.«
    Das hält sie drei Sekunden aus. Dann steht sie wieder da, klapper, klapper, und schaut mich an, mit einem Blick, so voller Verzweiflung, dass mir Tränen in die Augen steigen. Nicht wegfahren! Nicht mich zurücklassen!
    Ich will die Tränen runterschlucken und diesen Ofen fertig putzen. Aber es geht nicht. »Lucy, schau woandershin!«
    In mir tut alles weh. Als würde ich zurückgelassen werden, nicht die Lucy. Scheiße. Das ist ein Gefühl, das ich besser kenne als alles andere. Woher? Keine Ahnung. Aber ich will es nie, nie wieder fühlen.
    Ich ruf den Hannes an. »Kann ich die Lucy mitnehmen?« Mit nach Hause. Ins Tal. Ins Haus, in den Garten, vor den Ofen. Vorerst. Weil ich denke, dass sie das nicht mehr schafft, die letzten drei Wochen mit Hannes auf der Alm. Nass, kalt und den ganzen Tag draußen am Berg.
    Er klingt erleichtert. »Ja, freili. Wenn dir das nicht zu viel wird.«
    »Werd ma sehen.«
    »Gut. Ich meld mich.«
    »Lucy, Auto«, sage ich. Und schon rennt sie raus, freiwillig in den Schneeregen, die fünf Stufen von der Terrasse runter und klebt am Auto. K-rrr , k-rrrr, k-rrrr , klappern ihre Zähne.
    Ich mach ihr die Beifahrertür auf, klappe den Sitz um, und bevor ich Hopp sagen kann, hockt sie drin. »Lucy mit.«
    »Gleich fahr ma heim«, sage ich. »Mit dir.« Und schlagartig hört sie auf, mit den Zähnen zu klappern, und lässt ihre langen, dürren Knochen auf den Rücksitz fallen.
    Heimfahren.
    Der Rest geht wie im Flug. Schrubben, fegen, Zeug zamräumen.
    »Billy, Nika – Auto.«
    Nika, meine Klamotten, das Bettzeug und ein paar Schuhe können noch zu Lucy auf den Rücksitz geschichtet werden. Alles andere türmt sich im Kofferraum und vorne im Beifahrerfußraum. Billy auf den Beifahrersitz. Den Käse muss ich zentral vor seine Schnauze platzieren. Geht nicht anders. »Pfui!«, sage ich. Und meine das als Gesetz. Er schluckt einmal, schielt mich von unten an, und dann rollt er sich auf 40 Zentimeter zusammen.
    »Braver Hund.«
    Nika sollte sich ein Beispiel nehmen. Ich bind sie hinten am Sicherheitsgurt fest. Da kann sie Kääää-seee denken, so viel sie will.
    Meine Zeitrechnung ist perfekt. Als ich die letzte Kehrschaufel voll Sommerstaub in den Ofen blase, bremst ein moosgrüner Lada neben dem Misthaufen.
    »Seeeervuuuus!«
    Die Gitti. Sie sieht aus wie eine karibische Insel.
    Sie rennt auf die Terrasse, zirpt: »So ein Sauwetter!«, und ich sage: »Geht ja fast ned anders.« Gitti lacht. »Hab’ scho g’hört, hast a Pech g’habt mitm Wetter.«
    »Und, lebst no?«, brummt der Charly und trampelt über die Terrasse, bepackt mit Gittis Seesack, Rucksack, Kosmetiktasche und ihrer Bettdecke mit Sonnenuntergang. Die Gitti krault seinen Oberarm, tänzelt an ihm vorbei, hinaus durchden Schneematsch zum Auto, hüpft mit einer Thermoskanne voll Kaffee und einem Tupper-Kuchencontainer zurück in die Hütte, stellt alles auf den Tisch und fragt mich: »Hast scho’ was g’essen?«
    »Ähm ...«
    »Charly, Schatz, bringst du noch ’s Brot und des ganze andere Zeug?«
    Strahlend sieht Gitti, wie überflüssig es ist, ihm das zu sagen – er ist eh schon auf dem Weg.
    »Hock dich her«, ordnet sie an. Und ich folge. Bin froh, dass ich nicht mehr denken muss.
    »Wie war’s?«
    Gittis Grinsen erzählt Sonnenschein, weißer Strand, kristallblaue Lagunen, Bambushütte, Affen auf den Palmen, Kokosnüsse, Liebe.
    »Scheee«, sagt sie, und ich sehe, dass Sprache aus mehr als bloß Wörtern besteht.
    Sie stellt Teller auf den Tisch. Tassen, ein Tetrapak Milch, Gabeln, Messer. Charly erscheint mit »dem anderen Zeug«. Er zwinkert seine Frau an, als würd er sie gerade zum ersten Mal sehen und feststellen, dass sie genau sein Mädchen ist. Sie verdreht die Augen, küsst ihn, und schwupp-schwupp-schwupp, steht der ganze Tisch voller Brotzeit.
    »Und, was macht die Liebe?«, mampft Charly.
    »Wart ums nächste Eck«, mampfe ich zurück.
    »Sehr gut«, jubelt Gitti.
    Und dann fahr ich heim.
    Die Scheiben im Golf sind beschlagen vom Hundedampf. Ich kurbel alle Fenster auf. Es schneit ins Auto rein, aber das ist besser als Raubtiermief.
    Die Nika bellt zu Fiona rüber, weil sie heute eine pinke Regenjacke anhat.
    »Pfiadi!«, schreie ich.
    Fiona jodelt

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