Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)
werden. Jeder Mensch hat sein eigenes Leben, seine eigenen Freiheiten, seine eigene Meinung. Um das alles herauszubekommen, muss man sich aber die Mühe machen und mit ihnen reden.
Ausländer? Gar nicht so schlimm! – Der Schluss
Dieses Buch ist ein Gesprächsangebot. Dieses Buch ist ein Teil der Verantwortung, die ich als öffentliche Person und auch ganz einfach als Privatmensch übernommen habe, um einen Diskussionsbeitrag zu einem Thema zu leisten, das vielen Menschen am Herzen liegt. Ein Thema, bei dem es nach wie vor so viele Missverständnisse gibt, dass man manchmal gar nicht weiß, wo man anfangen und wo man aufhören soll.
Ich denke, letztendlich geht es immer auch um unsere Ängste. Ängste, die wir berechtigterweise haben, aber auch Ängste, die wir gar nicht zu haben bräuchten, die geschürt und gefüttert werden, und es geht darum, wie wir mit diesen Ängsten umgehen. Die Angst vor dem Fremden, vor der Veränderung, vor dem Unbekannten, dem Aufstieg oder eben dem Abstieg. Wir sind alle dermaßen damit beschäftigt, unseren Status quo zu erhalten, dass wir an gar nichts anderes mehr denken können. Die Mittelschicht hat Angst davor abzurutschen und tritt verzweifelt nach unten, um die Schlechtergestellten auf Abstand zu halten. Die Unterschicht schlägt nach oben, um ihren Neid zu überspielen und ihre Furcht, dass es ja doch nichts werden könnte mit dem Aufstieg, selbst wenn man sich bemüht. Die Oberschicht verschanzt sich hinter meterhohen Gartenzäunen und auf Benefizgalas, wo sie mit Almosen um sich wirft, will ansonsten aber mit den ganzen Problemen nichts zu tun haben und verteilt die Beute lieber in irgendwelchen Hinterzimmern. Doch auf diese Art werden wir nicht vorwärtskommen und wir werden uns nur immer weiter voneinander entfernen und am Schluss werden wir uns überhaupt nicht mehr bewegen können vor lauter Angst und nicht einmal mehr in bestimmte Stadtteile fahren können.
Wo wäre ich heute, wenn ich meine Angst nicht überwunden hätte? Wo wäre ich heute, wenn ich mir nicht irgendwann einmal das Ziel gesteckt hätte, reich und berühmt zu werden? Man muss seine Ziele schon konkret formulieren Und wer, wenn nicht wir hier in Deutschland mit all unseren organisatorischen und finanziellen Möglichkeiten, wer, wenn nicht wir, könnte das Ziel einer einigermaßen gerechten Gesellschaft erreichen? Einer Gesellschaft, die jedem die Möglichkeit bietet, sich einzubringen. Einer Gesellschaft, in der jeder etwas zählt, egal, was er mitbringt.
Es ist verrückt, wenn man glaubt, dass man die jetzigen Verhältnisse durch Aus- und Abgrenzung in den Griff kriegen könnte. »Kriminelle Ausländer abschieben« ist ein Motto, das in den meisten Fällen schon allein aus rechtsstaatlichen Gründen gar nicht mehr funktioniert, da die meisten, die in die Kategorie »kriminelle Migranten« gesteckt werden, sowieso schon deutsche Staatsbürger sind. An dieser Tatsache wird sich auch nichts ändern und durch die Reisefreiheit innerhalb der EU wird das Problem der Zuwanderung in naher und ferner Zukunft sowieso nicht mehr verschwinden. Aber ist es überhaupt ein Problem? Muss es ein Problem sein?
Natürlich können wir versuchen, uns gegen Zuwanderung zu wehren, mit Bürgermilizen und privaten Schutztruppen. Wir können unsere Wohnviertel absperren, unsere Schulen verbarrikadieren und dafür sorgen, dass der »gesellschaftliche Schmutz« dort bleibt, wo er jetzt schon ist – ganz unten. Oder wir strengen uns an und sorgen dafür, dass tatsächlich jeder eine einigermaßen faire Chance bekommt in diesem Land und jeder in die Lage versetzt wird, seinen Teil zu dieser Gesellschaft beizutragen.
Ich bin wirklich viel unterwegs und ich treffe jeden Tag Leute, die was draufhaben, die gute Ideen haben, Fertigkeiten, Talente. Manche können diese Talente produktiv einsetzen, andere wissen nicht, wohin mit ihrer Kraft. Leute mit schwarzen Haaren und blonden Haaren, Leute mit weißer, gelber, brauner oder schwarzer Haut. Leute, die sich gegenseitig als »Fidschis«, »Kartoffel«, »Kanaken«, als Ausländer oder wohlwollend als Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnen. Alles Leute, die in diesem Land leben und die hier auch nicht weggehen werden. Und die einzige Frage, die wir uns gemeinsam als Bewohner dieses Landes stellen müssen, ist die: Wie gehen wir mit dieser Tatsache um?
Wie gehen wir damit um, wenn wir uns persönlich begegnen? Wie gehen die Behörden damit um im öffentlichen Leben? Wie
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