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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Königin. Draußen war sie nur eine einfache Schlampe ohne Schulbildung, die man misshandeln und vögeln konnte, wie man wollte. Außerhalb des Gefängnisses hatte Mace tausend Juanitas gekannt. Juanita war schon verflucht gewesen, kaum dass sie den Mutterleib verlassen hatte.
    Das erklärte vermutlich auch, warum Juanita hier drin genug Mist gebaut hatte, um sich zwölf Jahre zusätzlich einzuhandeln, von Körperverletzung bis hin zum Drogenhandel. Wenn sie so weitermachte, würde sie den Knast erst mit den Füßen voran wieder verlassen. Erinnern würde sich dann jedenfalls keiner mehr an sie.
    Andererseits war das wohl auch der Grund, warum sie nichts mehr zu verlieren hatte, und das wiederum machte sie so gefährlich, denn sie hatte sich zu einer völligen Soziopathin entwickelt. Und das war es dann auch, was schwabbeliges Fett in Titan verwandelt hatte. Egal, wie viel Klimmzüge Mace auch machte, egal, wie lange und wie weit sie lief, sie würde es nie mit Juanita aufnehmen können. Denn Mace hatte noch immer Mitgefühl, und sie wusste nach wie vor, was Reue bedeutete. Juanita hingegen kannte nichts dergleichen mehr ... falls es denn je anders gewesen war.
    Mace hielt die Gabel bereit. Kurz schaute sie auf Juanitas fette Hand, die flach auf dem Tisch lag, die orangefarbenen Fingernägel in starkem Kontrast zu der Haut, die von einem Spinnentattoo verunstaltet war. Die Hand ... so ein offensichtliches Ziel ...
    Nein, nicht heute. Ich habe bereits mit Mr. Bierbauch getanzt. Da kann ich auf dich verzichten.
    Mace ging weiter und schob das Tablett mit dem Geschirr in einen Regalwagen.
    Erst als sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal zu Juanita um und sah, dass die Frau sie noch immer beobachtete. Den Blick stur auf Mace gerichtet, flüsterte Juanita einer ihrer Frauen etwas zu, einem Klappergestell mit Namen Rose. Rose saß hier drin, weil sie das Sexspielzeug ihres Mannes auf der Toilette einer Bar fast mit dem Angelmesser ihres Kerls geköpft hatte. Mace hatte gehört, dass Rose’ Mann nicht zu ihrem Prozess gekommen war; allerdings nur, weil er so wütend gewesen war, dass sie sein bestes Messer ruiniert hatte. Das war definitiv eher ein Stoff für Jerry Springer als für Oprahs Couch.
    Mace sah, wie Rose nickte und grinste und dabei die neunzehn Zähne entblößte, die ihr geblieben waren. Es war schwer zu glauben, dass sie einst ein hübsches kleines Mädchen gewesen war, das auf dem Knie seines Vaters gesessen und nicht gerade davon geträumt hatte, einhundertachtzig Monate im Knast zu verbringen und ständig einer Königinmutter mit der Psyche eines Jeffrey Dahmer hinterherlaufen zu müssen.
    Rose hatte Mace am zweiten Tag ihrer Haft besucht und ihr erklärt, dass Juanita der Messias sei, und was der Messias wollte, das würde er auch bekommen. Wenn die Zellentür sich öffnete, und der Messias erschien, dann würde ihr das gefallen. Das waren die Regeln hier. So war das nun mal in Juanita-Land. Mace hatte Juanitas Angebot mehrmals abgelehnt, doch bevor die Situation hatte außer Kontrolle geraten können, hatte Juanita einen Rückzieher gemacht. Mace glaubte zu wissen, warum, aber sie war sich nicht sicher. Doch wie auch immer ... In der Folge davon hatte sie zwei Jahre lang jeden Tag ums Überleben gekämpft und dabei all ihren Verstand und all ihre neu entwickelten Muskeln einsetzen müssen.
    Mace trottete zum Zellenblock B, und um exakt sieben Uhr schlossen sich dort die Türen. Mace setzte sich auf das stählerne Bett. Die Matratze war so dünn, dass Mace fast durch das verdammte Ding hätte hindurchschauen können. Zwei Jahre hatte sie nun hier geschlafen, und inzwischen kannte ihr Körper jede Delle und jede Kante in dem alten Metall. Sie hatte noch drei Tage. Nun, jetzt eigentlich nur noch zwei, wenn sie denn die Nacht überstand.
    Juanita wusste, dass Mace bald entlassen werden würde. Deshalb hatte sie ihr auch ein Bein gestellt. Sie wollte sie provozieren. Sie wollte nicht, dass Mace ging. Also saß Mace in ihrer Zelle und kauerte sich in eine Ecke. Sie hatte die Fäuste geballt, und in beiden hielt sie etwas Glänzendes und Scharfes, das sie normalerweise an einem Ort versteckte, wo noch nicht einmal die Wachen es finden konnten. Die Dunkelheit kam, gefolgt von jenem Teil der Nacht, in dem man glaubte, das Gute sei tot, denn das Böse an diesem Ort war überwältigend. Und dann wartete Mace noch ein wenig mehr, denn sie wusste, dass sich ihre Zellentür irgendwann öffnen würde, wenn

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