Auf Bewährung
und Fruchtkaugummi sind wirklich eine widerliche Mischung , dachte Mace. Der Mann strich ihr mit der Hand über die Brust und drückte so hart zu, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
»Ich hasse Weiber wie dich«, sagte er noch einmal.
»Ja klar. Das sehe ich«, erwiderte Mace.
»Halt’s Maul!«
Mit dem Finger fuhr er ihr durch die Arschspalte.
»Da ist keine Waffe. Ich schwöre.«
»Ich habe gesagt: Halt’s Maul!«
»Ich will nur duschen.« Jetzt mehr denn je.
»Darauf möchte ich wetten«, knurrte der Kerl. »Ja, darauf möchte ich wetten.« Er schob seine Stiefelspitzen weiter unter Mace’ Fersen, bis sie das Gefühl hatte, auf Stöckelschuhen zu stehen. Was hätte sie jetzt nicht für ein Messer gegeben.
Mace schloss die Augen und versuchte, an alles Mögliche zu denken, nur nicht an das, was der Kerl gerade mit ihr machte. Seine Gelüste waren relativ simpel: Wann immer er die Gelegenheit dazu bekam, betatschte er eine Gefangene oder rieb seinen steifen Schwanz an ihr. In der Außenwelt hätte ihm so ein Verhalten mindestens zwanzig Jahre auf der anderen Seite der Gitter eingebracht. Doch hier drinnen stand seine Aussage gegen die der Gefangenen, und ohne DNA-Beweis würde niemand einer der Frauen glauben. Deshalb machte der fette Sack es auch nur mit Kleidung; er tat nur so. Und hätte Mace ihm eins in die Fresse gegeben, hätte ihr das nur ein weiteres Jahr im Knast eingebracht.
Als er fertig war, sagte er: »Du hältst dich für was Besonderes, stimmt’s? Du bist Gefangene Nr. 245, Zellenblock B. Mehr nicht!«
»Ja, das bin ich«, erwiderte Mace, strich ihre Kleidung glatt und betete, dass man möglichst bald bei Mr. Bierbauch Lungenkrebs diagnostizieren würde. Dabei hätte sie am liebsten eine Waffe gezogen und diesem Widerling das Hirn aus dem Schädel geblasen ... falls er denn überhaupt eins hatte.
Unter der Dusche schrubbte Mace sich intensiv und schnell. Das war etwas, was man hier drin rasch lernte. Den Initiationsritus hatte Mace schon nach zwei Tagen durchlaufen. Sie hatte der Frau das Gesicht zertrümmert. Die Tatsache, dass Mace meist für sich allein geblieben war und sich Privilegien erkämpft hatte, hatte sie bei ihren Mitgefangenen nicht gerade beliebt gemacht, und das war ein Problem in einer Welt, in der nur der persönliche Ruf zählte. Doch fast zwei Jahre später stand sie immer noch ... auch wenn sie nicht wusste, wie sie das geschafft hatte.
Mace machte einfach immer weiter. Jetzt, auf dem Weg zur Freiheit, zählte jede Minute, und Mace schaute dieser Freiheit mit Freude und Angst zugleich entgegen, denn auf dieser Seite der Mauer war nichts garantiert, außer dem Elend.
Kapitel 3
E in paar Minuten später ging Mace mit nassen Haaren in die Kantine und bekam ein derart matschiges und fettes Essen, das an jedem anderen Ort für ungenießbar erklärt worden wäre – außer vielleicht in einer Schulcafeteria oder in der Touristenklasse eines Billigfliegers. Sie schluckte genug von diesem Müll herunter, um nicht vor Hunger das Bewusstsein zu verlieren, und stand dann auf, um den Rest wegzuwerfen. Als sie an einem Tisch vorbeikam, schoss ein Bein darunter hervor, und Mace stolperte. Scheppernd fiel das Tablett auf den Boden und hinterließ einen hübschen braun-grünen Fleck. Entlang der Wand spannten sich die Wachen an. Die Gefangene, die Mace das Bein gestellt hatte, eine Frau mit Namen Juanita, schaute nach unten, als Mace sich langsam wieder aufrappelte.
»Ungeschickte Schlampe«, knurrte Juanita. Sie drehte sich zu ihrem Gefolge um, denn Juanita war die Königin hier. »Ist sie nicht ungeschickt?«
Und jede ihrer Hofdamen erklärte voller Inbrunst: Ja, Mace sei die ungeschickteste Schlampe, die es je gegeben hatte.
Juanita war sechs Fuß groß, schleppte zweihundertfünfzig Pfund mit sich herum, und ihre Schenkel waren so breit wie die Trätschlappen eines 40-Tonners. Mace wiederum war fünf Fuß sechs groß. Nach außen hin war Juanita weich wie ein Schwamm, während Mace so hart wie die Stahltüren wirkte, die die bösen Mädchen in ihren Zellen hielten. Trotzdem hätte Juanita sie einfach so zerquetschen können. Sie saß wegen Totschlags hier, obwohl die Anklage ursprünglich auf Mord gelautet hatte, denn schließlich hatte sie auch einen Wagenheber, ein Feuerzeug und jede Menge Brandbeschleuniger bei ihrer Tat eingesetzt.
Es hieß, dass es Juanita hier drinnen wesentlich besser gefiel, als es ihr draußen je gefallen hatte, denn hier war sie die
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