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Auf dem Zeitstrom

Auf dem Zeitstrom

Titel: Auf dem Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fäm niemalf wieder. Ich war wie gelähmt, Fäm. Jefuf, hatte ich Angft!«
    Der Fremde stellte sich vor als Lothar von Richthofen. Er war Gleiterpilot und stand in den Diensten der Luftwaffe seiner Kaiserlichen Majestät Alfred des Ersten von Neupreußen.
    »Wir sind während der letzten zehntausend Meilen wenigstens an zehn Reichen vorbeigekommen, die sich Neupreußen nennen«, sagte Sam. »Und jedes einzelne davon war so klein, daß man sich nicht mal bücken konnte, um einen Ziegelstein aufzuheben, weil man sich dabei mit dem Hinterteil unweigerlich einer Grenzverletzung schuldig gemacht hätte. Aber die meisten dieser Neupreußischen Reiche waren keinesfalls so kriegslüstern wie das Ihre. Man hat uns überall an Land gehen lassen, um die Gralsteine zu benutzen; und ganz besonders dann, wenn wir ihnen von unseren Tauschwaren berichteten.«
    »Tauschwaren?«
    »Ja. Wir handeln allerdings nicht mit Waren im traditionellen Sinne, sondern mit Ideen. Beispielsweise zeigten wir den Leuten, wie man Billardtische konstruiert oder aus Fischleim ein deodorierendes Haarspray herstellt, das die Frisur zusammenhält.«
    Der Kaiser, der dieses Gebiet beherrschte, war auf der Erde als Graf von Waldersee bekannt gewesen. Er hatte dort den Rang eines Feldmarschalls innegehabt und hatte von 1832 bis 1904 gelebt.
    Clemens sagte nickend: »Ich erinnere mich daran, über seinen Tod etwas in der Zeitung gelesen zu haben. Damals erfüllte es einen noch mit Stolz, schon wieder einen prominenten Zeitgenossen überlebt zu haben. Solche Momente bedeuteten für mich stets unverfälschte und kostenlose Ehrungen des Lebens. Aber nachdem Sie mit einer Flugmaschine umzugehen verstehen – müßten Sie nicht ein Angehöriger des zwanzigsten Jahrhunderts sein?«
    Lothar von Richthofen gab ihm eine kurze Zusammenfassung seines Lebens. Er hatte während des Weltkrieges ein Kampfflugzeug für das Deutsche Reich geflogen. Sein Bruder hatte zu den größten Fliegerassen der Weltgeschichte gehört.
    »Im Ersten oder im Zweiten Weltkrieg?« fragte Clemens. Er hatte genügend Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts kennen gelernt, um sich ein Bild von der Zeit nach seinem Todesjahr 1910 machen zu können.
    Von Richthofen erzählte ihm mehr. Er war Teilnehmer am Ersten Weltkrieg gewesen und hatte in der gleichen Einheit gedient wie sein Bruder. Er hatte vierzig alliierte Flugzeuge abgeschossen und war 1922, während er eine amerikanische Filmschauspielerin und ihren Manager von Hamburg nach Berlin geflogen hatte, bei einer Bruchlandung ums Leben gekommen.
    »Das Glück hatte Lothar von Richthofen verlassen«, sagte er. »Jedenfalls dachte ich das damals.«
    Er lachte.
    »Und dann war ich hier, fünfundzwanzig Jahre alt und wieder im Besitz meines Körpers. Ich kann nicht sagen, daß ich jene traurigen alten Tage vermisse, in denen einen die Frauen nicht mehr länger beachten, der Wein einen zum Weinen statt zum Lachen verführt, sein Geschmack sauer ist und einen schwach macht und jeder Tag ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Sterben bedeutet. Aber mein Glück verließ mich wieder, als dieser Meteorit niederfiel. Mein Gleiter verlor während des allerersten Windansturms seine Schwingen, aber anstatt abzustürzen, wurde ich mitsamt der Kiste herumgewirbelt, drehte mich wie ein Kreisel, sank, stieg wieder auf und fiel erneut, bis ich mir vorkam wie ein Fetzen Papier, den ein Sturm durch die Straßen weht. Und als das Wasser zurückkehrte, fiel ich mitsamt der Maschine ins Wasser und flog im hohen Bogen gegen die Klippen. Es ist ein Wunder, daß ich das lebend überstand!«
    »Ein Wunder«, sagte Sam Clemens, »ist ein Zufall, der auf Ereignissen basiert, wie sie nur alle Millionen Jahre einmal zusammentreffen. – Sie glauben also auch, daß ein Riesenmeteor für das Zustandekommen dieser Flut verantwortlich war?«
    »Ich habe selbst den Lichtblitz gesehen. Das Ding zog einen richtigen Feuerschweif hinter sich her. Wir können von Glück reden, daß er so weit von uns entfernt heruntergekommen ist.«
    Sie kletterten von der Dreyrugr herunter und wateten durch den dicken Schlick auf den Eingang des Canyons zu. Joe Miller räumte dabei Baumstämme aus dem Weg, die auf der Erde kaum mehrere Pferdegespanne hätten beiseite schaffen können. Schließlich betraten sie festen, felsigen Untergrund und hielten auf die nächste Ebene zu. Mehrere der Wikinger folgten ihnen.
    Sie schwiegen jetzt. Das Land war – ausgenommen die großen Eisenbäume – von jedem Bewuchs

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