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Auf dem Zeitstrom

Auf dem Zeitstrom

Titel: Auf dem Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
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wobei sie es jedoch tunlichst vermieden, den Häusern oder Feuern zu nahe zu kommen. Obwohl sie mehrmals auf Patrouillen stießen, hielt niemand sie an. Der größte Teil der Invasionstruppen schien vollauf damit beschäftigt zu sein, den Sieg zu begießen. Alkoholvorräte hatten sie ja genügend gefunden. Die große Ausnahme mußten allerdings die Wahhabi-Araber sein, denen die Religion jeden Alkoholgenuß untersagte. Des weiteren gab es sicher auch unter den Schwarzen genügend Abstinenzler, und was Hackings treueste Jünger anbetraf, so sagte man auch von ihnen, daß sie keinen Tropfen anrührten.
    Gleichgültig, wie die Laxheit der Siegertruppen jetzt auch wirken mochte; während des Tages mußten sie eiserne Disziplin gezeigt haben, denn die Leichen waren verschwunden und in der Nähe des ersten sich der Ebene zuneigenden Hügels hatte man aus den Trümmerbalken zerstörter Gebäude einen hohen Palisadenzaun errichtet. Ohne in das dahinterliegende Stück Land einsehen zu können, sagten Sam die ebenfalls neu errichteten, den Zaun umgebenden Wachtürme genug: dort waren die Gefangenen.
    Sie stromerten weiter herum und taten hin und wieder so, als würden sie taumeln, um den Eindruck zu erwecken, ebenfalls betrunken zu sein. Einmal gingen ganz in ihrer Nähe drei untersetzte, dunkelhäutige Männer vorbei, die sich in einer seltsamen Sprache unterhielten. Sam konnte sie zwar nicht identifizieren, vermutete jedoch, daß sie sich irgendwie auf afrikanisch unterhielten. Er fragte sich, ob es sich bei den Männern um einige der dem achtzehnten Jahrhundert entstammenden Bewohner von Dahomey handelte.
    Sie marschierten kaltblütig zuerst an einer Säurefabrik und dann an einem Exkrementesilo vorbei. Dahinter lag wieder unbebautes Gelände. Sam hielt an. Eine kurze Strecke von ihrem Standort entfernt stand ein niedriger Käfig aus Bambusstäben, in dem ein Mann hockte. Es war Firebrass. Man hatte ihm die Arme auf den Rücken gefesselt.
    Göring hatte man mit gespreizten Armen und Beinen und dem Kopf nach unten an eine X-förmige Konstruktion aus zwei in den Boden gerammten Balken gebunden.
    Sam sah sich um. In der großen Eingangstür des Exkrementesilos standen mehrere Männer. Sie tranken und unterhielten sich. Sie durften jetzt weder weitergehen, noch Firebrass direkt ansprechen. Sam begann allmählich zu ahnen, warum der Mann in diesem Käfig hockte, aber momentan war es von größter Wichtigkeit, soviel Informationen wie nur möglich zu sammeln und sich dann schnellstens wieder in die Sicherheit des Damms zurückzuziehen. Bis jetzt sah die Lage ohnehin ziemlich hoffnungslos aus. Am besten würde es sein, wenn sie den nächsten Regen nutzten und sich in seinem Schutz heimlich aus dem Land schlichen. Gleichzeitig konnten sie die Staumauer in die Luft sprengen und dafür sorgen, daß all diese Leute in den Fluß gespült wurden. Was Sam bis jetzt noch von der Ausführung dieses Plans abhielt, war sein Schiff. Solange es noch eine Möglichkeit gab, es zurückzubekommen, würde er den Damm verschonen, das stand fest.
    In der Hoffnung, daß Firebrass sie nicht bemerkte oder ansprach, schlichen sie an dem Käfig vorbei. Hackings Stellvertreter stand vornübergebeugt und lehnte den Kopf gegen die Käfigstangen. Göring stöhnte verhalten. Sam und Lothar gingen weiter. Bald ließen sie das Gebäude hinter sich.
    Langsamen Schrittes und von scheinbarer Trunkenheit behindert, kamen sie schließlich in die Nähe des Hauses, das vorher von Fred Rolfe, einem Mitglied des Rates und einem Anhänger John Lacklands bewohnt worden war. Mehrere schwerbewaffnete Wächter, die sich in seiner Nähe aufhielten, deuteten darauf hin, daß Hacking sich hier niedergelassen hatte. Die Fenster besaßen keinerlei Sichtblenden und so fiel es ihnen nicht schwer, im Schein der Innenbeleuchtung einige Gestalten auszumachen. Lothar packte plötzlich Sams Arm und flüsterte: »Da ist sie! Gwenafra!«
    Das Licht der an den Wänden befestigten Fackeln beleuchtete ihr langes honigfarbenes Haar und ihre helle Haut. Sie stand in unmittelbarer Nähe eines Fensters und unterhielt sich mit jemandem, der außerhalb ihres Blickfeldes stand. Eine Minute später wechselte Gwenafra den Standort, und der buschige Schopf und das schwarze Gesicht Elwood Hackings wurden im Fensterrahmen sichtbar. Sam fühlte sich elend. Offenbar hatte Hacking sie für diese Nacht zu seiner Bettgespielin gemacht.
    Aber Gwenafra schien nicht die geringste Angst zu verspüren. Sie wirkte

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