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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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    Lieber Rudolf C. Truper, schnell zehn Zeilen von Berlin nach Bramme. Gott, was Sie mir da an authentischem Material zum Fall J. angesammelt und zugeschickt haben, ist ja wirklich, wie schon das schnelle Durchblättern zeigt, mysteriös hoch drei und ein Alptraum durch und durch. Wenn ich alles gelesen und auf seine Brauchbarkeit hin abgecheckt habe, werde ich sehen, ob sich daraus ein Rowohlt-thriller basteln läßt. Gleichzeitig habe ich meinen alten Journalisten-Freund Carsten Corzelius gebeten, in Bramme zu recherchieren und sich insbesondere um unsere zweite Hauptperson zu kümmern. Ich rechne schon in den nächsten Tagen mit seiner Version, sofern er nicht von seinen Umzugsvorbereitungen zu sehr beansprucht wird, und will mich dann alsbald wieder bei Ihnen melden. Bis dahin herzlichst Ihr -ky.
    P. S. Den Namen meines Protagonisten habe ich immerhin schon. Ihr J. wird Jossa bei mir heißen, Jens-Otto Jossa.
     
     
    «… haben wir die Leichenteile im Fanggitter des Wehres Bramme-Nord gefunden. Im einzelnen sind das ein skelettierter Schädel, zwei Beckenhälften, zwei Oberschenkelknochen und verschiedene Wirbelkörper. Überall noch reichlich Gewebe vorhanden. Der Oberkiefer war aber völlig zahnlos…»
    Jossa hörte Thomas Catzoa gern dozieren; der Mann war souverän und witzig und für einen Kripomenschen in so hohem Maße intellektuell, daß er wohl kaum eingestellt worden wäre, wenn er dies nicht eingebettet hätte in eine glatte Macho-Art, in Sprache und Gestus stark an einen hohen Wehrmachtsoffizier erinnerte.
    «Wasserliegezeit wie Todeszeit sind leider nicht genau bestimmbar», fuhr Catzoa fort, «doch gewisse Anzeichen, Fettwachs zum Beispiel, sprechen für eine Aufenthaltszeit im Wasser von zwei bis drei Wochen. Soweit, meine Damen und Herren, das Aktuellste aus meinem Arbeitsgebiet. Nun aber zu den landesrechtlichen Regelungen im Hinblick auf das Friedhofs-, Leichen- und Bestattungswesen sowie die bundesweit geltenden Gesetze…»
    Jossa überlegte. Sollte der dem Brammer Tageblatt eine neue Serie vorschlagen? Etwa so: Dozenten an der HÖV – Begegnungen auf Gängen, Hörsaalbänken und Toiletten. Brammes erste Hochschule auf dem Weg nach oben.
    Lachmund kam den Flur entlang, ihr prominentester Professor, wieder einmal mit einer bettschönen Studentin im Schleppe allen Lästermäulern trotzend; siehe Kletten-Affäre.
    Man begrüßte sich leise, wollte Catzoa nicht stören, der im Hörsaal 14 drinnen seinen Kurs «Bearbeitung von Todesermittlungsverfahren» eben noch zu Ende brachte und der schwülen Hitze wegen die Flügeltüren weit geöffnet hatte; er scheute keinen Lauschen Lachmund entglitt mit seiner Begleiterin in Richtung Mensa oder Büro, Catzoa kam zum drögeren Teil seines Stoffes, dem §159 der Strafprozeßordnung als der wesentlichen Rechtsgrundlage für die Durchführung von Todesermittlungsverfahren, und Jens-Otto Jossa machte sich daran, seinen Bericht über den letzten kleineren Skandal an der HÖV Bramme, Grund seines Hierseins, gedanklich schon einmal in Worte zu fassen. Studenten des Fachbereichs 1 hatten einem ihrer Psychologen eine tote Ratte in den Hörsaal gelegt, nachdem der sie mit diesbezüglichen Skinnerschen Experimenten über Gebühr lange gequält und in einer Klausur auch noch wahnsinnsschlecht bewertet hatte.
    Tote Ratte auf dem Overhead-Projektor
    «Wozu brauchen wir soviel Züchologie?» schrieben junge Beamte der Hochschule für Verwaltung an die Tafel eines Hörsaals und legten Prof. Barich aus Protest einen eigenhändig in der Mensa ihrer HÖV erlegten Nager auf das Gerät, auf dem dieser ansonsten immer seine Folien mit den berühmten Ratten-Experimenten von B. F. Skinner ausgebreitet hatte. «Wie uns Prof. Hirsch-Lampert, der Präsident der HÖV, dazu sagte…»
    Weiter kam Jens-Otto Jossa nicht, denn Catzoa, lediglich als Lehrbeauftrager hier, war nun fertig und strebte ins Büro zurück, reagierte wenig erfreut, als er sich jetzt aufgehalten fand.
    «Was denn…!?» Ein kleiner Scherz in alter Casino-Manier. «Ein Lokalreporter nicht in selbigem, sondern in der Hochschule hier…?»
    «Ich bin eigentlich wegen dieser Zücho-Ratte hier, Sie wissen ja, und hab Sie nur zufällig im Hörsaal entdeckt…» Jossa vermied es, Catzoa zu reizen; das war ein Mann, den er sich warmzuhalten hatte, wollte er in diesem Bramme jemals reüssieren, Fuß fassen, heimisch werden. «Ich wollte bloß mal fragen, ob Sie in der Sache mit dem Heckenschützen und der Band schon

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