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Auf dem Zeitstrom

Auf dem Zeitstrom

Titel: Auf dem Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
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Standort jedes einzelnen Menschen, der sich auf diesem Planeten aufhielt, herauszubekommen. Sie könnten über eine Art Registratur verfügen, die es ihnen ermöglichte, über den Aufenthaltsort eines jeden Flußtalbewohners Auskunft zu erhalten.
    Und wenn dem nicht so war, konnte man sie immerhin noch für das, was sie ihm angetan hatten, zur Verantwortung ziehen. Sam hielt Joe Millers Geschichte keinesfalls für ein Märchen. Natürlich besaß sie einige verwirrende Aspekte, aber gerade die schienen ihm wichtige Hinweise zu enthalten. Einer davon war, daß irgendeine unbekannte Person – oder ein Wesen – es zu wünschen schien, daß die Bewohner des Flußtales von dem Nebelturm des Polarsees erfuhren. Aber warum? Sam hatte keine Ahnung, nicht einmal eine Vermutung. Aber unzweifelhaft war der Tunnel, von dem Joe berichtet hatte, in den Fels gebohrt worden, um es den Menschen zu ermöglichen, sich dem Turm zu nähern. Und in diesem Turm mußte sich das Licht befinden, mit dem man die Finsternis des Nichtwissens ausleuchten konnte, das war sicher. Er erinnerte sich an die vielerzählte Geschichte des Engländers Burton oder Perkin (Burton schien ihm wahrscheinlicher zu sein), der aus der Bewußtlosigkeit erwacht sein wollte, bevor er sich mit all den anderen am Flußufer wiederfand. Das frühzeitige Erwachen dieses Mannes deutete ebenso wenig auf einen Zufall hin, wie der durchs Gestein getriebene Tunnel, der Joe und die Ägypter an den Polarsee geleitet hatte.
    Diese Gedanken hatten dazu geführt, daß aus dem Traum des Samuel Clemens der große Traum des Samuel Clemens geworden war. Und um ihn zu erfüllen, benötigte er Eisen, viel Eisen. Deswegen hatte er die Bekanntschaft von Erik Blutaxt gesucht und ihm eingeredet, daß er eine Expedition ausrüsten müsse, um dort, wo seine Kampfaxt herstamme, nach weiteren Metallen zu suchen. Er hatte keinesfalls damit gerechnet, an dieser Stelle auf soviel Eisen zu stoßen, daß man daraus ein Dampfschiff bauen könne, aber immerhin beförderte der Norweger ihn flußaufwärts, näher an den Polarsee heran.
    Und jetzt – vorausgesetzt, er hatte das Glück, auf das er einen Anspruch zu haben glaubte – hielt er sich innerhalb eines Gebietes auf, das möglicherweise eisenhaltiger war, als er sich zu erträumen gewagt hatte.
    Was er jetzt brauchte, waren Männer mit Bildung. Ingenieure, die wußten, wie man Eisen behandelte, es dem Meteoriten entrang, wie man es schmolz und in die Formen brachte, die es haben mußte. Er brauchte Ingenieure und Techniker, denn außerdem gab es noch Hunderte von anderen Dingen zu erledigen.
    Sam berührte Joe Millers Brust mit einer nackten Zehe und sagte: »Steh auf, Joe, es fängt gleich an zu regnen.«
    Der Titanthrop erhob sich mit einem Grunzen, erhob sich wie ein Leuchtturm aus dem Nebel und reckte sich. Das Licht der Sterne glitzerte auf seinen Zähnen. Er folgte Sam über das Deck, während die Bambusplanken unter seinen achthundert Pfund Lebendgewicht ächzten. Irgend jemand stieß unter Deck einen norwegischen Fluch aus.
    Die Berge zu beiden Seiten des Stromes waren nun von Wolken verhangen, und Finsternis lag über dem Tal, von dessen Grund aus man das irrsinnige Geglitzer von zwanzigtausend gigantischen Sternen und leuchtenden Gasnebeln jetzt nicht mehr erkennen konnte. Bald würde eine halbe Stunde lang der Regen herniederprasseln; dann würden die Wolken wieder verschwinden.
    Blitze zuckten über den östlichen Berg dahin; dann rollte der Donner durch das Tal. Sam blieb stehen. Blitze hatten ihm – oder besser: dem Kind in ihm – noch stets Furcht eingejagt, denn sie hatten die Angewohnheit, ihn von innen heraus zu erleuchten und ihn mit den klagenden Gesichtern derjenigen zu konfrontieren, die er auf der Erde verachtet und beleidigt und deren Ehre er mit Füßen getreten hatte. Nun tauchten sie wieder auf, jammerten, sahen ihn anklagend an und beschuldigten ihn unaussprechlicher Verbrechen. Die Blitze drehten sein Innerstes nach außen, und er glaubte, daß hinter den Wolken ein rachsüchtiger Gott verborgen sei, der danach trachtete, ihn bei lebendigem Leibe zu verbrennen und in unsäglichem Schmerz zu ertränken. Irgendwo dort hinter den Wolken hielt sich die zorngeladene Gerechtigkeit auf und suchte nach keinem anderen als Sam Clemens.
    Joe sagte: »Daf Gewitter ift fiemlich weit von unf entfernt. Nein! Daf ift kein Donner! Hör fu! Hörft du ef denn nicht? Ef ift irgend etwaf Komifef, aber kein Donner.«
    »Was zum Teufel

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