Auf den Flügeln der Sehnsucht
Romantischer Liebesroman
Impressum:
Copyright: 2013 by Stefanie Burgemeister
Cover : shutterstock Bild 143584804
"Musst du schon wieder in den Ochsen gehen, Josef? Gerade erst bist aus dem Stall gekommen. Hast du denn wenigstens das Vieh ordentlich versorgt?" Martin Baumann, der ältere, noch ziemlich gut aussehende Bauer, blickte seinen einzigen Sohn besorgt an. "Wenn du doch nur ein bisserl von deiner Schwester mitbekommen hättest", fuhr er seufzend fort. "Lena ist ernsthaft in ihrem Beruf und..."
"... und raufen tut sie auch nicht", unterbrach der gut aussehende Bauernbursche die Predigt seines Vaters. "Dann hol doch die Lena auf den Hof. Kannst ihn ja auch gleich dem Madl übergeben. Ihr müsst mich halt auszahlen."
Ärgerlich fuhr er sich mit den langen, schlanken Fingern durch das nachtschwarze Haar. "Ich bin nicht mit der Landwirtschaft verheiratet. Das weißt du, Vater. Ich hab die Arbeit nur übernommen, weil ich dein Sohn bin und es Tradition ist, dass der Älteste das Anwesen bekommt. Doch ich bin gern bereit, gegen eine ansehnliche Abfindung zurückzutreten."
"Geh, Josef, rede nicht so einen Unsinn daher." Der alte Bauer war schon wieder besänftigt. "Natürlich sollst du den Hof haben. Übergeben hab ich ihn eh schon. Du bist der Bauer und kannst machen, was du für richtig hältst. Nur glaub ich, dass du manchmal übertreibst. Kein Madl ist vor dir sicher, und wenn irgendwo eine Rauferei im Gange ist, dann spürst du das schon auf einen Kilometer Entfernung wie ein Fuchs das Blut seiner Beute."
Josef Baumann lachte zufrieden. Er wusste ganz genau, wie er den Vater zu nehmen hatte. Martin Baumann, der früh verwitwete Bauer, war wie ein offenes Buch für seinen Sohn. Zu oft schon hatte er Josef von seiner eigenen Jugend erzählt, als er wohl mindestens ebenso wild gewesen war wie er selbst.
"Magst heut nicht lieber einmal daheim bleiben? Ich hab kein gutes Gefühl, wenn ich mir vorstelle, dass du ins Wirtshaus gehst. Du weißt doch, dass es dort immer Streit gibt." Die Stimme des Bauern klang ehrlich besorgt. "Vielleicht würdest du ruhiger werden, wenn du dir ein Madl heimholst, eine Bäuerin für den Hof. Schau Sepp, deine Mutter und ich waren auch immer zufrieden. Es hat uns gereicht, wenn wir am späten Abend zusammen in der Küche gesessen sind und uns über den vergangenen Tag unterhalten konnten. Da haben wir gemerkt, dass wir zusammen gehören. Das fehlt dir, Bub."
"Verkuppeln willst mich, Vater, das hab ich schon gemerkt. Doch ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, wann es Zeit ist zum Heiraten." Auf der hohen Stirne von Josef Baumann bildete sich eine tiefe Unmutsfalte. Seine dichten dunklen Brauen waren so stark gerunzelt, dass sie sich in der Mitte über der Nase zusammenschlossen.
"So hab ich es nicht gemeint", widersprach Martin und strich sich müde mit der Hand durch das schlohweiße, noch ziemlich dichte Haar. "Nur denke ich manchmal, dass es schön sein müsste, endlich wieder Leben im Haus zu haben, kleine Kinder, die durch die Räume toben und die ich noch eine kleine Weile aufwachsen sehen dürfte. Ich will dich nicht zum Heiraten schieben, aber kannst nicht endlich dein Leben in den Griff kriegen? Ich verstehe nicht, wie du dich mit dieser Situation wohl fühlen kannst. Du bist in jeder freuen Minute im Wirtshaus, und dauernd hast Streit mit den andern. Das ist doch kein Leben."
"Mit diesem Wunsch solltest besser zu deiner Tochter gehen. Sie ist die Frau im Haus und fürs Kinderkriegen zuständig. Mir ist meine Freiheit viel wichtiger." Der Bauernsohn griff nach seinem Janker und schickte sich an, das Haus zu verlassen.
"Bitte, Sepp, bleib daheim." Eine unerklärliche Angst ergriff den alten Bauern. "Nur heut und mir zuliebe."
"Geh Vater, es reicht. Ich muss mich beeilen, sonst ist die größte Gaudi schon vorbei, wenn ich endlich da bin. Vor Mitternacht brauchst gar nicht mit mir zu rechnen." Er nickte dem alten Mann noch großzügig aufmunternd zu, dann verließ er eilig das Haus.
"Josef..." Martin Baumann blieb nichts anderes mehr als seinem Sohn nachzublicken. Dabei wäre er ihm am liebsten gefolgt, hätte ihn festgehalten und ihn mit Versprechungen beschwichtigt. Doch der Bauer wusste, dass man seinen Sohn mit nichts locken konnte. Wenn er sich für etwas entschieden hatte, dann war dies meistens endgültig.
Seufzend vergrub
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