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Auf den Hund gekommen

Auf den Hund gekommen

Titel: Auf den Hund gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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habe, blickten mit allumfassender Gutmütigkeit in die Welt. Jede seiner Bewegungen war außerordentlich würdevoll.
    Als ich anfing, seine Zähne zu reinigen, hob in seiner Brust das knatternde Schnurren eines entfernten Außenbordmotors an. Niemand brauchte ihn festzuhalten; er saß seelenruhig da und regte sich bloß ein einziges Mal – als ich ein hartnäckiges Stück Zahnstein von einem Backenzahn entfernte und dabei aus Versehen seinen Gaumen piekste. Ganz gemächlich hob er eine Riesenpranke, als wollte er sagen: ›Immer mit der Ruhe, Kumpel‹, doch die Krallen blieben eingezogen.
    Nicht einmal ein Monat war seit meinem letzten Besuch vergangen, als ich um sechs Uhr abends einen dringlichen Anruf von Mrs. Broadwith erhielt. Ben war zusammengebrochen. Ich sprang in den Wagen und bahnte mir bereits zehn Minuten später einen Weg durch den Wildwuchs des Vorgartens, wobei mich nur zwei Hunde vom Fenster aus beobachteten. Das Bellen hob an, als ich klopfte, doch Bens fehlte. Als ich in das kleine Zimmer trat, sah ich den alten Hund vollkommen reglos neben dem Bett auf der Seite liegen.
    ›Exitus‹ ist ein Befund, den wir in unseren Büchern verzeichnen. Ausgang, Tod. Dieses eine Wort bezeichnet die unterschiedlichsten Fälle: Das Ende von Milchfieber-Kühen, Rindern mit Trommelsucht, Kälbern, die an Krämpfen zugrunde gehen. Und an diesem Abend bedeutete es, daß ich nie wieder Bens Krallen schneiden würde.
    »Es ist schnell gegangen, Miss Stubbs. Ich bin ganz sicher, daß der Gute gar nicht gelitten hat.« Meine Worte klangen hohl und hilflos.
    Die alte Dame hatte sich vollständig im Griff. Keine Tränen, nur ein starrer Blick hinab auf ihren langjährigen Gefährten. Mir war daran gelegen, ihn so schnell wie möglich hinauszuschaffen, und so zog ich eine Decke unter ihn und hob ihn hoch.
    Als ich gehen wollte, sagte Miss Stubbs: »Einen Augenblick.« Mit Mühe drehte sie sich auf die Seite, dann sah sie Ben an. Mit dem gleichen starren Gesichtsausdruck streckte sie die Hand aus und berührte ihn leicht am Kopf. Dann legte sie sich ruhig wieder hin, während ich aus dem Zimmer eilte.
    In der Küche beriet ich mich flüsternd mit Mrs. Broadwith. »Ich lauf ins Dorf runter und hol Fred Manners her, daß er ihn beerdigt«, sagte sie. »Und wenn Sie noch können, bleiben Sie bei ihr, solang ich weg bin? Um mit ihr zu reden, das würde ihr guttun.«
    Ich ging wieder hinein und setzte mich ans Bett. Miss Stubbs sah noch ein Weilchen aus dem Fenster und wandte sich dann zu mir um. »Wissen Sie, Mr. Herriot«, sagte sie fast beiläufig, »ich werde die nächste sein.«
    »Was meinen Sie damit?« »Na, heute abend hat uns Ben verlassen, und ich werde als nächste gehen. Das weiß ich.«
    »Ach, Unsinn! Sie sind ein wenig niedergeschlagen, das ist alles. Das geht uns in solch einer Situation doch allen so.« Aber ich war beunruhigt. Noch nie zuvor hatte sie auch nur eine derartige Andeutung gemacht.
    »Ich fürchte mich nicht«, sagte sie. »Ich weiß, daß eine bessere Welt auf mich wartet. Daran habe ich nie gezweifelt.« Wir schwiegen beide, als sie ruhig und gefaßt das Schild über sich betrachtete.
    Der Kopf auf dem Kissen wandte sich wieder zu mir um. »Ich habe nur eine Befürchtung.« Und ihr Gesichtsausdruck wandelte sich so erschreckend abrupt, als hätte man ihr eine Maske heruntergerissen. Die tapfere Miene war nicht mehr zu erkennen. Eine Art Panik flackerte in ihren Augen auf, und eilig ergriff sie meine Hand.
    »Es ist wegen der Hunde und Katzen, Mr. Herriot. Meine Angst ist, daß ich sie nie mehr sehen werde, wenn ich einmal weg bin. Denn... ich weiß ja, daß ich dann mit meinen Eltern und Brüdern vereint werde, aber... aber...« Sie starrte auf die beiden Katzen, die sich zu ihren Füßen auf dem Bett zusammengerollt hatten.
    »Aber wieso denn nicht mit Ihren Tieren?«
    »Genau darum geht es doch.« Sie warf den Kopf hin und her, und zum erstenmal sah ich Tränen auf ihren Wangen. »Man sagt doch, daß Tiere keine Seele haben.«
    »Wer sagt das?«
    »Ach, das habe ich gelesen, und ich weiß, daß eine Menge frommer Leute dies glauben.«
    »Also, ich glaube es nicht.« Ich tätschelte die Hand, die die meine noch immer umklammert hielt. »Wenn eine Seele haben die Fähigkeit bedeutet, Liebe, Treue und Dankbarkeit zu empfinden, dann trifft das auf einige Tiere eher zu als auf so manche Menschen. In der Beziehung müssen Sie sich wirklich keine Sorgen machen.«
    »Ach, ich hoffe so sehr, daß Sie

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