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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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sie gepackt hatte, drängte sich in eine Ecke und schlang die Arme um dieangezogenen Beine. Er zitterte nicht, schien nicht einmal mehr zu atmen. Nur das unter dem trüben Grau seiner Pupillen glitzernde Entsetzen verriet, dass er noch nicht wieder in die alte, scheinbar gleichgültige und schicksalsergebene Starre verfallen war.
     
    Megan hatte nirgends Desinfektionsmittel gefunden und ließ den inzwischen stärker gewordenen Regen die Wunde auswaschen. Sie ging von einer Baracke zur nächsten und öffnete alle Stahltüren, aber weil die Eisengittertüren ihr den Zugang versperrten, konnte sie nicht nachsehen, ob sich in den Boxen Tiere befanden. Die Maschinenpistole fiel ihr ein, und sie machte sich auf den Weg zu dem Gebäude, in dem sie Malpass zurückgelassen hatte, um nach der Waffe zu suchen. Trotz des Regens und der fast gänzlichen Windstille glaubte sie einen Hauch von Verbranntem in der Luft zu riechen und war erstaunt, als sie den Ofen verlassen vorfand und kein Rauch aus dem Kamin stieg. Einer der Container unter dem Wellblechdach lag umgekippt am Boden. Aus seinem dunklen Bauch leuchtete das schmutzige Weiß der Säcke. Eine halbbeladene Schubkarre stand daneben. Megan starrte eine Weile auf den offenen Container, dann ging sie weiter.
    Beim Gebäude mit den Käfigen blieb sie so lange hinter einem Baum stehen, bis sie sicher sein konnte, dass niemand in der Nähe war. Dann versuchte sie sich zu erinnern, wohin sie die Maschinenpistole geworfen hatte. Sie drehte sich im Kreis, meinte, ein paar Büsche wiederzuerkennen, und durchkämmte in deren Nähe das hohe Gras. Irgendwann gab sie auf, ging zum Ende des Gebäudes und betrat es durch eine offenstehende Tür. Die Metallkoffer im Büroraum waren weg, und auch von Malpass fehlte bis auf die Zigarettenkippen jede Spur. Die Tür im Raum unter der Erde war aufgebrochen worden, das Mädchen verschwunden. Trockenes Gras lag am Boden und ein Stück Seil. Megan bückte sich, um ihre Fingerspitze in etwas zu drücken, das sie für Blut hielt.
    Sie ging zurück ins Freie und durch den dichten Regen zu den drei Häusern. Aus Gewohnheit duckte sie sich hinter den kaputten Kühlschrank und horchte auf Geräusche. Sie nahm eine leere Colaflasche und warf sie gegen die Wand des kleinen Holzhauses, in dem Raske, Malpass und Ruben ihre Waffen geladen hatten. Als nichts geschah, ging sie umdas Haus herum zur Vordertür. Mitten auf dem schlammigen Platz, umgeben von tiefen Fahrzeugspuren, lagen ein Mofa und ein einzelner hellgrüner Gummistiefel.
    Im Haus umfing sie warme, stickige Luft. Sie warf die Tür hinter sich ins Schloss, blieb in der Diele stehen und wartete. Dann ging sie an der Küche, deren Schränke leergeräumt waren, vorbei ins dunkle Wohnzimmer. Auch hier war alles entfernt worden: Möbel, Teppiche, Lampen, Bilder. Nur die dünnen Vorhänge hingen noch an den Fenstern. In einer Ecke fand sie die Bruchstücke der Marienfigur, ein paar Holzperlen des Rosenkranzes und Kerzen.
    Erst dachte sie, es sei das Geräusch eines aufkommenden Windes, das Wispern eines Lufthauchs, der durch eine Wandritze drang, das leise Ächzen eines Dachbalkens. Dann hörte sie es noch einmal und folgte ihm. Vor der Tür, die in das kleine Schlafzimmer führte, blieb sie stehen. Sie wollte den Raum nicht betreten und tat es trotzdem.
    Ester lag auf der Matratze und öffnete die Augen, als Megan sich neben sie kniete und ihre Hand nahm. Eine dünne blaue Decke war über sie gebreitet. Neben ihrem Kopf verstreute die Taschenlampe aus Malpass’ Rucksack ein schwaches farbloses Licht.
    »Was ist passiert?«, fragte Megan und strich mit der freien Hand über Esters Stirn.
    Ester sah Megan lange unter halb geschlossenen, flatternden Augenlidern hervor an. »Ich wollte kommen«, sagte sie leise, als habe sie Megan gerade erst erkannt. »Dich holen.«
    »Ich weiß.«
    »Ehrlich.«
    »Jetzt bin ich ja hier.«
    Ester schloss die Augen. »Ja«, sagte sie. Ihre Lippen waren blutleer und rissig. In ihren Haaren hingen Grashalme.
    Megan zog die Decke ein Stück weit herunter. Esters Oberkörper war nackt. Ihr rechter Arm lag über dem Bauch, ihre Hand hielt ein zusammengeknülltes blutgetränktes T-Shirt. Ein Laut der Bestürzung entfuhr Megan, und Ester öffnete verwirrt die Augen. Megan hob die Hand mit dem T-Shirt behutsam an. Der Stoff löste sich vom eingetrockneten Blut und gab ein Loch frei, schwarz und nicht größer als ein Kirschkern.
    Megan berührte die bläulich verfärbte Haut um

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