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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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ob sie eine öde Arbeit vor sich haben, einen Job, den sie hassen. Einer fängt an zu kläffen, und die anderen setzen ein. Zwischendurch geben sie Ruhe, und du nickst ein, obwohl du weißt, dass sie dich nicht schlafen lassen. Vermutlich wirst du dich irgendwann daran gewöhnen. Dann wird es dich nicht mehr stören, wie es dich in der ersten Nacht gestört hat, und in der zweiten und dritten und vierten und in dieser.
    Dir würden die Hunde gefallen. Du würdest mit ihnen spielen. Du würdest sie füttern. Du würdest dir Namen für sie ausdenken. Du würdest mit ihnen sprechen.
    Seit fünf Tagen warte ich darauf, dass diese Mistkerle den verfluchten Motor endlich flottkriegen. Nach zwei Tagen dachte ich, sie sind abgehauen mit dem Geld, das ich ihnen für die Ersatzteile gegeben habe. Aber dann kamen sie tatsächlich zurück und fingen an zu arbeiten. Vorne am Wasser sitzen sie unter einem Wellblechdach und schrauben und schweißen an dem ausgebauten Motorblock herum. Zwanzig Leute schauen zu, viele Kinder sind dabei. Zwei der drei Männer, denen das Boot gehört, arbeiten, der dritte, ein dürrer alter Bursche mit schlechten Zähnen, hockt nur da und raucht und gibt ab und zu einen Kommentar zum Besten. Ich habe ihnen ein Foto von dir gezeigt, ein altes. Sie haben dich nicht erkannt, bestimmt hast du dich verändert. Aber sie haben sichan dich erinnert, an die junge Frau, die unbedingt auf eine der Inseln wollte. Wenn ich frage, wie lange die Reparatur noch dauert, verstehen sie plötzlich überhaupt kein Englisch mehr und reden alle auf einmal, bis ich die Schnauze voll habe und zurück in mein Zimmer gehe.
    Mein Zimmer. Vier mal vier Meter, ein Bett und ein Stuhl. Kein Tisch. Zwei Fenster. Das eine geht auf die Wand des Nachbarhauses, durch das andere sehe ich in den Hinterhof mit den Hühnern. Die Hühner sind wie die verdammten Hunde, nur nerven sie dich am Tag statt in der Nacht. Wenn es heiß ist und ich auf dem Bett liege, kann ich sie hören. Du weißt ja, ich habe mich schon früher immer gefragt, was diese blöden Viecher den ganzen Tag zu gackern haben. Du hast gesagt, sie könnten eigentlich wie Vögel zwitschern, aber weil sie so schüchtern und verklemmt sind, stottern sie nur. Und du hast gesagt, manchmal, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, singen sie schöner als eine Nachtigall. Als ich fünf war, habe ich dir das geglaubt. Ich habe mich an unsere verdammten Hühner angeschlichen und sie stundenlang belauscht, aber ich habe nie gehört, wie sie singen. Ich glaube, sie führen Selbstgespräche. Sie staksen von morgens bis abends über den Hof und kommentieren jedes verdammte Korn, das sie finden, jeden verdammten Wurm, den sie zu fassen kriegen. Und wenn sie nichts finden, kommentieren sie das auch. Hühner sind alte, bescheuerte Weiber, die vor sich hin brabbeln. Aber wenigstens geben sie in der Nacht Ruhe.
    Fünf Tage in diesem verfluchten Kaff. Ich weiß, ich soll nicht solche Wörter gebrauchen wie verflucht und verdammt. Das fandest du schon falsch, als wir noch Kinder waren, und vermutlich hat sich daran nichts geändert. Aber ich will ehrlich sein, mir ging es bis vor ein paar Monaten noch ziemlich mies, und seit ich in diesem Loch sitze und es nicht weitergeht, kommen all die schlechten Erinnerungen zurück. Wenn ich dir erzähle, was ich alles hinter mir habe, verstehst du mich vielleicht. Wo soll ich bloß beginnen?
    Wie wäre es mit der Nacht, in der ich nach Dublin abgehauen bin? Du weißt schon, nachdem du in mein Zimmer gekommen bist. Herrgott, ich muss nur die Augen schließen und sehe wieder alles vor mir. Warum hast du das getan, Meg? Zehn Minuten später, und ich wäre weg gewesen. Dachtest du etwa, du könntest mich zurückhalten? Hast du wirklich geglaubt,ich würde dann bleiben? Und sag jetzt bloß nicht, es sei alles halb so schlimm, weil wir keine richtigen Geschwister sind. Zu der Zeit wusste ich das nicht! Bis vor ein paar Monaten wusste ich nicht, dass wir dieselbe Mutter haben, aber nicht denselben Vater. Das musste ich erst rausfinden. Vielen Dank auch! Cait lässt dich übrigens grüßen, aber das ist dir vermutlich egal. Sie lässt dich nicht wirklich grüßen, sie meinte nur, falls ich dich mal sehe, soll ich dir sagen, dass es ihr leid tut und dass sie einen großen Fehler gemacht hat damals. Sie sagte, sie wollte sich immer bei uns melden, aber dann hat sie den Mut dazu nicht gehabt. Sie denkt, wir hassen sie, und was mich betrifft, lag sie damit lange Zeit

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