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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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mit jemandem unterhalten können, würde jedes Wort auf die Goldwaage legen müssen, um nicht endlose Erklärungen nachfolgen zu lassen. Und ich musste so schnell wie möglich verschwinden. Burke, Brahe und die anderen hatten zu viel von den Unwahrscheinlichkeiten, die mich umgaben, mitbekommen. Und ich musste so schnell wie möglich den Off-Roader verschwinden lassen, und zwar so, dass er in den nächsten hundert Jahren nicht gefunden wurde. Wenn wir erst einmal am Dig Tree angekommen wären, hätte er sowieso seine Schuldigkeit getan. Bestenfalls bliebe noch Sprit für hundert Kilometer, eher weniger, und darauf kam es dann auch nicht mehr an. Besser ich richtete mich schon einmal darauf ein, die knapp zweitausend Kilometer bis Melbourne auf dem Rücken eines Pferdes zurückzulegen. Ein schrecklicher Gedanke. Meine Reiterfahrungen beschränkten sich auf ein paar kürzerere Ausritte bei irgendwelchen Touristenveranstaltungen und selbst danach hatte mir mein Hintern jedes Mal scheußlich wehgetan. Andererseits hatte ich natürlich keine Wahl. Ein Rascheln im Unterholz ließ mich herumfahren. Ich erwartete eine schwarze, fast nackte Gestalt zu sehen, die mir einen Speer zwischen die Rippen stieß. Mein Gewehr hatte ich natürlich am Feuer zurückgelassen. Es war Wills, der in ein paar Metern Abstand an mir vorbeiging und mir zunickte. Dann hörte ich das Plätschern eines Wasserstrahls, der auf den ausgetrockneten, knüppelharten Boden traf.
    Kurze Zeit später begab auch ich mich wieder in den heimeligen Schein des Feuers. Wills und King hatten sich schon in ihre Decken verkrochen, nur Burke saß noch nach vorne gebeugt, die Ellbogen auf den Knien abgestützt, auf einem Stein und blickte in die Flammen, die noch aus den letzten, fast aufgezehrten Holzstücken hervorzüngelten. Ich wollte mich in meinen Swag auf der Ladefläche des Pickup verziehen und den nächsten Morgen herbeischlafen, doch ein deutliches Räuspern hielt mich zurück.
    »Doc«, leise und unsicher, halb Frage, halb Aufforderung folgte dem Räuspern. »Wer bist du wirklich?«
    »Ich würde sagen, jemand, dem ihr euer Leben verdankt.« Dabei blickte ich ihm direkt in die Augen und ließ keinen Zweifel daran, dass ich es absolut ernst meinte.
    Burke überlegte einen Moment lang und nickte dann. »Gut. Ich sehe das auch so. Aber woher kommst du? Wie hast du uns gefunden, wo wir selbst noch nicht einmal genau wussten, wo wir waren? Und warum ist Brahe nicht bei dir? Was ist mit ihm passiert?«
    »Ziemlich viele Fragen auf einmal«, versuchte ich auszuweichen.
    »Haben dich die Leute in Melbourne geschickt?«
    »Nein. Ich bin zufällig hier vorbeigekommen.«
    »Niemand kommt hier zufällig vorbei«, erklärte Burke in einem Tonfall, aus dem man heraushören konnte, dass er es als Beleidigung auffasste, wenn ich seine Intelligenz wirklich soweit unterschätzte.
    »Gut«, lenkte ich ein, »sagen wir, glückliche oder auch unglückliche Umstände, je nachdem, wie man es sieht, haben mich zu diesem Zeitpunkt an diesen Ort geführt.«
    »Ich habe mir dein Gewehr angesehen«, bekannte er unvermittelt. »Über deinen Wagen kann ich nichts sagen, höchstens, dass ich niemanden kenne, der je so ein Gefährt zuvor gesehen oder auch nur davon gehört hätte. Aber dein Gewehr …«
    »Was ist damit?«, fragte ich unwirsch und griff nach meinem Gewehr, das neben Burke an einem Baumstamm lehnte.
    »Eine solche Waffe habe ich noch nie gesehen. Und ich habe viele Waffen in meiner Dienstzeit gesehen, das kannst du mir glauben. Und bei Gewehren kenne ich mich aus.«
    Natürlich, ging es mir durch den Kopf. Burke war ja Polizeioffizier gewesen und hatte wahrscheinlich auch eine militärische Ausbildung. »Mein Gewehr ist genauso eine Neuentwicklung wie dieser Wagen«, versuchte ich meine Tarnung aufrecht zu erhalten, kam aber nicht viel weiter, denn Burke unterbrach mich ziemlich schroff.
    »Blödsinn. Wieso ist dann an der Unterseite des Laufes eingraviert ›Wilson und Söhne, Adelaide‹? Ich kenne zwar diese Büchsenmacher nicht, aber Adelaide liegt eindeutig in Australien. Also lüg mich nicht an.«
    Wenigstens hatte die Firma darauf verzichtet, das Herstellungsdatum auch noch einzugravieren, tröstete ich mich, was aber nichts daran änderte, dass ich mich in ziemlichen Schwierigkeiten befand. »Interessant«, murmelte ich. »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Vielleicht ist es im Auftrag dieser Firma in England hergestellt worden. Ich habe keine Ahnung.« Und

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