Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)
Durchmusterungen ist jedoch weniger differenziert als das der SkyMapper-Durchmusterung und somit nicht direkt für die detaillierte Charakterisierung von Sternen nutzbar. Deshalb werden zwar neue Zwerggalaxien gefunden werden, aber für die einzelnen Mitgliedersterne werden die Metallizitätsinformationen unzureichend sein. Möchte man also über die Metallizitäten Genaueres wissen, muss man mit zusätzlichen Aufnahmen oder am besten direkt mit Spektroskopie alle Sterne erneut beobachten.
Neben diesen fotografischen Durchmusterungen gibt es noch weitere komplementäre Durchmusterungen. Die chinesische LAMOST (»Large Sky Area Multi-Object Fibre Spectroscopic Telescope«)-Durchmusterung nimmt seit 2010 niedrigauflösende Spektren von Objekten der Nordhalbkugel aus der 300 km nördlich von Peking gelegenen Xinglong-Station auf. Viele metallarme Sterne werden dort mit Sicherheit identifiziert werden. Der europäische Satellit »Gaia«, unter der Leitung der Europäischen Raumfahrtagentur und mit einem riesigen Team von Astronomen aus ganz Europa, wird ab 2013 die Positionen, Entfernungen und Geschwindigkeiten von ca. einer Milliarde Sterne vermessen. Die Bestimmung von physikalischen Sternparametern und chemischer Zusammensetzung wird dann für einen Teil der Objekte möglich sein. Diese Informationen werden auch für die Suche nach metallarmen Sternen und der Charakterisierung der Milchstraße sowie deren Ursprung, Entwicklung, Struktur und Dynamik von Bedeutung sein.
Alles in allem wird aber besonders SkyMapper das nächste große Feuerwerk an neuen Daten hervorbringen, die das Feld der Stellaren Archäologie enorm vorantreiben wird. Dennoch werden viele der Sterne zu schwach für hochauflösende Spektroskopie mit den derzeit größten Teleskopen sein. Dieses Problem kennen wir ja inzwischen. So müssen wir uns mit den helleren Sternen im Halo und den neuen Zwerggalaxien zufriedengeben. Dabei hoffen wir natürlich, weitere Sterne mit rekordniedrigen Eisenhäufigkeiten zu finden, um das frühe Universum mit seinen Nukleosyntheseprozessen noch eingehender kennenlernen zu können.
11.4. Die nächste Generation von Riesenteleskopen
Die Tatsache, dass die neuen Durchmusterungen viele extrem schwache Objekte im Halo und in diversen Zwerggalaxien identifizieren werden, stellt die Astronomie vor eine große Herausforderung – wenn zusätzliche spektroskopische Beobachtungen nötig werden. Gleichzeitig provoziert dieses Problem aber den Wunsch, diese Grenzen zu überwinden, um weiter als je zuvor in den Kosmos schauen zu können.
Doch die Möglichkeiten für hochauflösende Spektroskopie dieser zu schwachen und somit momentan unbeobachtbaren Sterne könnten in den nächsten zehn Jahren durchaus steigen: Mit der nächsten Generation von riesigen optischen Teleskopen. Sie werden über einen Spiegeldurchmesser von mehr als 25 m verfügen und somit hervorragend für die hochauflösende Beobachtung von interessanten Objekten geeignet sein, die uns heute noch vollständig unzugänglich sind.
Zur Zeit sind drei solcher Teleskopriesen in der detallierten Planung: ein europäisches und zwei amerikanische. Das »European Extremely Large Telescope« (E-ELT) soll 39 m Durchmesser haben, was durch das Zusammenspiel von fast tausend sechseckigen 1,4 m-Spiegeln erreicht wird. Der Gesamtspiegel wird dann wie eine riesige Bienenwabe aussehen. Das Projekt wird von der Europäischen Südsternwarte (ESO) geleitet, die schon seit langem eine ganze Reihe von Teleskopen in Chile betreibt. Es ist geplant, dass das E-ELT auf dem 3000 m hohen Berg Cerro Armazones im zentralen Teil der Atacamawüste im Norden Chiles stehen wird. Dieser Standort befindet sich 130 km südlich der Stadt Antofagasta und ist nur ca. 20 km vom Cerro Paranal entfernt, auf welchem das Very Large Telescope der ESO steht.
Der Spiegel des »Thirty Meter Telescope« (TMT) soll aus 492 Segmenten bestehen, die sich zu einem 30 m-Spiegel zusammensetzen lassen. Die Universitäten in Kalifornien (USA) zusammen mit Partnern aus Kanada, Japan, China und Indien sind an diesem Teleskopbau beteiligt. Zusammen mit anderen Teleskopen, wie dem Subaru- und den Keck-Teleskopen, wird es auf dem 4000 m hohen Mauna Kea auf der hawaiianischen Insel »Big Island« stehen.
Das »Giant Magellan Telescope« (GMT) wird einen Spiegeldurchmesser von 25 m besitzen. Das Design unterscheidet sich von dem der anderen Teleskope dadurch, dass die Einzelspiegel nicht eckig und relativ klein sind,
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