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Auf die Freundschaft!

Auf die Freundschaft!

Titel: Auf die Freundschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Bühnemann
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zur Seite. Ken blieb stehen, während ich eintrat. Meine Hand bebte, als ich den Knopf drückte, der mich so schnell wie möglich wieder zur Eingangshalle bringen sollte. Ich weigerte mich, ihn anzusehen. Ken rief mir etwas nach, aber die Türen verschluckten seine Entschuldigung, oder was immer es war.
     
    Als ich mich ins Auto setzte, zögerte ich eine Sekunde lang. Fast wäre ich in Tränen ausgebrochen. Ich spürte bereits, wie sich meine Kehle zuschnürte und meine Augen brannten. Aber ich wollte hier nicht weinen, nicht wenn Ken in den nächsten Minuten hier auftauchen konnte. Also atmete ich tief durch und startete den Chrysler. Ich fuhr ziellos durch die Straßen, bis ich an einen See kam. Ich kannte die Gegend. Hier waren Ken und ich kurz nach unserer Hochzeit oft gewesen. Ich parkte das Auto direkt am Ufer, stellte den Motor ab und weinte. Die ganze Traurigkeit strömte aus mir heraus, ich schluchzte, wimmerte und legte schließlich den Kopf auf das Lenkrad. Meine Augen taten weh und ich hatte Kopfschmerzen, aber ich weinte weiter. Wie hatte er es nur wieder tun können? Reichte es nicht, ein Mal unsere Ehe, unser gemeinsames Leben zu gefährden?
    Ich hatte nur knapp zwanzig Minuten hier gesessen, aber ich fühlte mich um Jahre gealtert. Meine Augen brannten nicht mehr, aber sie waren geschwollen und ich legte meine kühlen Hände auf die geschlossenen Lider. Als meine Augen nicht mehr die Größe von Golfbällen hatten, ließ ich meine Hände sinken und blinzelte. Ich drehte den Rückspiegel zu mir und betrachtete mich. Es war erschreckend! Ich sah tatsächlich älter als zweiundvierzig aus, viel älter, und meine Augen waren noch immer rot. Doch es half nichts, ich musste mich auf den Heimweg machen und mit Ken besprechen, wie die nächsten Schritte aussahen. Dass ich ihn verlassen wollte, bezweifelte ich nicht. Aber für Mike würde es sehr schwierig sein. Ich würde ihn nicht zwingen, mit mir nach Deutschland zu ziehen. Er konnte das frei entscheiden.
     
    Ken war bereits zu Hause, als ich eintraf. Mike war noch beim Training. Ich kann mich nicht mehr an alle Geschichten erinnern, die Ken mir erzählte, um sein Handeln zu rechtfertigen. Ich weiß noch, dass er schließlich mir die Schuld an allem gab.
    „Kein Wunder, dass ich mein Gras auf anderen Weideflächen suche!“, rief er. „Ich meine, wann hast du dir das letzte Mal etwas Schickes angezogen? Wann hast du mich das letzte Mal verführt? Ich bin ein Mann, Claudia, ich brauche regelmäßig meine Spielstunden!“
    Zum Glück war ich noch viel zu verletzt von der Büroszene, sodass ich die nachfolgenden Sprüche sofort wieder vergaß, nachdem er sie ausgesprochen hatte. Erst beleidigte er mich, dann flehte er mich an, ihn nicht zu verlassen. Ich weiß nicht, wie ich es schaffte, alles so ruhig über mich ergehen zu lassen. Ken keifte, aber ich packte seelenruhig meinen Koffer. Ich würde vorerst zu Melinda ziehen, einer Freundin aus dem Sportstudio. Von dort aus konnte ich meine Reise nach Deutschland organisieren. Als Ken mit seinen Tiraden geendet hatte, war mein Koffer gepackt. Ich wandte mich an meinen Mann.
    „Ich bin die nächsten Tage bei Melinda. Mike rufe ich von unterwegs an und werde ihm morgen alles erklären. Außerdem rufe ich Karin an und werde sie bitten, mir in Deutschland eine Wohnung zu suchen. Ich brauche Abstand von dir und unserem Leben hier.“
    „Aber was ist mit Mike?“, unterbrach mich Ken.
    „Mike hat die Wahl. Entweder er bleibt bei dir und hier in seiner alten Umgebung, oder er zieht mit mir nach Deutschland.“
    „Herrgott, Claudia, der Junge ist nicht mal sechzehn! Du kannst ihn doch keine so schwerwiegende Entscheidung treffen lassen!“
    „Unser Sohn ist schon alt genug, um zu wissen, was er will. Wenn er mitkommen will und feststellt, dass er doch lieber in den USA lebt, werde ich ihn nicht aufhalten.“
    Ich wandte mich zum Gehen.
    „Ich hätte schon vor sechs Jahren die Scheidung einreichen sollen. Geh zu deiner Assistentin, wenn du meinst, dass sie dich glücklich macht. Mike lässt dich wissen, wie er sich entscheidet, ich spreche mit ihm. Mach’s gut, Ken.“
     
    „Ich komme auf jeden Fall mit.“
    Mike sah mich ernst an und kam mir plötzlich gar nicht mehr wie ein fünfzehnjähriger Teenager vor.
    „Hast du dir das gut überlegt?“
    „Da brauche ich nicht zu überlegen.“
    Ich war überrascht, wie gefasst Mike die Nachricht unserer Trennung aufgefasst hatte, und mit welcher

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