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Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition)

Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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Zeichen.« Er erinnerte sich daran, dass sie da sein musste, an den Schlitten angeseilt war. Sie hielt sich bestimmt fest und tat alles, was sie tun konnte. Was praktisch nichts war. Er musste sich irgendetwas anderes überlegen. Etwas, das das Abrutschen des Gespanns endgültig unmöglich machte. Denn falls es abrutschte, würden sie alle sterben.
    Derek schlug die Tür zum Angstzentrum seines Hirns mit lautem Knall zu.
    Geh ja nicht da rein, sagte er sich, und war doch kalt vor Angst. Um Himmels willen, geh nicht da rein.
    Er nutzte sein gesamtes Körpergewicht, um den Hunden zu helfen. Die Tiere arbeiteten ihm zu. Sie wussten, was Hilfe war, wenn sie welche bekamen. Aber sie hatten angstgeweitete Augen, und ihre Füße rutschten und schlitterten über den sich konstant bewegenden Boden.
    Mit seiner Hilfe kämpften sie um jeden Millimeter, während die Erde grollte und bebte. Schnee und Geröll schoss empor, als wolle der Boden selbst sie abschütteln.
    Es gelang ihm, sie Zentimeter um hart erkämpften Zentimeter vorwärts zu ziehen. Sein Rücken schrie. Seine Armmuskeln flehten um Gnade, aber er ließ nicht nach. Konnte sich und die Hunde nicht aufgeben lassen. Mehr mit Willens- als mit Körperkraft zog er sie so weit er konnte zur linken Bergseite, wo ein paar von ihnen vor Hagel aus Schnee und Geröll geschützt waren, doch sie rutschen einen guten Meter weiter ab.
    Eineinhalb Meter.
    Zwei.
    Derek kämpfte um ihrer aller Leben, während er mit dem Gespann ins Rutschen geriet und wie auf Skiern über den Schnee schlitterte. »Nein«, schrie er und grub die Absätze in den Boden, zog Furchen durch den weichen Schnee und das Geröll. »Heja!« Als zögen sie nicht längst. Die Hunde gaben ihr Letztes. Mit bebenden Oberkörpern und hängenden Zungen, ihre Flanken zogen sich zusammen, ihr Atem mischte sich in die wirbelnden Schneeflocken.
    Ein Fehlschlag war keine Option.
    Mit fast übermenschlicher Kraft zog er die Hunde erneut nach vorn, machte verlorenen Boden gut. Rio und Grady hievten sich wieder nach oben. Er würde nicht loslassen. Er würde Lily und das Gespann nicht verlieren. Bei Gott, er würde nicht am Rand des Abgrunds stehen und ihren zerschmetterten Körper anstarren.
    Finns und Arrows Vorderläufe hoben sich komplett vom Boden, während Derek mit all seiner Kraft zog. Er spürte jeden Muskel und jede Sehne arbeiten, und er dankte Gott für seine körperlichen Fähigkeiten und das gnadenlose Training. Er würde heute jedes bisschen seiner Kraft brauchen.
    Es dauerte fünf Minuten, bis die Erde sich so weit beruhigt hatte, dass die Hunde ruhigen Stand fanden. Er hatte sie. Fest. Sie rutschten nicht weiter ab.
    Und jetzt Lily. Bitte, lieber Gott, Lily.
    »Ihr kriegt heute ein Extraleckerli«, teilte er den Hunden schnaufend mit und versicherte sich, dass sie nicht immer noch nach hinten gezogen wurden. Zufrieden, zumindest für den Moment, trat er einen Schritt zurück. »Festhalten. Stillgestanden.«
    Er hatte die obligatorische Schaufel auf seinem Schlitten. Aber er würde nicht das ganze Stück zurücklaufen, um sie zu holen.
    Er hatte keine Sekunde zu verlieren und warf sich praktisch auf die zerklüftete Kante des Pfads.
    Schlitternd, rutschend, auf Händen und Füßen. Halte dich tief über dem Boden, der Balance wegen. Wo? Ein schneller Blick, und er hatte den baumelnden, schneebeladenen Schlitten lokalisiert. Er schob sich über den steilen Abhang. Der einzige Grund, vorsichtiger vorzugehen als sein kreischender innerer Alarm es forderte, war die Tatsache, dass, wenn er abstürzte, es auch Lilys Tod sein würde.
    Er manövrierte akribisch, krebsartig, näherte sich dem Schneeklumpen, unter dem sich der Schlitten und seine kostbare menschliche Fracht verbarg, in den Abhang gegraben, bedrohliche fünfzehn Meter über dem Abgrund.
    »Lily, sag etwas«, schrie er aus drei Metern Entfernung. » Lily . Sag etwas!«
    Vor vielen Jahren, auf einem seiner ersten T-FLAC-Einsätze, waren Derek und sein Team in einem abgelegenen Hochgebirgszug der Anden ins Lager einer kleiner Terrorgruppe eingeschleust worden. Er war passenderweise fast vor Angst gestorben. Aber nie zuvor hatte er etwas erlebt, das dem blanken Horror so nahe kam wie das hier.
    Seine Angst um sich selbst reichte nicht annähernd an die um Lily heran. Es war, als vergliche man eine Kaulquappe mit einem Killerhai.
    Damals hatte eine Lawine ihn selbst verschüttet, drei von sieben Männer getötet und einem Mann Erfrierungen und einen Beinbruch

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