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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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tot«, sagte sie mit kehliger Stimme. Ihre Augen waren kühl auf ihn gerichtet.
    »Tot?« fragte er unbeteiligt.
    Sie reagierte nicht.
    »Ich erinnere mich«, sagte er mehr zu sich selbst, »er hat sich meine Antwort nicht mehr geholt.«
    Sie war aufgewühlt und preßte die Lippen zusammen.
    »Interessiert es Sie nicht, wie meine Antwort gelautet hätte?« Er sah sie wie abwesend an.
    »Sie werden es mir sagen.«
    »Dieser Befund allein genügt nicht, hätte ich ihm gesagt. Wir sind schließlich keine Scharlatane. Wir arbeiten ernsthaft.« Er wartete ab, ob sie etwas entgegnete. Als sie schwieg, fügte er hinzu: »Nun zu Ihnen. Das Blutbild wurde vor etwas mehr als fünf Wochen gemacht. Warum kommen Sie erst heute?«
    »Ich habe es erst gestern abend erfahren.« Sie mußte an sich halten, um nicht loszuschreien.
    »Eigenartig.« Er sah sie ausdruckslos an und wartete auf eine weitere Stellungnahme. Doch sie schwieg. So wiederholte er: »Sehr eigenartig«, und es klang abwertend.
    Ihr Blick war feindselig auf ihn gerichtet. Ihre Schläfen pochten. Sie war kaum noch fähig, seine Worte aufzunehmen.
    »Hat Hornberger Sie über die Sache informiert?« fragte er sachlich.
    Sie antwortete nicht.
    »Hat er Ihnen gesagt, daß ein Blutbild allein nicht genügt? Daß wir ohne genaueste Untersuchung der Patientin überhaupt kein Urteil abgeben können? Daß zu einem Urteil sehr viel mehr gehört als nur ein biochemisches oder immunologisches Verfahren?«
    Er sah sie an, wie um herauszufinden, ob sie begriff, was er ihr erklärte. Als sie weiterhin schwieg, fuhr er mehr für sich selbst fort: »Jede einzelne interessante Zelle muß nicht nur einmal, sondern dreifach, in drei verschiedenen Ebenen fotografiert werden. Mindestens eine der drei Aufnahmen muß so scharf sein, daß sie durch die automatische Bildanalyse präzise ausgewertet werden kann. Außerdem muß das Blut neu und präziser überprüft werden.«
    Wieder beobachtete er sie. Er spürte, daß sie ihm folgte, und sagte abschließend: »Wir werden Sie durch den Wolf drehen. Unbarmherzig. Es wird Sie viel Kraft kosten. Aber wenn wir fertig sind, werden Sie sich auf unser Urteil verlassen können.«
    Ihr Blick erstarrte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    »Sind Sie sofort bereit?« Er erwartete keine Antwort und drückte die Taste der Sprechanlage.
    »Cancer Research«, tönte eine weibliche Stimme scheppernd aus der Membrane.
    »Pollock für eine Miss …« Er sprach auf die Membrane ein, zögerte und wandte sich an Jennifer: »Ihr Name?«
    Sie nannte ihn.
    »– für Miss Jennifer Kahn. Allright?« Er beugte sich über die Anlage.
    »Jennifer Kahn, allright«, kam es aus der Membrane zurück.
    Dann sprach er zu Jennifer: »Melden Sie sich im Zimmer nebenan. Drei-Sechs-Eins-Zwei.«
    Als sie ihn unschlüssig ansah, sagte er kühl: »Das ist vorläufig alles.«
    »Wie lange …?« fragte sie leise, und ihre Stimme gehorchte ihr nicht. »Ich meine, wann werde ich Gewißheit haben?«
    »Am Ende der Untersuchung. In drei Tagen.«
    Sie hörte ihn wie aus endloser Ferne. Ihr Herz krampfte sich zusammen, ihr Atem schien zu versiegen.
    Sie hatte unwillkürlich das Gefühl, daß es für sie keinen Ausweg mehr gab, und schloß mit dem Leben ab.

24
    Die beiden Männer, die mit Pistolen im Anschlag plötzlich in der offenen Tür standen, forderten fast gleichzeitig herrisch von den Menschen im Raum: »Hände hoch und zur Wand!«
    Eugene Fridkin, der alte Herr, der als Schöngeist jede Art von Gewalt entschieden ablehnte, hob die Hände als erster über den Kopf. Schweiß stand auf seiner Stirn. Ihm kam auf einmal alles und jeder verdächtig vor, die Angelegenheit mit der angeblich abgestellten Kühltasche, der mysteriöse Anruf, Patrick mit seinen hartnäckigen Fragen und sogar May Tsang, deren Seriosität er unter dem Eindruck der Ereignisse auch in Frage stellte.
    Nach Fridkin hob Cecilia Holodock ihre Arme. Sie stand der Situation mehr oder weniger gleichgültig gegenüber und dachte sich: Warum sollte nicht auch mal ein Museum überfallen werden?
    Patrick Hamilton kam der Aufforderung in Ruhe nach. Seine Sinne aber waren angespannt. Er kannte einen der zwei Männer zur Genüge, beobachtete sie scharf, versuchte sich das Gesicht des Fremden einzuprägen und achtete auf die kleinste Reaktion von ihnen, um sie womöglich zu seinem Vorteil zu nutzen. Unwillkürlich spürte er, daß der jüngere der beiden, der kräftige Mestize, der ihn überfallen hatte, der blindlings

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