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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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nebenbei.
    Cecilia berichtete es ihm kurz und bedauerte, daß sie ihn damals nicht sofort davon in Kenntnis gesetzt hatte.
    »Was ist das Problem?« Patrick wandte sich an Fridkin.
    Fridkin horchte auf. »Haben Sie es mitbekommen?«
    »Nein. Ich habe nur den sechsten Sinn von einem meiner Urgroßväter geerbt«, sagte Patrick bissig, »er war Leichenbeschauer«, und es galt seinem eigenen Pessimismus, der in den letzten Tagen in ihm mehr und mehr aufgekommen war.
    Fridkin ging darüber hinweg und sagte in sich versunken. »Es war ein Anruf. Ziemlich mysteriös. Ein Mann hat sich nach einer Tasche erkundigt.«
    »Jetzt eben?« fragte Patrick verblüfft, und im gleichen Atemzug kam ihm ein Verdacht.
    »Ja«, bestätigte Fridkin, »eigenartig, meinen Sie nicht auch?« Er sprach sowohl zu Patrick als auch zu May.
    »Hat die Sache mit unserer Tasche zu tun?« May sah arglos in die Runde.
    »Er hat die Tasche nicht beschrieben«, wandte sich Fridkin geduldig an May und fuhr für Patrick und Cecilia fort: »Aber er hat mich beim Namen genannt.«
    »Er kann ihn von der Zentrale erfahren haben«, stellte Cecilia nüchtern fest.
    »Der Anruf kam nicht über die Zentrale«, sagte Fridkin, »er kam direkt.«
    »War es ein Ausländer?« sprach Patrick seinen Verdacht aus. »Vielleicht ein Cubaner?«
    »Sie können recht haben, er sprach mit Akzent«, überlegte Fridkin ernsthaft, »aber ob es ein Cubaner war, konnte ich nicht heraushören. Nur …« Er zögerte.
    Für einen Augenblick trat Stille ein. Die drei sahen Fridkin erwartungsvoll an.
    Er vollendete: »Nur könnte es auch sein, daß er einfach feststellen wollte, ob ich im Haus bin.«
    »Was haben Sie dem Mann auf seine Frage nach der Tasche geantwortet?« fragte Patrick hellhörig.
    »Nichts«, antwortete Fridkin, »ich habe aufgelegt.«
    Wieder schwiegen sie alle. Dann sagte Patrick: »Ich glaube, Sie haben recht. Der Mann wollte vor allem wissen, ob Sie im Haus sind. Ich bin dafür, daß wir sofort handeln. Daß wir …« Er wollte sagen: Daß wir im Coffee-Shop die Tasche holen und sie auf dem schnellsten Weg zum Sloan Kettering Center bringen. Aber er kam nicht mehr dazu.
    Denn im gleichen Augenblick stürmten zwei Männer lautstark den Flur entlang und standen auch schon in der offenen Tür. Sie hatten jeder eine Pistole in der Hand und richteten sie auf die vier Menschen. »Keine Bewegung!«

23
    Jennifer Kahn glaubte, ein eiserner Ring läge zentnerschwer auf ihrer Brust. Sie wagte kaum zu atmen. Alles um sie herum verstärkte die Angst, die sie ohnehin schon hatte. Der nüchterne, fensterlose, kleine Raum. Die glatten weißen Wände. Das Regal und der Schreibtisch, die von Akten und Büchern überzuquellen schienen. Der Mann in Hemdsärmeln, mit dem brutalen Kinn. Sie kam sich wie ausgeliefert vor.
    Noch selten war ihr ein Mensch von Anfang an derart unsympathisch gewesen wie dieser Doktor Pollock. Seine rüde Art, die scheinbare Teilnahmslosigkeit, das intellektuelle Gehabe, das im krassen Gegensatz zu seinem sportlichen Äußeren stand, einschließlich des sonnengebräunten Gesichts, alles an ihm mißfiel ihr.
    Doch um sich zu beruhigen, sagte sie sich, daß ein Arzt weder nach seinem Benehmen noch nach seinem muffigen Ton zu beurteilen sei, sondern einzig und allein nach seinem Können. Und daß er auf seinem Gebiet, der Bekämpfung von Leukämie, als Kapazität galt, wurde Pollock allgemein bestätigt.
    Nach einer flüchtigen Begrüßung tat er, als sei Jennifer für ihn nicht mehr vorhanden. Er griff nach dem Befundbericht, den Coblence ihm abgeliefert hatte, setzte sich halb auf die Kante des Schreibtisches und vertiefte sich in die Akte.
    Sie zog sich unaufgefordert den freien Stuhl heran und nahm Platz.
    Nach einer Weile sah er hoch und sagte ironisch: »Sie haben einen prominenten Fürsprecher in Galveston.«
    »Hat das einen Einfluß auf meine Krankheit?« gab sie erregt zurück.
    Er ignorierte sie und las weiter im Bericht. Dann schlug er die Akte zu, warf sie achtlos hinter sich auf den Tisch, stellte sich vor Jennifer, die Hände in den Hosentaschen, und fragte ärgerlich: »Waren Sie nicht schon vor kurzem hier?«
    »Nein«, antwortete sie wortkarg. Sie konnte ihre Ablehnung gegen ihn nicht unterdrücken.
    »Stimmt. Es war Ihr Vater. Er glaubte, wir seien Hellseher und könnten uns schon allein nach diesen Werten ein abschließendes Urteil bilden.« Es klang geringschätzig, und er wies mit dem Kopf flüchtig zum Schreibtisch.
    »Mein Vater ist

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